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Aufbruch nach dem Frost

Title: Aufbruch nach dem Frost

No Entry , 2025 , 193 Pages

Autor:in: F. Ludin (Author)

StorySphere: Novels & Short Stories
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Summary Excerpt Details

Ein Roman über das Verstummen der Liebe, die Kälte der Jahre – und den Mut, sich selbst wiederzufinden.

Maria ist verheiratet – und einsam. Sie blickt zurück: auf das Mädchen, das sie war, auf die Frau, die sie geworden ist – und auf das Leben, das sie nicht mehr führen will. Die Gespräche sind verstummt. Der Mann trinkt. Maria macht sich auf den Weg. Sie ging nicht, weil sie wusste, wohin. Sie ging, weil sie wusste, dass sie nicht bleiben konnte. Marias Rückzug, Isolation, erste Gedanken an Flucht aus der Ehe. Sie beginnt, sich selbst zu verlieren, aber sie kämpft gegen die Einsamkeit. Ein Roman über vier Jahreszeiten – und ein Leben, das neu beginnt, wenn alles verloren scheint.

Excerpt


F. Ludin

 

 

Aufbruch nach dem Frost

Bibliografische Information der Deutschen
Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

Impressum:

Copyright © StorySphere 2025

Ein Imprint der GRIN Publishing GmbH, München,
Germany

Druck und Bindung: Libri Plureos GmbH,
Friedensallee 273, 22763 Hamburg

Text: © 2025 Copyright by F. Ludin

Umschlaggestaltung: eigene Aufnahme von
F. Ludin

 

Herstelleradresse: info@bod.de   

Jedes Leben hat sein Maß an Leid. Manchmal
bewirkt eben dieses unser Erwachen.

Siddharta Gautama (Buddha)

 

Advent

„Advent – die Zeit, sich auf Weihnachten vorzubereiten: die Krippe, der Tannenbaum, die Geschenke. Eine Zeit, um über das Jahr zu reflektieren.

 

Draußen rieselte der Schnee. Es war kalt – ein grau verhangener Himmel. Die Äste der Bäume beugten sich unter der schweren Schneelast. Einsam zogen einige Vögel ihre Kreise – Vögel auf der Suche nach Nahrung. Maria starrte aus dem Fenster, drückte die Nase platt an das kalte Glas, hauchte die Scheibe an, als wolle sie sie küssen – zart und ohne Hast. Die Scheibe war kalt, kalt wie der Sonntagnachmittag draußen. Der Schnee ließ die Landschaft unter einer weißen Schneedecke versinken. Er begrub das Dorf, langsam, aber mit einer Bestimmtheit.

Marias Psyche war wie ein stiller See – ruhig an der Oberfläche, doch darunter bewegten sich Gedanken und Gefühle, die kaum jemand ahnte. Sie war nicht einsam im eigentlichen Sinne, aber sie spürte, dass ihr etwas fehlte. Etwas, das sie nicht in Worten ausdrücken konnte. 

 

Weihnachten war für sie nicht nur ein Fest – es war ein Versprechen. Ein Versprechen von Nähe, von Versöhnung, von einem Moment, in dem die Welt für einen Augenblick heil scheint. Jedes Jahr aufs Neue klammerte sie sich an die Hoffnung, dass dieser Zauber nicht nur in Liedern und Lichtern lebte, sondern auch in den Herzen der Menschen.

 

Maria stand reglos am Fenster, während draußen der Schnee weiter fiel – lautlos, wie eine Decke über all das Unausgesprochene ihres Lebens. Ihre Stirn lehnte nun am kalten Glas, das beschlug durch ihren Atem, als ob selbst die Scheibe ihr Schweigen nicht mehr ertragen konnte. 

 

In ihr tobte ein Sturm, während ringsum adventliche Ruhe herrschte. Die blaue Kerze auf dem Kranz flackerte wie ihr Herz – zwischen Hoffnung und Müdigkeit. Ihre Sehnsucht war kein leises Sehnen mehr. Sie war laut, drängend, fast schmerzhaft. Wie ein ungelebter Wunsch, der sich durch ihre Brust grub, als wolle er herausbrechen. 

 

„Bald wird Weihnachten sein“, sagte sie leise, aber es klang wie ein Versprechen, das sie nicht glauben konnte. Was, wenn es nur Stille brachte? Was, wenn hinter dem Funkeln der Lichter dieselbe Leere wartete wie jedes Jahr?

 

Sie erinnerte sich an Umarmungen, die nie stattgefunden hatten, an Briefe, deren Worte sie nie wagte zu schreiben. Und doch... Weihnachten rückte näher, unausweichlich, wie ein Zug, den man nicht aufhalten kann. 

 

Noch drei Wochen bis Weihnachten. Drei Wochen, in denen sie entscheiden musste: Warten – oder aufbrechen.

 

Im Zimmer war es warm. Auf dem Tisch stand der Adventskranz – vier Kerzen – blaue Kerzen, und eine davon brannte. Das Licht flackerte unruhig hin und her. An der Fensterscheibe hatten sich wunderschöne Frostblumen gebildet – Abbilder von Träumen. Maria spürte die Kälte der Scheibe, als ihre Finger darüber fuhren. Sie schloss die Augen, atmete tief ein.

 

Advent – Zeit der Erinnerungen – Zeit, in der der Duft von Lebkuchen die Stuben erfüllte – in der Weihnachtsvorbereitungen aus allen Ecken krochen.

Da war Bruno – einfach so. Bruno – ein Schatten aus der Vergangenheit, der auftauchte wie der erste Frost im November: unangekündigt, durchdringend, vertraut und zugleich fremd. 

