Tourismus und Terrorismus

Krisenmanagement – Einflussfaktor auf den Tourismus in Zeiten des Terrorismus


Bachelorarbeit, 2010

72 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Zielsetzung der Arbeit
1.3. Forschungsfrage
1.4. Aufbau der Arbeit

2. Tourismus
2.1. Tourismus: Begriffserklärung
2.2. Touristisches Produkt
2.3. Touristische Nachfrage
2.3.1. Individuelle Einflüsse
2.3.2. Gesellschaftliche Einflüsse
2.3.3. Ökologische Einflüsse
2.3.4. Ökonomische Einflüsse
2.3.5. Anbieter Einflüsse
2.3.6. Staatliche Einflüsse
2.4. Fazit

3. Terrorismus
3.1. Einführung
3.2. Terrorismus: Begriffserklärung
3.3. Ausprägungen des Terrorismus
3.3.1. Staatlicher Terror
3.3.2. Guerillakrieg
3.3.3. Kriminalität
3.4. Geschichte und Entwicklung des Terrorismus
3.5. Internationalisierung des Terrorismus
3.6. Fazit

4. Krisenmanagement
4.1. Definition Krise
4.2. Krise - eine moderne Betrachtungsweise
4.3. Ursachen von touristischen Krisen
4.4. Krisenmanagement
4.4.1. Krisenmanagement: Begriffserklärung
4.4.2. Die Phasen des Krisenmanagement
4.5. Fazit

5. Die Auswirkungen von Terroranschlägen auf den Tourismus
5.1. Wechselspiel zwischen Tourismus und Terrorismus
5.2. Touristische Nachfrage und die Auswirkungen auf das Reiseverhalten
5.3. Auswirkungen auf die Reiseveranstalter
5.4. Krisenmanagement nach Terroranschlägen
5.5. Medialisierung von Terroranschlägen
5.5.1. Der Einfluss der Medien
5.5.2. Medien als Instrument des Terrors
5.5.3. Die Konsequenz von Medienberichten
5.6. Fazit

6. Quantitatives Experteninterview
6.1. Methodik
6.1.1. Qualitative Umfrage
6.1.2. Das Experteninterview
6.2. Auswahl des Experten
6.2.1. Leitfaden
6.2.2. Abfolge der Befragung

7. Bearbeitung der Forschungsfrage und Hypothesenüberprüfung
7.1. Forschungsfrage
7.2. Hypothesenbetrachtung

8. Schlussbetrachtung
8.1. Handlungsempfehlung
8.2. Kritische Reflektion
8.3. Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Interaktionen der einzelnen Kapitel

Abbildung 2: Einflussfaktoren auf die Tourismusnachfrage

Abbildung 3: Maslow‘sche Bedürfnispyramide

Abbildung 4: Exogene und Endogene Ursachen für Krisen im Tourismus

Abbildung 5: Krisenverlauf mit und ohne Krisenplan

Abbildung 6: Phasen des Krisenmanagementprozesses

Abbildung 7: Die Triangel der Terrorismus - Tourismus Beziehung

Abbildung 8: Einschätzung zur Sicherheit in verschiedenen Ländern

Abbildung 9: Materielle und immaterielle Auswirkungen von Krisen auf Reiseveranstalter

Abbildung 10: Ablauf touristischer Krisen

Abbildung 11: Die Einschaltquoten der Abendnachrichten der ARD und des ORF 1+2

Abbildung 12: Google Trends Recherchevolumen für die Begriffe: London + Terror

Abbildung 13: Handlungsempfehlung vor, während und nach einer Krise

1.Einleitung

„Wir haben erkannt, der Terror kennt keine Grenzen. Aber man darf auch nicht in Panik verfallen.“ (ehemaliger Bundespräsident Horst Köhler am 23. August 2008 in Hamburg)

1.1. Problemstellung

Jeder Mensch wird vom Anbeginn seines Daseins mit Krisen konfrontiert. Dies beginnt im Kindesalter mit dem Erlernen des Radfahrens, schlechten Noten in der Schule, Ärger mit den besten Freunden oder dem Verlust einer geliebten Person. Auch die immer präsenter werdenden terroristischen Anschläge sind eine Art Krise, mit der sich die Menschheit auseinander setzen muss.

