Aufklärerische Literatur am frühneuzeitlichen Kloster St. Gallen


Seminararbeit, 2008

21 Seiten


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichtlicher Rückblick
2.1 Frühe Neuzeit
2.2 Aufklärung

3. Das Kloster St. Gallen
3.1 Der Benediktinermönch
3.2 Der Bibliothekar Johann Nepomuk Hauntinger

4. Literatur am Kloster
4.1 Die theologischen Disziplinen
4.2 Die Rechtswissenschaft
4.3 Die philosophischen Fächer
4.3.1 Lexiken und Grammatiken
4.3.2 Dichtung und übrige schöne Künste
4.3.3 Gelehrsamkeitsgeschichte
4.3.4 Kirche und Profangeschichte, Historische Hilfswissenschaften
4.3.5 Politik und Zeitgeschichte
4.3.6 Geographie und Reiseliteratur
4.3.7 Naturwissenschaften

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Vor nun annähernd 500 Jahren gelang es Martin Luther, weit reichende Veränderungen hervorzurufen und damit eine neue Ära einzuläuten, die wir heute als Frühe Neuzeit bezeichnen. Luthers 95 Thesen waren mit ausschlaggebend für eine Reformation innerhalb der Kirche, die noch weit reichende Erneuerungen hervorrufen sollte. In diese Zeit, allerdings nun schon ein Jahrhundert später, fällt auch das „Zeitalter der Aufklärung“. Neue Erkenntnisse und Ansichten beeinflussten die Menschen, auf dem Land ebenso wie in der Stadt.

Betroffen von der Aufklärung waren ebenfalls, auch wenn sie sich anfangs sehr gegen aufklärerisches Denken wehrten, die Mönche an den Klöstern. Diese Arbeit soll einen Blick auf die Literatur am frühneuzeitlichen Kloster in St. Gallen werfen. Hierbei wird ein Mönch in den Fokus der Betrachtungen gestellt, der über Jahre hinweg für die Literatur der Hautbibliothek eines Klosters verantwortlich gewesen ist: Pater Johann Nepomuk Hauntinger, Bibliothekar der Hauptbibliothek des Klosters St. Gallen im späteren 18. Jahrhundert. Durch ihn und die von ihm angeschaffte Literatur während seiner Amtszeit soll ein Überblick darüber gewonnen werden, inwiefern das Kloster der Frühen Neuzeit von der Aufklärung berührt war.

Im ersten Teil der Arbeit ist ein kurzer historischer Rückblick gegeben, um eine Vorstellung darüber zu bekommen, wie das Leben im 18. Jahrhundert ausgesehen hat und welche Ereignisse in der Frühen Neuzeit datiert werden können. Weiter soll der Begriff der Aufklärung genauer definiert und Ansichten von Aufklärern dargstellt werden, um ein Verständnis dafür zu bekommen, warum die Aufklärung so weit reichende Folgen mit sich bringen konnte. Auch soll deutlich werden, warum es für einen katholischen Mönch so schwierig ist, sich mit den Auswirkungen der Aufklärung anzufreunden. Daher werfen wir auch einen Blick auf das Leben eines Benediktinermönchs im Kloster und setzen uns mit den dortigen Vorschriften und Lebensinhalten auseinander. Im nächsten Schritt geht es dann um den Bibliothekar Hauntinger, um sein Leben und seine Person, damit wir wissen, was er für ein Mensch gewesen ist.

Im zweiten Teil geht es um die Literatur, die von Bibliothekar Hauntinger angeschafft wurde. Es werden spezifisch ausgewählte Werke und ihre Autoren untersucht, um einen Überblick zu bekommen, was in der Bibliothek am Kloster St. Gallen an Neuanschaffungen getätigt wurde und um herauszufinden, ob Hauntinger tatsächlich aufklärerische Literatur angeschafft hat. Es erfolgt eine Gliederung der Literatur in einzelne Fachbereiche, so wie man sie in der Hauptbibliothek vorgefunden und Hauntinger sie in einem von ihm angefertigten Katalog festgehalten hat. Im anschließenden Fazit möchte ich auf die Frage zu sprechen kommen, ob Hauntinger ein Aufklärer gewesen sein könnte. Denn wie wir sehen werden, gab es dank Hauntinger einige Werke in der Bibliothek, von denen man vermuten würde, dass nicht jeder Mönch sie gut hieß.

Dieser zweite Teil wird überwiegend anhand des Werkes „Klosterkultur und Aufklärung in der Fürstabtei St. Gallen“ von Hanspeter Marti dargstellt, in welchem dieser sich ausführlich mit der Erwerbspolitik Hauntingers auseinandersetzt, immer auch unter dem Gesichtspunkt der Aufklärung.

