Eines der zentralen Themen des mittelalterlichen Romans Wolframs von Eschenbach stellt dasjenige der Sippe dar, also der Verwandtschaft bzw. Zugehörigkeit des Einzelnen zu einem größeren Beziehungsgeflecht. Die Grenze der Sippe markiert die Grenze zur Fremdheit, die durch die Heirat des Helden Willehalm, der der christlichen Sippe angehört, mit Gyburc, die ehemals Heidin war, übertreten wird. Bindende Faktoren der Sippe, wie Verwandtschaft, Religion und Schutz, werden durch den Übertritt von beiden Seiten neu in Frage gestellt. Wer sind nun die Eigenen, wer die Anderen? Die schiere Unmöglichkeit einer scharfen Grenzziehung zwischen der Heiden- und der Christensippe birgt den großen Konflikt im Roman, der imstande ist, einen ganzen Weltkrieg zu generieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konzepte verwandtschaftlicher Beziehungen
- geslehte
- sippe
- Inklusion und Exklusion durch die Sippe
- Die Gegenüberstellung als Mittel zur Konstitution des Eigenen
- Gyburcs Grenzsituation
- Motiv der Fremdheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die Problematik der Fremdheit im Kontext der mittelalterlichen Literatur und der modernen Gesellschaft. Der Autor beleuchtet das Spannungsfeld von Identität und Fremdheit anhand des Dialogs zwischen Karl Valentin und Liesl Karlstadt sowie des Romans "Willehalm" von Wolfram von Eschenbach.
- Die Konstruktion von Identität durch die Abgrenzung von der Fremdheit
- Die Rolle der Sippe als ein Konzept der Zugehörigkeit und der Abgrenzung
- Die Ambivalenz von Fremdheit und Inklusion in unterschiedlichen Kontexten
- Die Bedeutung des Konzepts "geslehte" in der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die Bedeutung des Konzepts "sippe" als ein zentraler Bestandteil der mittelalterlichen Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Das Kapitel behandelt die Problematik der Fremdheit und die Frage, wie Identität in einer pluralen Gesellschaft entsteht. Der Autor zeigt, dass ein Mensch nur dann als Fremder wahrgenommen wird, wenn er sich in einer fremden Umgebung befindet. Der Text bezieht sich auf Emmanuel Lévinas' Konzept der Interdependenz zwischen Identität und Alterität und führt ein in die zentralen Themen des Buches.
Konzepte verwandtschaftlicher Beziehungen
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit verschiedenen Begriffen, die im "Willehalm" von Wolfram von Eschenbach zur Beschreibung verwandtschaftlicher Beziehungen verwendet werden, insbesondere mit "geslehte" und "sippe". Der Text untersucht die etymologischen Hintergründe der Begriffe und analysiert ihre Verwendung im Roman.
geslehte
Der Text beleuchtet die Bedeutung von "geslehte" als ein Konzept der genetischen Abstammung und der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Linie. Der Autor analysiert die Stellen im "Willehalm", in denen der Begriff auftaucht, und zeigt, dass "geslehte" oft im Zusammenhang mit Ehre und Macht der Familie verwendet wird.
Schlüsselwörter
Der Text befasst sich mit den Themen Fremdheit, Identität, Sippe, geslehte, Inklusion, Exklusion, Mittelalter, Literatur, Wolfram von Eschenbach, "Willehalm", Karl Valentin, Liesl Karlstadt, Emmanuel Lévinas, Interdependenz, Alterität.
- Arbeit zitieren
- Vera Jäger (Autor:in), 2009, Die Eigenen und die Anderen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160824