Weltweit sind die Terroranschläge in den vergangenen Jahren um mehr als das Dreifache gestiegen. Fast jeden Tag gibt es neue Terrormeldungen in den Nachrichten. Der Schwerpunkt dieser Anschläge liegt geographisch betrachtet vor allem in Asien. (vgl. Croissant & Schwank, 2006) Die Anzahl der Terroranschläge ist seit 2001 von 700 auf 2.200 pro Jahr gestiegen. Dabei hat die Anzahl der verletzten und getöteten Menschen von 4.000 auf 13.000 zugenommen. Zwar weisen religiös motivierte Anschläge einen Anstieg auf, stellen aber nicht das Hauptmotiv von politischer Gewalt dar. (vgl. Croissant & Schwank, 2006)

Der Terrorismus stellt laut Kuschel und Schröder (vgl. Kuschel & Schröder, 2002, S.1) auch für den Tourismus eine Gefahr dar.

Durch die Zunahme terroristischer Anschläge, politische Aufstände und Geisel- nahmen von Touristen, steigt laut Freyer (20022) die wissenschaftliche Auseinander- setzung mit Themen die Sicherheit betreffend stetig an, da es sich hier um Ereignisse handelt, welche dem Tourismus schaden könnten. (vgl. Freyer, 20022, S.3).

Der weltweite Tourismus ist eine Branche mit unkalkulierbaren Risiken. (vgl. Kuschel & Schröder, 2002, S.1). Trotzdem konnte das langfristige Wachstum des Tourismus allerdings bis jetzt weder von den Geiselnahmen von Touristen in Jolo oder im Jemen, dem Anschlag auf Djerba oder in Luxor, noch von dem PKK-Terror in der Türkei oder von den ETA-Bomben in Spanien gestoppt werden. Kommt es zu einer

Krise im Tourismus, ausgelöst durch beispielsweise einen terroristischen Anschlag, dann ist die Relevanz von Krisenmanagement laut Dreyer (2001) besonders wichtig (Dreyer 2001, S.28).

Eine vom Terrorismus an die westliche Gesellschaft gestellte Herausforderung ist, die Globalität, bzw. die territoriale Unbegrenztheit des Terrorismus (vgl. Wördemann, 1977, S.7). Der Terrorismus gewinnt laut Wördemann (1977) an Einfluss auf das Denken, Handeln und Fühlen der Menschen. (vgl. Franz Wördemann, 1977, S.7) Durch Terroranschläge können negative Effekte sowohl aus ökonomischer Sicht (Verminderung des touristischen Angebots, Unterbrechungen in der Infrastruktur), aus Sicht der Nachfrage (auf Grund von Medienberichterstattungen sinkt die touristische Nachfrage) als auch aus politischer Sicht (politische Instabilität als Folge des Terrors) entstehen. Damit verbunden kann es zu lokalen Konflikten, krisenhaften und instabilen Zuständen in einzelnen Regionen kommen. Nicht nur der Tourismus an sich wird in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch alle interagierenden Systeme. (vgl. Aschauer, 20079, S.48)

In allen drei zu vor genannten Bereichen, gelingt es dem Terrorismus laut Aschauer (2007) durch seine Einschüchterungstaktik massive Schädigungen zu verursachen. (vgl. Aschauer, 20079, S.48)

Laut Aschauer (20079) können terroristische Anschläge für touristische Krisen verantwortlich sein (vgl. Aschauer, 20079, S.48). Um solchen Krisen, ausgelöst durch den Terrorismus, entgegen zu treten wird Krisenmanagement benötigt. Öffentliche und private Reaktionen und Präventivmaßnahmen auf eventuelle Krisen bezeichnet man als Krisenmanagement. Sicherheitsmaßnahmen werden von einigen touristischen Organisationen (z.B. Reisebüros, Reiseveranstaltern und Hotels) neu diskutiert und behandelt. (vgl. Freyer & Groß ,2004, S.2)

Beim Krisenmanagement ist es von Bedeutung, dass man sich nicht nur darauf beschränkt eine Krise zu bewältigen, sondern sich auch auf die aktive Vermeidung von Krisensituationen konzentriert (vgl. Dreyer, 2001, S. 26). In einer akuten Krise ist Krisenmanagement von hoher Relevanz, denn damit können langfristige Schäden abgewendet werden. Ein Kommunikationsbedarf im Bezug auf die Öffentlichkeit ist dabei Grundvoraussetzung. (vgl. Dreyer, 2001, S.28)

