Während in griechisch-römischer Antike Arbeit und Freiheit einander ausschlossen, gilt heute den Nicht-Wohlhabenden der Ausschluss aus der Erwerbsarbeit als Verlust von Selbstbestimmung. Funktion und Wert von Arbeit sind abhängig von der Machtstreuung vs. -konzentration jeweiligenr Gesellschaften.
Nicht-kapitalistische Machtstrukturen erzwingen Arbeit durch materielle Not bzw. außerökonomisch zum Zwecke der Sozialdisziplinierung.
Kapitalismus ist zum Siege gelangt, wo Arbeit knapp und daher teuer – für die Armen zum Modus der Teilhabe am Wohlstand – werden konnte.
Zuerst erkannten Nietzsche und Lafargue, dass die aus Not zur Tugend gelogene „Arbeitsmoral“ die Arbeitenden in ihrem Kampfe um die Preissteigerung für Arbeit nie mehr als hindern kann.
Seit Keynes ist die Funktionsweise des Kapitalismus bekannt: Vollbeschäftigung ist Bedingung der Möglichkeit, damit Arbeit im Konflikt mit dem Kapital zu Verhandlungsmacht gelangen kann. Die von Marxisten ersehnten Krisen des Kapitalismus sind durch staatliche Maßnahmen und wohlfahrtsstaatliche Umverteilung prinzipiell politisch regulierbar.
Aber wer öffentlich der politökonomischen Aufklärung dient, befähigt auch deren Widersacher dazu, sich an ihr zu bilden, die Konter-Strategie entlang ihrer Erkenntnisse gegenläufig auszurichten.
Neoliberalismus lässt sich als politischer Anti-Liberalismus verstehen, offensiv gegen den Sozialstaat wie den gesamten Kulturbereich gerichtet, der mehr als nur boulevardeske Unterhaltung ist.
Ob Schrumpfung des öffentlichen Dienstes, Privatisierung kollektiver Güter oder Steuersenkungen für Vermögende, letztlich geht es um die Steigerung ungleicher Verteilung finanzieller Verfügungsrechte. Dem korrespondiert die Zersetzung demokratischer Steuerung durch Entpolitisierung: Wenn es gelingt vermeintliche Sachzwänge politisch glaubwürdig zu inszenieren, erscheint gleichgültig, welche Regierung angeblich nichts mehr zu entscheiden hat, weil sie den Haushalt konsolidieren müsse etc. etc.
Hohe Arbeitslosigkeit ist für den Erfolg neoliberaler Strategie entscheidend. Sie spaltet die abhängig Beschäftigten in realiter machtlose Arbeitslose (sie können nicht einmal streiken) und angesichts der Arbeitslosigkeit verängstigte Arbeitende (die sich aller Forderungen enthalten).
Arbeit und Lohn bleiben Verteilungsprobleme. Die Zukunft bietet die Alternativen, hinter den bewussten kapitalistischen Fortschritt zurückzufallen oder auf dessen Grundlage das Otium der Edlen für alle zu erkämpfen.
Inhaltsverzeichnis
- Mono- und polyzentrische Herrschaft im Altertum und der Wert der Arbeit
- Arbeitsmoral - die Religion des Kapitalismus?
- Das „Dogma der Arbeit\" als ideologisches Instrument der antikapitalistischen Bewegungen gegen den Fortschritt bewusster Aufklärung.
- Das „Recht auf Arbeit\" in der Planwirtschaft der DDR
- Zu John Maynard Keynes` „General theory\"
- Die Offensive der reaktionären Konter-Reformen.
- ‚Beschäftigungsförderung\" in Leipzig
- Nur die Macht der Arbeit macht von Arbeit frei
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text „Macht Arbeit frei?“ von Oliver Kloss befasst sich mit dem Wandel des Wertes von Erwerbsarbeit in der Geschichte und untersucht die ideologischen und ökonomischen Hintergründe dieser Entwicklung. Kloss analysiert, wie die Arbeit über die Jahrhunderte hinweg von einem notwendigen Übel zu einer Tugend und schließlich zu einem zentralen Dogma der modernen Gesellschaften geworden ist.
- Die Entwicklung des Werts von Arbeit von der Antike bis zur Gegenwart
- Die Rolle der Religion und der Ideologie in der Wertschätzung von Arbeit
- Der Einfluss des Kapitalismus und des Sozialismus auf die Arbeitsethik
- Kritik am „Dogma der Arbeit“ und seinen Auswirkungen auf die Gesellschaft
- Die Bedeutung von Muße und Nicht-Arbeit für das Individuum und die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Mono- und polyzentrische Herrschaft im Altertum und der Wert der Arbeit: Das erste Kapitel analysiert den Wert von Arbeit in den antiken Gesellschaften, insbesondere im Vergleich zwischen monozentrischen Despotien und polyzentrischen Herrschaftsformen. Es beleuchtet die Bedeutung von Sklavenarbeit in der Antike und die Rolle von Arbeit in der Entstehung von Monumentalbauten.
- Arbeitsmoral - die Religion des Kapitalismus?: Dieses Kapitel untersucht die Entstehung der Arbeitsmoral in der Reformation und deren Verbindung zur Religion. Es zeigt auf, wie die Arbeit im Laufe der Geschichte zunehmend mit positiven Werten wie Fleiß, Disziplin und Tüchtigkeit verbunden wurde.
- Das „Dogma der Arbeit\" als ideologisches Instrument der antikapitalistischen Bewegungen gegen den Fortschritt bewusster Aufklärung.: Das dritte Kapitel analysiert die Rolle des „Dogmas der Arbeit" in der modernen Gesellschaft und zeigt auf, wie es von verschiedenen Ideologien, insbesondere von antikapitalistischen Bewegungen, instrumentalisiert wurde.
- Das „Recht auf Arbeit\" in der Planwirtschaft der DDR: Dieses Kapitel untersucht die Rolle des „Rechts auf Arbeit" in der DDR und die Auswirkungen der Planwirtschaft auf die Arbeitsbedingungen und die Arbeitsmoral der Menschen.
- Zu John Maynard Keynes` „General theory\": Das fünfte Kapitel widmet sich den ökonomischen Ideen von John Maynard Keynes und seiner „General Theory", die wichtige Implikationen für die Rolle von Arbeit in der modernen Wirtschaft hat.
- Die Offensive der reaktionären Konter-Reformen: Das sechste Kapitel befasst sich mit der Kritik an den „Konter-Reformen" und deren Einfluss auf die Wertschätzung von Arbeit in der modernen Gesellschaft.
- ‚Beschäftigungsförderung\" in Leipzig: Dieses Kapitel analysiert die aktuelle Situation der „Beschäftigungsförderung" in Leipzig und ihre Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen und die Arbeitsmoral der Menschen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Textes „Macht Arbeit frei?“ umfassen die Arbeitsmoral, die Ideologie der Arbeit, die Rolle von Arbeit in verschiedenen Gesellschaftssystemen (Antike, Reformation, Kapitalismus, Sozialismus), die Kritik am „Dogma der Arbeit", die Bedeutung von Muße und Nicht-Arbeit sowie die aktuelle Situation der „Beschäftigungsförderung" in Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Oliver Kloss (Autor:in), 2001, Macht Arbeit frei?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161027