Festhalten lässt sich, dass es unmittelbare Zusammenhänge zwischen der Mutter- Kind- Bindung bzw. zwischen der primären Bindungsperson und der Entwicklung des Kindes gibt. „Das Bindungsbedürfnis eines Menschen […] ist [...] genauso grundlegend wie sein Bedürfnis nach Nahrung, Erkundung, Sexualität und Fortpflanzung.“ (Hegner, 2009: 3). Es ist das Grundbedürfnis eines jeden Neugeborenen in den ersten Lebensjahren einen dauerhaften und verlässlichen Kontakt zu einer Bindungsperson nutzen zu können. Erlebtes und Erfahrens wird abgespeichert und somit sind frühe Bindungserfahrungen entscheidend für den weiteren Entwicklungsverlauf von Kindern. Besondere Wichtigkeit haben dabei die individuellen Erfahrungen mit den Bindungsfiguren, insbesondere die Angemessenheit und Feinfühligkeit, mit der die Beziehungsperson auf die Signale des Kindes reagiert (vgl. Wagenblass, 2010: 47). Ergebnis ist, dass die Mehrheit der Kinder sichere Bindungen entwickelt, jedoch existieren auch unsichere Bindungsstrategien, welche als nicht optimal gelten, aber als „normale“ Entwicklungsvarianten verstanden werden. Ausschließlich die unsicher – desorganisierte Bindung (Bindungstyp D) wird unter Experten als Bindungsstörung behandelt. Der Aufbau der sicheren Bindung kann durch unterschiedliche Faktoren wie durch den Verlust oder die Trennung von der Bezugspersonen, aber auch durch Misshandlung, Missbrauch oder Vernachlässigung der Bezugsperson oder schlussendlich auch durch eine neurologische Erkrankung oder die Traumatisierung der Bezugspersonen, beeinträchtigt werden. Infolgedessen haben frühkindliche Bindungserfahrungen eine über das ganze Leben wichtige Funktion für die Persönlichkeitsentwicklung (vgl. Roß, 2000: 3). Aus diesem Grund ist es wichtig, die existierenden Hilfen, so früh wie möglich anzusetzen, um einen effektiven und effizienten Erfolg absehen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- John Bowlby und die allgemeine Bindungsentwicklung
- Grundlagen und Konzept
- Bindungsaufbau
- Bindungstypen
- Sichere Bindung (Bindungstyp B)
- Unsicher-vermeidende Bindung (Bindungstyp A)
- Unsicher-ambivalente Bindung (Bindungstyp C)
- Unsicher desorganisierte Bindung (Bindungstyp D)
- Frühe Hilfen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit im Modul 2.1 „Arbeiten mit Gruppen und Familien" befasst sich mit der Bindungstheorie nach John Bowlby und untersucht, wie der Aufbau sicherer Bindungen durch frühe Hilfen gefördert werden kann.
- Das Konzept der Bindungstheorie nach John Bowlby
- Die Entstehung und Entwicklung von Bindungstypen
- Die Rolle der frühen Hilfen bei der Förderung sicherer Bindungen
- Die Bedeutung von Feinfühligkeit in der Interaktion zwischen Kind und Bezugsperson
- Präventive Maßnahmen zur Unterstützung von Familien in schwierigen Lebenssituationen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Fragestellung der Hausarbeit vor und beleuchtet die Bedeutung des Bindungskonzepts für die Soziale Arbeit. Sie erläutert die Ziele der Arbeit und die bevorstehende Auseinandersetzung mit der Bindungstheorie und der Rolle früher Hilfen.
- John Bowlby und die allgemeine Bindungsentwicklung: Dieses Kapitel präsentiert John Bowlbys Lebenswerk und die Entstehung seiner Bindungstheorie. Es beleuchtet seine Forschungsarbeiten zu Kriegswaisen und die Bedeutung von mütterlicher Fürsorge für die psychische Entwicklung von Kindern. Es werden die Erkenntnisse Bowlbys über die grundlegenden Bedürfnisse von Säuglingen nach Nähe, Zuwendung und Schutz vorgestellt.
- Grundlagen und Konzept: Dieses Kapitel beschreibt die Bindungstheorie als Verbindung zwischen Entwicklungspsychologie und klinischer Psychologie. Es erklärt das Konzept der Feinfühligkeit nach Mary Ainsworth und ihre Bedeutung für die Entwicklung von Bindungssicherheit. Es geht auch auf die Bedeutung frühkindlicher Beziehungen für die Entwicklung des Menschen ein.
- Bindungsaufbau: Dieses Kapitel befasst sich mit den typischen Interaktionsmustern zwischen Kind und Bindungsperson, die zur Entwicklung von Erwartungen über zukünftige Interaktionen führen. Es erklärt, wie Fürsorgeerfahrungen in den ersten Lebensjahren die Entwicklung von Bindungstypen prägen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Bindungstheorie, John Bowlby, Bindungstypen, sichere Bindung, unsichere Bindung, frühe Hilfen, Feinfühligkeit, präventive Maßnahmen, Familien in schwierigen Lebenssituationen.
- Quote paper
- Victoria Vogel (Author), 2010, Bindungstheorie – Wie kann der Aufbau sicherer Bindungen durch frühe Hilfen gefördert werden?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160752