1.2. Zielsetzung der Arbeit

Das Zusammentreffen von Tourismus und Terrorismus soll anhand von Literatur diskutiert werden. Des Weiteren soll erarbeitet werden, wie den negativen Aus- wirkungen des Terrorismus auf den Tourismus durch Krisenmanagement entgegen gewirkt werden kann. Ferner soll die Rolle der Medien und deren Bedeutung im Be- zug auf den Terrorismus und die daraus resultierenden Folgen erörtert werden. Als Ergebnis soll die Erstellung einer Handlungsempfehlung erfolgen, welche im Laufe der Arbeit erstellt wird und dem Zweck dient Krisenmanagement gekonnt in touristischen Regionen anzuwenden und die Medien im Hinblick auf positive Medien- berichte einzubinden.

Auf Grund der beschriebenen Problemstellung, lässt sich die nachfolgende Forschungsfrage ableiten.

1.3. Forschungsfrage

Inwiefern kann ein funktionierendes Krisenmanagement im Tourismus, die Schäden, die durch den Terrorismus hervorgerufen werden, minimieren, und welche Rolle spielen hierbei die Medien im Besonderen?

Die unten angeführten Hypothesen sollen zur Beantwortung der Forschungsfrage dienen. Abgedeckt werden hiermit die Bereiche der Schadensminimierung nach Terroranschlägen durch Krisenmanagement und die Beziehung zwischen den Medien und dem Terrorismus.

Hypothese 1

Krisenmanagement hat einen positiven Einfluss auf die touristische Nachfrage in den vom Terrorismus betroffenen touristischen Regionen.

Hypothese 2

Die Medien sind ein positiver Katalysator für den Terrorismus.

1.4. Aufbau der Arbeit

Diese Arbeit ist in sechs Teile gegliedert. Der erste Teil beschreibt die Einleitung, die Problemstellung sowie die Zielsetzung dieser Arbeit. Ebenso wird in diesem Kapitel der Aufbau der Arbeit erklärt. Mit Hilfe dieser Bachelorarbeit soll dem Leser die Problematik des Themas näher gebracht werden.

Da diese Bachelorarbeit im Rahmen des Studiengangs „Unternehmensführung in der Tourismus- & Freizeitwirtschaft“ erstellt wird, bezieht sich diese Arbeit ausschließlich auf Terrorakte, welche Auswirkungen auf touristische Regionen haben. Effekte des Terrorismus auf andere Wirtschaftssektoren werden hierbei nicht erörtert. Deshalb wird der theoretische Teil des Tourismus im zweiten Teil der Arbeit behandelt und dient als Fundament für die nachfolgenden Kapitel. Hierbei wird besonders auf das touristische Produkt und die Nachfrage des Tourismus und deren Einflüsse eingegangen.

Im dritten Abschnitt dieser Arbeit wird in die Materie des Terrorismus eingeführt. Dabei werden Begriffe definiert und Abgrenzungen vorgenommen. Im vierten Teil widmet sich die Autorin dem Krisenmanagement, der Wirkungsweise von Krisen auf den Tourismus und wann Krisenmanagement zum Einsatz gebracht werden kann.

Da einer der Hauptpunkte dieser Arbeit sich auf Krisen und Krisenmanagement bezieht, ist ein bestimmter Grad an theoretischem Wissen diesbezüglich notwendig

Der Fokus dieser Arbeit liegt im fünften Teil. Hier wird untersucht in wie weit sich terroristische Anschläge auf den Tourismus auswirken. Zusätzlich werden die Folgen von Terroranschlägen auf die Reiseveranstalter behandelt. Ferner wird der Sachverhalt beleuchtet, wie der Terrorismus die Medien als Instrument nutzt, bzw. die daraus resultierenden Auswirkungen auf die betroffenen Destinationen.