 

Maria erinnerte sich an ihn nicht mit Herzklopfen, sondern mit einem leisen Ziehen – wie an einen Namen, den man nicht mehr laut ausspricht. Bruno war nie der Mann für Gedichte oder große Gesten. Aber er war da. Ständig. Still. Verlässlich. Und das war es, was sie in jener Zeit gebraucht hatte: Jemanden, der blieb, solange sie selbst noch nicht wusste, wohin sie wollte. 

 

Sie hatte ihn benutzt – nicht aus Bosheit, sondern aus Notwendigkeit. Ihre Jugend brannte in ihr wie ein loderndes Feuer, hungrig nach Freiheit, nach Gefühl, nach dem großen Leben. Und Bruno war der Anker, der sie gleichzeitig hielt und bremste. 

 

Jetzt – Jahre später, im Licht einer einzigen Adventskerze, spürte sie eine leise Schuld. Nicht, weil sie ihn nicht geliebt hatte. Sondern weil sie gewusst hatte, dass sie es nie würde – und ihn dennoch bleiben ließ. 

 

Vielleicht ist Weihnachten auch deshalb eine so schwer erträgliche Zeit für sie: Weil es das Versäumnis in ein goldenes Licht taucht, weil es dazu zwingt, die Augen nicht nur auf das Jetzt, sondern zurück auf das Damals zu richten. Und Bruno war Teil dieses Damals – ein Teil, der nie laut war, aber immer da. 

 

Sie brauchte Bruno, brauchte ihn wie eine Maschine das Öl – nicht aus Liebe. Sie brauchte ihn, solange sie jung war. Dann – das wusste sie – würde das Feuer in ihr erlöschen.

Maria stand auf. Er bewunderte ihre langen, gewellten, schwarzen Haare. Ihre Brüste waren straff. Bruno stand auf, zog sich an und ging auf die Toilette. Sein Urinstrahl schoss über die Schüssel hinaus und verschmutzte den Boden. Er grinste still vor sich hin – ein rebellischer Akt gegen eine Welt, die ihn längst vergessen hatte. Für einen Moment dachte er zurück an seine Kindheit. Mit Genuss pinkelte er an jeden Strauch, jede Hauswand – und bewunderte im Stillen, wie die gelben Bächlein an der Wand hinunterrannen und am Boden kleine Lachen bildeten. Mit seinen Kameraden pisste er um die Wette. Seine Mutter schrie immer, er solle den Boden nicht vollpinkeln, sonst müsse er ihn reinigen, denn sie würde es nicht tun. Sie war eine strenge Frau gewesen und hatte viel arbeiten müssen – und sie wollte viel arbeiten. Sein Vater hatte immer einen enormen Durst. 

Bruno sehnte sich wieder nach Bier und Schnaps. Die Sucht kam auch bei ihm – langsam, schleichend, aber unaufhaltsam. 

„Bist du heute Abend daheim?“ hörte er Maria fragen.

Heute hatte er zum ersten Mal Mühe gehabt mit ihr. Sein Verlangen nach Bier wuchs mit jedem Tag. Er musste trinken. Trinken – das war eine himmlische Angelegenheit.

Wenn er genug getrunken hatte, versank die Realität. All seine Wünsche, all seine Sehnsüchte, die er vor langer Zeit begraben hatte, kamen dann hoch. 

 

Wie sehr liebte er dieses Gefühl: alles kurz und klein zu schlagen, zu brüllen, seine ganze Wut in die Welt hinauszuschreien. 

Maria spürte, dass Bruno sich verändert hatte. Jede Woche verwandelte er sich mehr. Sein Blick wurde glasiger, sein Griff fester, sein Schweigen länger. Maria fragte sich, wann der Moment kam, in dem sie ihn nicht mehr erkannte. Es machte ihr Angst. Den Alkoholgeruch ertrug sie kaum noch. Bruno roch wie ein ungezähmtes Tier – scharf, nach Alkohol, nach schwindender Selbstkontrolle.

Sie erinnerte sich an den letzten Winter …

Der Schnee lag gefroren über dem Land, eine starre weiße Decke, die das Dorf gefangen hielt - hingeworfene Häuser und Bauernhöfe mitten in einer verschneiten Waldlandschaft.

Maria starrte durch die Frostblumen auf der Fensterscheibe hinaus zum Haus des Nachbarn. Sie hatten sich langsam angenähert - zuerst nur Blicke, dann heimliche Gespräche, später Berührungen. Ein Monat war vergangen seitdem, bevor die Kälte kam und das Dorf unter der Last des Schnees erstickte. 

Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. In der Wärme seiner Umarmung hatte sie ihre Familie vergessen Der Nachbar war ein starker Mann. Jedes Mal, wenn sie bei ihm war, war sie wie von Sinnen. Sie wusste, dass sie ihn brauchte. Und er brauchte sie. Die Welt wurde bedeutungslos - die Küche, die schmutzige Wäsche und Bruno mit seinen leeren Augen und der Gier nach Alkohol. 

Heute würde sie ihn wiedersehen.

Excerpt out of 193 pages  - scroll top

Details

Title
Aufbruch nach dem Frost
Author
F. Ludin (Author)
Publication Year
2025
Pages
193
Catalog Number
V1606405
ISBN (eBook)
9783389144701
ISBN (Book)
9783389144718
Language
German
Tags
Isolation Flucht Flucht aus der Ehe Einsamkeit Verstummen der Liebe Roman Belletristik Neubeginn Ich gehe...
Product Safety
GRIN Publishing GmbH
Quote paper
F. Ludin (Author), 2025, Aufbruch nach dem Frost, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1606405
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