In der frühneuzeitlichen Gesellschaft gab die Ehre Normen und Werte vor, sorgte damit für die Disziplinierung der Bevölkerung und diente sogar als eine Art Ersatz für die noch nicht vorhandenen Menschenrechte. Durch die Ehre konstituierte sich also der Wert jedes Einzelnen innerhalb einer Dorf- oder Stadtgemeinschaft.
Die Wichtigkeit der Ehre ergibt sich ebenfalls aus der Tatsache, dass sie mit materi-ellem und rechtlichem Kapital verknüpft war, worauf in dieser Hausarbeit noch ein-gegangen werden soll. Insofern war die Ehre entscheidend für die Entstehung von Armut und Randgruppen.
Die Ehre zählte in der Frühen Neuzeit zu den wichtigsten und allgemein anerkannten Grundwerten, trotzdem gestaltet sich die Formulierung einer Definition schwierig. Das liegt vor allem an der Abstraktheit der Ehre, die einer der führenden Ehre-Forscher, Martin DINGES, mit dem Ungeheuer von Loch Ness verglich: „Es gibt Zeitgenossen, die dieses Tier ganz bestimmt gesehen haben, aber selten erfährt man Genaueres“.
Inhalt und Bedeutung der Ehre waren je nach Zeit, Ort und sozialer Zugehörigkeit unterschiedlich und unterlagen außerdem einem ständigem Wandel. Die Ehre war „zu keiner Zeit wirklich greifbar und definierbar“. Am besten ist sie deshalb aus dem Kontext zusammenhängender Ehrauseinandersetzungen sowie durch die Gründe und Folgen des teilweisen oder kompletten Ehrverlustes zu verstehen. Durch die Analyse dieser Kriterien soll in dieser Hausarbeit ein Versuch unternommen werden, das Phänomen der Ehre bzw. des Ehrverlustes konkreter darzustellen. Dabei soll weniger auf die „unehrlichen“ Berufe als Grund für den Ehrverlust eingegangen werden. Stattdessen wird dargestellt, auf welche Art und Weise die „ehrlichen“ Menschen ihre Ehre komplett oder teilweise verlieren konnten. Vor allem zwei Gründe spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle – die Ehrauseinandersetzungen, die so genannten Ehrenhändel, sowie die Schand-, Ehren- und Körperstrafen. Auf diese beiden Gründe für den Ehrverlust wird in dieser Arbeit ausführlich eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung – die Ehre und ihre Definition
- 2. Rolle der Ehre
- 3. Ehrverlust
- 3.1. Gründe für den Ehrverlust
- 3.1.1. Schand-, Ehren- und Körperstrafen
- 3.1.2. Ehrenhändel
- 3.2. Folgen des Ehrverlustes
- 3.1. Gründe für den Ehrverlust
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen des Ehrverlustes bei Unterschichtangehörigen in der Frühen Neuzeit. Sie untersucht, wie die Ehre in dieser Gesellschaft funktioniert, welche Bedeutung sie hatte und welche Folgen der Verlust der Ehre für die Betroffenen hatte. Die Arbeit analysiert die Ursachen und Folgen des Ehrverlustes, insbesondere im Kontext von Schand-, Ehren- und Körperstrafen sowie Ehrenhändeln.
- Definition und Bedeutung der Ehre in der Frühen Neuzeit
- Rolle der Ehre für die soziale Ordnung und Disziplinierung der Bevölkerung
- Ursachen für den Ehrverlust bei Unterschichtangehörigen
- Folgen des Ehrverlustes für das soziale Ansehen und die Lebensbedingungen der Betroffenen
- Zusammenhang von Ehre und Armut
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel definiert den Begriff der Ehre und erläutert seine Bedeutung in der frühneuzeitlichen Gesellschaft. Es wird gezeigt, dass die Ehre sowohl innere als auch äußere Dimensionen umfasst und eng mit materiellem und rechtlichem Kapital verknüpft war. Das zweite Kapitel beleuchtet die Rolle der Ehre für die soziale Ordnung und die Disziplinierung der Bevölkerung. Das dritte Kapitel untersucht die Gründe für den Ehrverlust bei Unterschichtangehörigen. Im Fokus stehen dabei Schand-, Ehren- und Körperstrafen sowie Ehrenhändel. In diesem Zusammenhang werden die Folgen des Ehrverlustes für das soziale Ansehen und die Lebensbedingungen der Betroffenen aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Ehre, Ehrverlust, Unterschicht, Frühe Neuzeit, Schandstrafen, Ehrenhändel, soziale Ausgrenzung, Armut, Reputation, Selbstwertgefühl, Ständegesellschaft.
- Quote paper
- Slava Obodzinskiy (Author), 2009, Ehrverlust bei den Unterschichtangehörigen in der Frühen Neuzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161210