Psychische Erkrankungen gehören in Deutschland zu den häufigsten Erkrankungen und stellen somit keine Seltenheit dar. Schätzungsweise ca. 3 Millionen Kinder erleben einen psychisch erkrankten Elternteil. Für diese Kinder stellt die elterliche Erkrankung ein äußerst kritisches Lebensereignis dar. Häufig können die Eltern die kindlichen Bedürfnisse, wie Aufmerksamkeit, Zuneigung und liebevolle Nähe, nicht ausreichend befriedigen und nehmen sich selbst als ‚schlechte‘ Eltern wahr. Durch das krankheitsbedingte unberechenbare Verhalten der Eltern können die Kinder das Verhalten ihrer Eltern nicht mehr richtig einschätzen und werden in der Beziehung zu ihnen zunehmend unsicherer.
Doch obwohl diese Kinder, durch ihr erhöhtes Risiko, selbst eine psychische Störung zu entwickeln, eine besondere Risikogruppe darstellen, so standen sie lange Zeit nicht im Interesse von Forschung und Praxis und galten deshalb als die „vergessenen Angehörigen“. Diese Situation hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert, da nicht nur die Fachöffentlichkeit im Gesundheitswesen, sondern auch die in der Kinder- und Jugendhilfe auf Kinder und ihre psychisch kranken Eltern aufmerksam geworden sind, was sich vor allem durch die zahlreichen Fachtagungen, Kongresse und Initiativen äußert. Die Resilienzforschung zeigt jedoch auf, dass nicht alle Kinder eine psychische Störung herausbilden, wodurch sich die Annahme der Existenz sogenannter protektiver Faktoren festigte. Diese werden im Rahmen des Resilienzkonzepts auch als Resilienzfaktoren bezeichnet.
Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, welche förderlichen Ressourcen resiliente Kinder psychisch erkrankter Eltern aufweisen können, sodass eine Bewältigung der eigenen Entwicklung adäquat gelingen kann, und in welcher Weise eine Förderung dieser Faktoren und eine Unterstützung der Familie möglich ist.
- Arbeit zitieren
- Alicia Koch (Autor:in), 2019, Wie Kinder psychisch kranker Eltern Entwicklungsrisiken überwinden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1611878