In der abschließenden Konklusion werden aufbauend auf der Thematik des Krisen- managements, die Erkenntnisse zusammengefasst, die Arbeit kritisch beleuchtet,

Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt und einen Ausblick auf einen möglichen weiteren Forschungsbedarf gegeben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Interaktionen der einzelnen Kapitel

(Quelle: Eigene Darstellung)

Wie in der vorherigen Grafik 1 beschrieben, stellt diese das Aufeinanderfolgen der einzelnen Kapitel in der Arbeit bildlich dar. Dies soll dazu dienen dem Leser einen besseren Gesamtüberblick über die Thematik zu verschaffen.

2.Tourismus

Von seiner Anfangsphase bis zum heutigen Zeitpunkt hat der Tourismus einige Entwicklungsschritte durchgemacht. Seine Wurzeln liegen im 19. Jahrhundert mit der Entwicklung des Post- und Nachrichtenwesens und dem Ausbau des europäischen Verkehrsnetzes, der ersten Pauschalreise von Thomas Cook 1841, der Entwicklungsphase nach dem 1. Weltkrieg, der Hochphase und dem damit ver- bundenen Massentourismus ab 1945 und der heutigen Phase, welche ein Wechsel- spiel zwischen Stagnation und Expansion aufweist. Der heutige Tourismus ist zu einer globalen Erscheinung herangewachsen, in welcher nationale Firmen und Regionen mit internationalen Wettbewerbern in Konkurrenz stehen. (vgl. Schmidt, 1998, S. 59; O´Connor, 1999, S. 1f)

2.1. Tourismus: Begriffserklärung

Das Begriff Tourismus findet seinen Ursprung in dem „griechischen Wort ‚tornos‘ was für zirkelähnliches Werkzeug steht, und gelangte über das lateinische ‚ tornare ‘ (= runden) und das französische ‚ tour ‘ ins Englische und Deutsche“ (Mundt 2001[2], S.1). Dem zu Folge ist eine Tour ein wohin-und-zurück, weg vom Wohnort hin zu einer anderen Stelle, an der eine gewisse Zeit verbracht wird, um danach wieder heimzukehren (vgl. Mundt, 2001[2], S1-3).

Laut Mundt umfasst das Hyperonym Tourismus somit sämtliche touristische Reisen, die nicht abhängig sind von ihren Zielen und Sinnen, oder, „die den zeitweisen Aufenthalt an einem anderen als dem Wohnort einschließen und bei denen die Rückfahrt Bestandteil der Reise ist.“ (Mundt 2001[2], S.1ff).

Der Begriff Tourismus wird nach Freyer als eine spezifische Erscheinungsform der entwickelten Industrienationen verstanden. Hierbei wird Tourismus als „eine verbreitete Freizeitaktivität der Bevölkerung gesehen, die mit Erholung und Vergnügen verbunden ist und für die sich eine umfangreiche touristische Dienstleistungswirtschaft herausgebildet hat“. (Freyer, 2000, S.4)

Was Freyer jedoch außer Acht gelassen hat, ist der Faktor Zeit und die Geschäftsreise, welche doch einen Großteil der Tourismusindustrie ausmacht.

Die United Nations World Tourism Organization (UNWTO) wählt aus einer Reihe von Tourismusdefinitionen bestimmte Begriffsmerkmale aus und definiert Tourismus folgendermaßen:

„Tourism is defined as the activities of persons travelling to and staying in places outside their usual environment for not more than one consecutive year for leisure, business and other purposes not related to the exercise of an activity remunerated from within the place visited.“

(UNWTO 2006).

Aus den oben genannten Definitionen der UNWTO, Mundts und Freyers über den Begriff Tourismus kann eine Anzahl von bestimmten Merkmalen herausgefiltert werden:

- Hauptmerkmal des Begriffs Tourismus ist das Verlassen des Arbeits- und Wohnkreises (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, 2004[16]).
- Tourismus ist ein Überbegriff für das nationale und internationale Reisen Die Reisedauer ist auf max. ein Jahr beschränkt
- Die Leistungen unterliegen Qualitätsschwankungen
- Tourismus kennt keine nationalen, räumlichen Schranken (vgl. Sauer, 1995, S. 106-149)

