Empirische Studien zeigen: Allen Bemühungen um Emanzipation zum Trotz erledigen immer noch Frauen den Großteil der Hausarbeit - selbst bei Paaren, die sich für fortschrittlich halten. Gut belegt ist zudem, dass die Arbeitsteilung im Beziehungsverlauf weiter zulasten der Frauen kippt. Wie kommt es zu dieser beständigen Ungleichheit, da doch Frauen in den vergangenen Jahrzehnten in Sachen Bildung und Berufstätigkeit deutlich zu Männern aufschließen konnten? Vor diesem Hintergrund werden die Standarderklärungen wie familienökonomische Ansätze oder ressourcentheoretische Erklärungen brüchig. Warum also nicht den Blick auf einen Aspekt lenken, der bislang in der Forschung eher vernachlässigt wurde, der aber zentral für Paarbeziehungen ist: Liebe. Kann sie eine Ursache für geschlechtsspezifisch ungleiche Arbeitsteilung in Beziehungen sein? Hat ein romantisches Gefühl ganz unromantische Folgen?
Das Ziel dieser Arbeit ist es, verschiedene theoretische Ansätze auszumachen, die erklären, wie Liebe zu geschlechtsspezifischer Ungleichheit in Beziehungen beitragen kann. Im ersten Teil werden zunächst kurz einige empirische Befunde und die gängigen
theoretischen Erklärungen zur Arbeitsteilung in Paarbeziehungen dargestellt. Der zweite Teil rückt Liebe als alternative Erklärung in den Mittelpunkt. Ein Problem ist dabei sicherlich, dass die Soziologie keine abgeschlossene Definition von Liebe „herausgebracht“
hat. Liebe kann ein kulturelles Leitbild sein oder eine soziale Beziehungsnorm. Sie kann aber auch als Interaktion aufgefasst werden, als eine spezielle Form des Umgangs miteinander. Eine andere Perspektive betrachtet Liebe als Ressource, von der die Partner in einer Beziehung Gebrauch machen können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Beständige Ungleichheiten: Die Aufteilung der Hausarbeit in Paarbeziehungen
- Romantische Liebe
- Ein kultureller Code, der Gleichheit verspricht und Ungleichheit hervorbringt?
- Liebe als Gabentausch und der lange Schatten sozialer Geschlechtsnormen
- Liebe als Machtressource
- Liebe als emotionale Festlegung
- Partnerschaft: Beziehung als Verhandlungssache?
- Von der romantischen Liebe zur Partnerschaft
- Partnerschaft als Äquivalenztausch
- Grenzen des Partnerschaftskonzepts
- Partnerschaft und Liebe im Beziehungsverlauf
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie romantische Liebe zu geschlechtsspezifischer Ungleichheit in Paarbeziehungen beitragen kann. Im ersten Teil werden empirische Befunde und gängige theoretische Erklärungen zur Arbeitsteilung in Paarbeziehungen dargestellt. Im zweiten Teil wird Liebe als alternative Erklärung in den Mittelpunkt gerückt, wobei verschiedene Perspektiven auf Liebe beleuchtet werden, darunter Liebe als kulturelles Leitbild, soziale Beziehungsnorm, Interaktion, Ressource und emotionale Festlegung. Im dritten Teil wird die Partnerschaft als alternative Form des Zusammenlebens betrachtet und untersucht, inwiefern sie zur Ungleichheit beiträgt oder ihr entgegenwirkt.
- Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in Paarbeziehungen
- Die Rolle von romantischer Liebe in Paarbeziehungen
- Liebe als kultureller Code und soziale Beziehungsnorm
- Liebe als Interaktion und Ressource
- Partnerschaft als alternative Form des Zusammenlebens
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die anhaltende geschlechtsspezifische Ungleichheit in der Aufteilung der Hausarbeit in Paarbeziehungen, trotz des Rückgangs traditioneller Rollenbilder. Empirische Befunde zeigen, dass die Hausarbeit überwiegend weiblich bleibt, auch bei berufstätigen Frauen. Das „Honeymoon-Phänomen“ beschreibt die Zunahme traditioneller Arbeitsteilung im Beziehungsverlauf. Ökonomische und rollentheoretische Ansätze zur Erklärung dieser Ungleichheit werden diskutiert, wobei die Grenzen ihrer Erklärungskraft aufgezeigt werden.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Einfluss von romantischer Liebe auf die Arbeitsteilung. Liebe als kultureller Code, der Gleichheit verspricht, aber gleichzeitig traditionelle Geschlechtsnormen reproduziert, wird beleuchtet. Liebe als Gabentausch, Machtressource und emotionale Festlegung wird diskutiert, um zu verstehen, wie Liebe zu ungleicher Arbeitsteilung beitragen kann.
Im dritten Kapitel wird die Partnerschaft als alternative Form des Zusammenlebens untersucht. Der Übergang von der romantischen Liebe zur Partnerschaft und die Rolle von rationalen Verhandlungen in der Partnerschaft werden beleuchtet. Die Grenzen des Partnerschaftskonzepts und der Einfluss von Partnerschaft auf die Arbeitsteilung im Beziehungsverlauf werden betrachtet.
Schlüsselwörter
Paarbeziehungen, Arbeitsteilung, Hausarbeit, romantische Liebe, kultureller Code, soziale Normen, Machtressource, emotionale Festlegung, Partnerschaft, Äquivalenztausch, Gleichheit, Ungleichheit, Beziehungsverlauf, Honeymoon-Phänomen.
- Arbeit zitieren
- Bernd Kramer (Autor:in), 2010, Die ganz (un)romantische Hausarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160692