Die Standpunkte weiterer im Kloster lebenden Mönche, wie. z.B. der Abt Beda Angehrns, werden nicht weiter in Betracht bezogen, da sie zwar auf einer Seite wichtige Personen sind, auf der anderen Seite aber nicht im großen Zusammenhang mit Hauntingers Arbeit stehen und ihre Darstellung hier einfach den Rahmen sprengen würde.

2. Geschichtlicher Rückblick

Um nun in einem ersten Schritt zu verdeutlichen, in welcher Zeit wir uns befinden, wird ein kurzer Überblick darüber gegeben, mit welchen gesellschaftlichen und politischen Ereignissen sich die Menschen der damaligen Zeit konfrontiert sahen. Ein besonderer Blick soll auf das „Zeitalter der Aufklärung“ gerichtet werden, das in die Frühe Neuzeit fällt und das weitläufige Veränderungen mit sich brachte. Da Johann Nepomuk Hauntingers Arbeit für die Hauptbibliothek des Klosters St. Gallen in dieses Zeitalter fiel und er somit von dieser beeinflusst wurde, ist ein Überblick über Merkmale und Ansichten der Aufklärung und ihrer Anhänger von besonderer Bedeutung.

2.1 Frühe Neuzeit

Das Jahr 1517, in dem Martin Luther seine 95 Thesen am Hauptportal der Schlosskirche zu Wittenberg publizierte, kann als Rahmendatum für den Beginn der Frühen Neuzeit gelten.[1] Die Veröffentlichung der Thesen war mit ausschlaggebend für den Beginn der folgenden Reformation. Luther und andere Reformatoren lehnten die „altkirchliche ´Werkgerechtigkeit` ab, nach der bestimmte Werke wie gute Taten, Buße, Einhaltung der Gelübde und Befolgung der Gebote Erlösung bedeuteten.“[2] Sie waren dagegen der Überzeugung, dass sich die Erlösung nur durch die Gnade Gottes entfalten könne. Die Ideen der Reformation verbreiteten sich geschwind. Es entstanden Lesegemeinschaften, Priester predigten in der Volkssprache, nachdem der protestantische Gottesdienst eingeführt worden war und Holzschnitte der damaligen Zeit wurden gemeinsam interpretiert.[3] Die katholische Kirche traf die Reformation schwer.[4] Viele Klöster wurden geschlossen, da einige Mönche den Lehren Luthers folgten, welcher das Mönchtum als unchristlich bemängelte und durch die Reformation sah sich die katholische Kirche nun gezwungen, den eigenen Glauben zu sichern. Die folgenden Jahre waren geprägt von zahlreichen Reformen. Ein wichtiger und bedeutsamer Aspekt der Gegenreformation ist wohl die unter Zwang stattgefundene Rekatholisierung von Gebieten, die sich im Wirkungsbereich der Reformation befunden haben.[5] Acht Religionskriege folgten in der Zeit zwischen 1562 und 1598. Der dann von 1618 bis 1648 dauernde Dreißigjährige Krieg begann ebenfalls als Religionskrieg.[6] Er endete mit dem Kampf um die Hegemonie[7] in Europa. Die drei Mächte, Habsburg, Frankreich und Schweden, welche alle um die Vorherrschaft gekämpft hatten, erkannten die Gleichstellung ihrer Staaten an.[8] Im folgenden Westfälischen Frieden von 1648 wurden durch den Staat die katholische, die lutherische und auch die calvinistische Konfession anerkannt.[9]

Neurungen der katholischen Kirche, wie z.B. Ehevorschriften, waren nicht leicht mit der Realität der Gesellschaft zu vereinbaren.[10] Dennoch gewannen religiöse Sitten und Bräuche immer mehr an Beliebtheit. Weit verbreitet wurde z.B. das gemeinschaftliche Morgen- und Abendgebet. „Die Religiosität der Menschen in der Frühen Neuzeit […] hatte also stärker persönliche, vielleicht kann man sogar sagen, individuelle Züge erhalten.“[11] Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 ging nun das „Zeitalter des Absolutismus“ einher. Nach den Kriegen des 16. Jahrhunderts sollte die Ordnung wieder hervorgerufen und Gefahren abgewehrt werden.[12] Dieser Aufgabe konnten sich allein die Landesherren stellen. Es entstand eine Zentrale, so dass auch zentrale Behörden und das Beamtentum geschaffen wurden. Aber auch die kommenden Jahrzehnte waren gezeichnet von dauernden Kriegen und Krisen.[13] Menschen fielen den Kriegen und der Pest zum Opfer. Felder wurden nicht mehr bestellt und es mangelte an Nahrung. Der Wiederaufbau der Produktionsfirmen fiel schwer. Mitte des 17. Jahrhunderts nahm dann Frankreich die Hegemonie Europas ein. Ludwig XIV., französischer König, war auf die Ausdehnung seines Machtbereiches bedacht. Um 1680 fand dann das „Zeitalter der Aufklärung“ seine Anfänge.[14] 1756 wurde das Bündnissystem Europas von Grund auf neu gestaltet. Mit jeweils gleicher Macht wurde ein Bündnis geschlossen, welches sich aus England, Russland, Preußen, Frankreich und Österreich zusammensetzte. Friedrich II. löste in diesem Jahr den Siebenjährigen Krieg aus.[15] 1789 gilt dann als das Rahmendatum für die Französische Revolution und das Ende der Frühen Neuzeit.[16]