Diese Definition von Tourismus soll für die weitere Arbeit herangezogen werden

Laut UNWTO ist der internationale Tourismus in den letzten sechs Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen, und ist somit einer der größten und schnellst wachsenden ökonomischen Marktsektoren weltweit. Besonders rasantes Wachstum wird in Schwellenländern festgestellt, in denen die touristische Ankunftsquote zwischen 1990 und 2008 von 31% auf 45% und die internationale touristische Ankunftszahl zwischen dem Jahr 2007 und 2008 um 2% gestiegen ist. Zwischen 1990 und 2008 ist die internationale Ankunftszahl im Tourismus bis auf die Jahre 2001 und 2003 stetig angestiegen. Selbst während der weltweiten Rezession zwischen 1990 und 1995 wies der Tourismus ein Wachstum von 4,4% auf. (vgl. UNWTO, 2009, S. 2ff).

2.2. Touristisches Produkt

Das touristische Produkt ist vielfältig und komplex. Meistens ist es mit verschiedenen Kooperationen von Menschen und Organisationen versehen. Das von dem Tourist konsumierte touristische Produkt ist bis auf wenige Ausnahmen nicht einzeln zu verkaufen, sondern als eine Gesamtheit von Dienstleistungen zu veräußern. Das touristische Produkt ist vorwiegend immateriell, was sowohl zu Schwierigkeiten bei den Servicelieferanten als auch zu Implikationen für die potenziellen Käufer, im Bezug auf die Beurteilung des Produkts zur Folge hat. (vgl. Glaeßer, 2003, S. 25)

Es kann laut Glaeßer (2003) zu einer verstärkten Ungewissheit bei den Konsumenten kommen, bezogen auf die anfallende Distanz zwischen dem Ort an dem das Produkt gewählt und gekauft wird und dem eigentlichen Ort des Konsums. Das Tourismusprodukt ist ein Vertrauensprodukt. Der Serviceanbieter hat die Aufgabe, die aus den oben genannten Faktoren resultierende Ungewissheit, für potentielle Kunden zu reduzieren, damit das Produkt erworben um dann konsumiert werden kann. (vgl. Glaeßer, 2003, S. 25)

2.3. Touristische Nachfrage

Als touristische Nachfrage wird die Bereitschaft des Touristen bezeichnet, unterschiedliche Arten und Mengen an touristischen Dienstleistungen und Produkten zu unterschiedlichen Geldsummen zu erwerben (vgl. Kaspar, 1986[4], S.113). Einer hohen Anzahl an Einzelleistungen sowie eine weit gefächerte Wertschöpfungskette stehen einem diversifizierten Nachfrageverhalten gegenüber. Die Beschreibungen der touristischen Einflüsse auf die Nachfrage, welche in diesem Kapitel von der Autorin behandelt werden, sind des Öfteren identisch mit jenen touristischen Einflüssen, die auf das Angebot wirken.

Grafik 2 stellt die einzelnen Einflüsse auf die touristische Nachfrage bildlich dar, welche in den nachfolgenden Abschnitten von der Autorin erläutert werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Einflussfaktoren auf die Tourismusnachfrage (Quelle: Freyer, 2006[8], S.68)

Die touristische Nachfrage weist im Vergleich zu dem allgemeinen Nachfragebegriff der Volkswirtschaft Unterschiede auf. Der Preis ist bei der touristischen Nachfrage nicht die ausschlaggebende Komponente (vgl. Egger, 2005, S. 70). Bedeutender sind Faktoren, wie z.B. Image der Reisedestination, Urlaubsart, allgemeine Umwelt- bedingungen und andere „individuelle und subjektive Einflussfaktoren“ (Freyer, 2009,

S. 67).

In Anlehnung an das oben dargestellte Tourismusmodell von Freyer (2006[8]) werden besonders die nachfolgenden Einflussbereiche erörtert:

- Individuelle Einflüsse
- Gesellschaftliche Einflüsse
- Ökologische Einflüsse
- Ökonomische Einflüsse
- Anbieter Einflüsse
- Staatliche Einflüsse

2.3.1. Individuelle Einflüsse

Es gibt eine Anzahl an Komponenten, die die Reiseentscheidung beeinflussen können. All diese hier zu nennen und auszuarbeiten, würde den Rahmen der vor- liegenden Arbeit sprengen. Die maslow’sche Bedürfnispyramide ist eine der be- kanntesten Theorien zur Bedürfnisforschung und soll daher als Basis für die Ausarbeitung der individuellen Einflüsse dienen. Um die Vielzahl an Bedürfnissen einzuschränken, werden aus der maslow‘schen Bedürfnispyramide die relevanten Komponenten zur Untersuchung von dem Reisebedürfnis herangezogen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Maslow‘sche Bedürfnispyramide

