Bei Betrachtung des globalen Finanzsystems fällt auf, dass dieses seit Jahrhunderten von immer wiederkehrenden Krisen erschüttert wurde. Insbesondere mit Blick auf die aktuelle im August 2007 ausgebrochene globale Finanzmarktkrise stellt sich die Frage, welche Interdependenz zwischen den global vernetzten Kapitalmärkten, Banken die als Finanzintermediäre (im Folgenden FI) fungieren und systemischen Krisen besteht. Bei der Analyse der Kapitalmärkte wird die Existenz eines vollkommenen Kapitalmarkts sowie die ausschließlich ihren Erwartungsnutzen maximierenden Marktteilnehmer, unterstellt. Als Erklärungsansatz für die Existenz von FI muss der modelltheoretische Ansatz eines vollkommenen Kapitalmarkts abgeschwächt und um einige in der Praxis vorhandene Friktionen und Unvollkommenheiten erweitert werden. So wird den Banken als FI vor allem eine Rolle zur Reduzierung von Transaktionskosten und einer Überwindung von Informationsasymmetrien und Anreizproblemen zugedacht. Darüber hinaus kommt dem FI die Rolle eines risikoteilenden Vermittlers zu, der die von den Konsumenten in Periode 0 erhalten Spareinlagen bündelt und so aufteilt,dass sie entweder in Periode 1 oder Periode 2 durch die Konsumenten verkonsumiert werden können. In diesem Zusammenhang untersuchen Allen & Gale die Auswirkungen von systemischen Krisen auf die Funktionsfähigkeit von Banken und umgekehrt. Zentraler Aspekt ihrer Betrachtung sind die auf unvollkommenen Kapitalmärkten durch Bank Runs verstärkten Liquiditätsschocks und ihre Auswirkungen auf die Volatilität von Wertpapierpreisen (im Folgenden WP), die in einer systemischen Krise münden können. Auf Grund der globalen Vernetzung der Finanzmärkte und dem Faktum, dass Banken einen Teil der Kundeneinlagen durch die Fristentransformation nicht fristenkongruent anlegen, können sich selbst kleinste Liquiditätsschocks über die Veränderung der WP-Preise zu einem signifikanten, systemischen Risiko ausweiten. Dieser Zusammenhang wird in dem im Folgenden dargestellten Modellansatz aus dem Artikel „Understanding Financial Crises“ aus dem Jahre 2007, analysiert. In der Literatur gibt es eine große Anzahl theoretischer Erklärungsansätze für systemische Krisen. Im Folgenden werden zwei gegenläufige Erklärungsansätze vorgestellt sowie das Modell von Allen & Gale in der Untersuchung der empirischen Evidenz einem dieser Erklärunsansätze zugeordnet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Modell von Allen & Gale zur Erklärung finanzieller Fragilität auf Finanzmärkten
- Modellannahmen
- Konsumenten
- Banken
- Finanzmarkt
- Modellgleichgewichte
- Fundamentales Gleichgewicht ohne aggregierte Unsicherheit
- Gleichgewicht bei Existenz aggregierter Unsicherheit
- Sunspot Gleichgewicht
- Modellkritik
- Empirische Evidenz des Modells
- Modellannahmen
- Zusammenfassung und Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Analyse finanzieller Fragilität auf Finanzmärkten, insbesondere mit den Auswirkungen systemischer Krisen auf die Funktionsfähigkeit von Banken. Das Modell von Allen & Gale dient als Grundlage für die Untersuchung, wobei der Schwerpunkt auf der Rolle von Bank Runs und Liquiditätsschocks als Auslöser von systemischen Krisen liegt.
- Analyse der Interdependenz zwischen Finanzmärkten, Finanzintermediären und systemischen Krisen
- Untersuchung des Modells von Allen & Gale zur Erklärung von Finanzkrisen
- Bedeutung von Bank Runs und Liquiditätsschocks für die Entstehung von systemischen Krisen
- Bewertung der empirischen Evidenz des Modells
- Kritische Analyse der Modellannahmen und -ergebnisse
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Finanzkrisen ein und stellt die Relevanz der Untersuchung des globalen Finanzsystems dar. Sie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Kapitalmärkten, Finanzintermediären und systemischen Krisen und stellt die Notwendigkeit eines modelltheoretischen Ansatzes zur Erklärung der Existenz von Finanzintermediären heraus.
- Das Modell von Allen & Gale zur Erklärung finanzieller Fragilität auf Kapitalmärkten: Dieses Kapitel analysiert die Modellannahmen von Allen & Gale, die sich auf die Interaktion von Konsumenten und Banken als Finanzintermediäre fokussieren. Es beschreibt die beiden Akteure und die drei Zeitpunkte des Modells, sowie die Annahmen über die Konsumpräferenzen, die Anlagemöglichkeiten und die Informationsasymmetrien.
Schlüsselwörter
Systemische Krisen, Finanzmärkte, Finanzintermediäre, Bank Runs, Liquiditätsschocks, Modell von Allen & Gale, Finanzielle Fragilität, Informationsasymmetrien, Kapitalmärkte, Fristentransformation.
- Arbeit zitieren
- Stefan Töns (Autor:in), 2009, Finanzmärkte - finanzintermediäre und systemische Krisen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160808