2.2 Aufklärung

Mit dem Begriff der Aufklärung wird eine geistesgeschichtliche Periode im Europa des 18. Jahrhunderts bezeichnet, mit der zahlreiche politische, soziale und philosophische Veränderungen einhergegangen sind.[17] Im Mittelpunkt der Aufklärungsphilosophie stand unter anderem das Vertrauen in die menschliche Vernunft. „Das Motto des Zeitalters fasste Kant als ´Sapere aude!` zusammen: ´Habe Mut, dich deines eigenen Verstands zu bedienen!` ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“[18] Die Naturwissenschaft gewann an neuer Bedeutung, man setzte naturwissenschaftliche Erkenntnisse sogar über das Studium der Bibel. Zwar kritisierten die Aufklärer die katholische Kirche wegen ihres Machtmiss-brauchs und ihrem Dogmatismus, ihre Religion an sich lehnten sie aber nicht prinzipiell ab, sondern vertraten in gewisser Weise den Deismus, der davon ausgeht, dass Gott nach der Schöpfung der Welt in ihr weiteres Bestehen nicht mehr eingreife.[19] Erwähnenswert ist, dass die Aufklärung geprägt war „durch eine Bewegung der Säkularisierung und eine Abkehr von der absolutistischen hin zu einer demokratischen Staatsauffassung und dem Aufkommen des Liberalismus mit seinem Konzept der Menschen- und Bürgerrechte.“[20] Viele Aufklärer waren der Ansicht, dass die Vernunft die Wahrheit ans Licht bringen kann und landeten deswegen oder aber wegen politischen Ansichten im Gefängnis oder mussten fliehen.[21] Charakteristische Merkmale der Aufklärung waren z.B. Denkbewe-gungen in vielen Bereichen; kritisches Hinterfragen aller Lebensinhalte; Forderung von Toleranz gegenüber der Religionen; Lesegesellschaften, damit auch die Bürger, die nicht des Lesens mächtig waren, ´aufgeklärt` wurden; wissen-schaftliche Erkenntnis statt Aberglauben; Toleranz statt Dogmatismus; ökonomische Veränderungen wie das Manufakturwesen und Freiheit und Autonomie für die Literatur, nicht aber für die Kirche oder die Fürsten.[22]

[...]


[1] Vgl. Oldenbourg Geschichte Lehrbuch, S. 19

[2] Vgl. Oldenbourg Geschichte Lehrbuch, S. 19

[3] Ebd., S. 20

[4] Vgl. http://lexikon.gulli.com/Benediktiner#T.C3.A4tigkeiten_der_Benediktiner

[5] Oldenbourg Geschichte Lehrbuch, S. 24

[6] http://www.geschichte-schweiz.ch/auflaerung.html

[7] Vorherrschaft eines Staates über eine Gruppe anderer Staaten (vgl. ´Hegemonie` Microsoft Encarta)

[8] Oldenbourg Geschichte Lehrbuch, S. 28

[9] Ebd., S. 28

[10] Ebd., S. 30ff.

[11] Vgl. ebd., S. 31 f.

[12] Ebd., S. 39 ff.

[13] Ebd., S.43 f.

[14] Wird unter 2.2 näher erläutert

[15] Oldenbourg Geschichte Lehrbuch, S. 46

[16] Ebd., S. 53

[17] ´Aufklärung` Microsoft Encarta

[18] Ebd.

[19] Ebd.

[20] http://europanews.dk/de/node/2243

[21] http://europanews.de/de/node/2243

[22] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Aufklärerische Literatur am frühneuzeitlichen Kloster St. Gallen
Hochschule
Universität Osnabrück
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V160966
ISBN (eBook)
9783640742486
ISBN (Buch)
9783640742783
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
St. Gallen, Kloster, Mönch, Benediktiner, Aufklärung, Literatur, Frühe Neuzeit
Arbeit zitieren
Katharina Neublum (Autor:in), 2008, Aufklärerische Literatur am frühneuzeitlichen Kloster St. Gallen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160966

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