(Quelle: Maslow, 1943)

Maslow verbildlicht mit der oben dargelegten Pyramide, die Veränderung der menschlichen Bedürfnisse. Umgelegt auf das touristische Produkt, kann der Sinn der Pyramide, das Reisemotiv, die Kundenbedürfnisse und die Befriedigung der Kundenbedürfnisse darstellen. (vgl. Brunner-Sperdin, 2006, S.16) Die Bedürfnisse bauen auf einander auf. Werden die Bedürfnisse einer Stufe zu größten Teil erfüllt, dann hat der Mensch das Bestreben, die nächste Stufe zu er- langen.

In Umlegung auf die Tourismusindustrie, ist zu erkennen, dass sich diese Be- dürfnisse auch bei einem Reisenden widerspiegeln. Als Beispiel für ein Grundbedürfnis nennt Riedel (2007) sowohl die Fahrt oder den Flug zum Arbeits- platz, als auch eine Übernachtung im Hotel eines Geschäftsreisenden (vgl. Riedel, 2007, S.69) Das heutige Reisen in der Freizeit kann auf den zwei oberen Ebenen der Pyramide angesiedelt werden. Heute steht Reisen für Prestige, Anerkennung und Selbstverwirklichung.

2.3.2.Gesellschaftliche Einflüsse

In den modernen Industrieländern sind die Reisemotive geprägt von Wert- und Normvorstellungen, Tradition, Kultur und Politik, die die touristische Nachfrage prägen. Die touristische Nachfrage wird durch die Gesellschaftsform, die Sozialstruktur und das Arbeits- und Freizeitverhalten beeinflusst. (vgl. Roth & Schrand, 2003[4], S. 40f)

Das Reisen ist ein fester Bestandteil im Freizeitverhalten geworden. Innerhalb der Gesellschaft wird es von der sozialen und gesellschaftlichen Mobilität beeinflusst. (vgl. Freyer, 2006[8], S. 79f)

2.3.3. Ökologische Einflüsse

Einer der wichtigsten Einflussfaktoren der touristischen Nachfrage sind die Umwelt- faktoren.

Zum einen sind die Umwelteinflüsse festliegende topographische Umstände, wie Wetter, Natur, und Position des Wohngebiets. (vgl. Roth & Schrand, 2003[4], S. 40f) Zum anderen spielen die veränderten Urlaubsbedingungen im Bezug auf „Ökologie, Biodiversität, Demographie, Verstädterung und Wohnumfeld“ eine Rolle hinsichtlich

der ökologischen Einflüsse. Veränderungen der Umwelt-, Lärm- und hygienischen Bedingungen können Motive zum Verlassen des gewohnten Lebensumfeldes sein und zu der „Flucht“ in ein besserwertiges Urlaubsgebiet führen. Auch die Erreichbar- keit eines Urlaubsgebietes spielt bei der Reiseentscheidung eine Rolle. (vgl. Freyer, 2006[8], S.80f)

2.3.4. Ökonomische Einflüsse

Der Tourismus wird von Freyer (2006[8]) als Teil der nationalen Wirtschaft und des internationalen Exportgeschäfts definiert. Damit haben sowohl nationale als auch internationale Veränderungen Einfluss auf die touristische Nachfrage, z.B. die Ver- änderung des Rohölpreises und damit der Kraftstoffpreise für PKWs und Luftfahr- zeuge, das Einkommen, der gesellschaftliche Lebensstandard, Wechselkurs- änderungen und Verbrauchergewohnheiten. (vgl. Freyer, 2006[8], S.81-86)

2.3.5. Anbieter Einflüsse

Laut Freyer (2006[8]) erhöhte sich im Laufe der Jahre die Anzahl der Angebote am touristischen Markt und übertrifft dadurch die bestehende Nachfrage. Es wird von einem Angebots- und nicht mehr von einem Nachfragemarkt gesprochen. Mit den hier angeführten Marketing-Instrumenten versuchen Unternehmer Einfluss auf die Nachfrage zu nehmen und potentielle Kunden zum Reisen zu motivieren:

