Die Zeitschrift 'Die Bücherei' diente während der NS-Zeit als zentrales Organ zur ideologischen Ausrichtung des Volksbüchereiwesens. Sie wurde 1920 vom Verein Deutscher Volksbibliotheken (VDV) gegründet, um das deutsche Bibliothekswesen zu modernisieren, und unterwarf sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 zunehmend der NS-Ideologie. Obwohl die Zeitschrift in der bestehenden Forschung oft nur am Rande behandelt wird, bietet sie eine wertvolle Quelle für die Untersuchung der Rolle des Volksbüchereiwesens im Zweiten Weltkrieg. In vielen Arbeiten wird sie kurz erwähnt und zitiert, jedoch nie umfassend analysiert. Diese Arbeit knüpft an eine eigene Diskursanalyse der Jahrgänge 1934-1938 an, die gezeigt hat, dass die Diskussionen sich vor allem auf büchereispezifische Themen konzentrierten, während die moralische Dimension der NS-Ideologie nicht thematisiert wurde sondern eher deren Verbreitung innerhalb des Bibliothekswesens. Während die erste Analyse das büchereispezifische Thema der Zeitschrift bis 1938 fokussierte, erweitert diese Arbeit die Untersuchung auf den Beginn des Zweiten Weltkriegs, in dem sich die Rolle des Volksbüchereiwesens im Krieg zunehmend abzeichnete.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs stellt sich die Frage, inwiefern das Volksbüchereiwesen für den Kriegsdienst vereinnahmt wurde. Wenn man davon ausgeht, dass die NS-Regierung dem Kriegsdienst alles unterordnete, kann angenommen werden, dass auch das Volksbüchereiwesen davon nicht unberührt blieb und zunehmend in den Dienst der Volksgemeinschaft gestellt wurde. Angesichts der Macht, die Bücher in der Gesellschaft haben, und ihrer Funktion als Informationsquelle, kann davon ausgegangen werden, dass sie auch gezielt für Kriegspropaganda und Volksmobilisierung verwendet wurden. Diese Arbeit untersucht die These, dass sich die Zeitschrift ‚Die Bücherei‘ ab 1939 von einer theoretischen Legitimierung des Krieges hin zu einer praktischen Mobilisierung der Volksbüchereien für die Kriegsführung wandelte – mit dem Ziel, Bibliotheken als aktive Instrumente der NS-Propaganda und psychologischen Kriegsvorbereitung zu positionieren.
- Arbeit zitieren
- Dennis Münnich (Autor:in), 2025, Die Bücherei im Zweiten Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1611434