- Mit Hilfe der Produktpolitik versuchen Anbieter Reiseformen und -ziele attraktiv zu gestalten.
- Die Preispolitik bemüht sich ein breites Preisangebot zu erstellen, damit auch in der Nebensaison Reisende zum Reisen animiert werden.
- Über die unterschiedlichen Reisemittler (Reisebüros, Reiseagenturen, etc.), versucht die Vertriebspolitik Nachfrager zum Reisen zu bewegen.
- Die Nachfrager werden über die Kommunikationspolitik über die unterschiedlichen Reisemöglichkeiten informiert.

(vgl. Freyer, 2006[8], S.85f)

2.3.6.Staatliche Einflüsse

Mit Hilfe verschiedener Maßnahmen, versucht auch der Staat Einfluss auf die Tourismusindustrie und die damit verbundene touristische Nachfrage zu nehmen. Beispielsweise erhalten ausgewählte Nachfragegruppen staatlich touristische Maßnahmenförderungen, damit diesen das Reisen ermöglicht werden kann. (vgl. Freyer, 2006[8], S.85f)

Die Reisezeiten werden durch staatlich vorgeschriebene Ferienregelungen von Bildungseinrichtungen und u.a. von Pass-, Gesundheits- und Devisenvorschriften gesteuert. (vgl. Freyer, 2006[8], S.85f)

2.4. Fazit

Die Zusammenstellung des touristischen Produkts gekoppelt mit dessen Einflüssen auf die touristische Nachfrage ist fassettenreich und komplex. Laut Schultes (2008) entwickelt sich der Tourismus positiv, trotz einiger ungünstiger Umstände (z.B. Naturkatastrophen, Epidemien, Terroranschläge, hohe Ölpreise), die den Tourismus negativ beeinflussen (vgl. Schultes, 2008, S.2). Die Reiseentscheidung potenzieller Konsumenten wird von den Grundbedürfnissen nach Maslow beeinflusst und hat darüber hinaus einen sehr subjektiven Charakter.

Ebenso wird die touristische Nachfrage von negativen Ereignissen beeinflusst. Negative Ereignisse sind gekennzeichnet als Vorfälle, die einer Organisation einen langanhaltenden Schaden zufügen können, in dem die organisatorischen Ziele und Wettbewerbsvorteile bedroht, geschwächt, oder zerstört werden. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird sich die Autorin besonders mit einem negativen Ereignis aus- einandersetzen. Dabei handelt es sich um den Einfluss des Terrorismus auf den Tourismus.

[...]

Ende der Leseprobe aus 72 Seiten

Details

Titel
Tourismus und Terrorismus
Untertitel
Krisenmanagement – Einflussfaktor auf den Tourismus in Zeiten des Terrorismus
Hochschule
Management Center Innsbruck Internationale Fachhochschulgesellschaft mbH
Veranstaltung
Touristik / Tourismus , Wirtschaft, Politik
Note
1
Autor
Jahr
2010
Seiten
72
Katalognummer
V160736
ISBN (eBook)
9783640845781
ISBN (Buch)
9783640849062
Dateigröße
844 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Weltweit sind die Terroranschläge in den vergangenen Jahren um mehr als das Dreifache gestiegen. Fast jeden Tag gibt es neue Terrormeldungen in den Nachrichten. Der Schwerpunkt dieser Anschläge liegt geographisch betrachtet vor allem in Asien.Die Anzahl der Terroranschläge ist seit 2001 von 700 auf 2.200 pro Jahr gestiegen.Dabei hat die Anzahl der verletzten und getöteten Menschen von 4.000 auf 13.000 zugenommen.Zwar weisen religiös motivierte Anschläge einen Anstieg auf, stellen aber nicht das Hauptmotiv von politischer Gewalt dar.Der Terrorismus stellt auch für den Tourismus eine Gefahr dar.
Schlagworte
tourismus, terrorismus, krisenmanagement, einflussfaktor, zeiten
Arbeit zitieren
Béatrice Caroline Daumiller (Autor:in), 2010, Tourismus und Terrorismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160736

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