Die englische Arts-and-Crafts-Bewegung, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts in England begann, hatte großen Einfluss auf die Kunstentwicklung im restlichen Europa. Belgien war dieser Entwicklung schon früh aufgeschlossen. Brüssel war zu jener Zeit im Vergleich zu anderen europäischen Groß- oder Hauptstädten progressiver und zog daher viele Künstler an. Die Stadt entwickelte sich unter diesen Bedingungen zur Hauptstadt des Jugendstils. Dieser stellte in Europa eine Stil-Wende dar. Die zeitliche Spanne umfasst etwa die Zeit von 1890 bis 1905, also einen kurzen Zeitraum von nur etwa fünfzehn Jahren. Sie war jedoch prägend für die folgenden künstlerischen Tendenzen. Der Jugendstil suchte auch eine neue Haltung in Abgrenzung zum bis dahin vorherrschenden Historismus. Er stellte den Versuch dar, nach der Vereinigung zahlreicher Stile unter eben jenem Deckmantel, zu einem neuen Gesamtstil zu gelangen und Ästhetik wieder für eine breitere Masse erfahrbar zu machen. Jedoch gab es ein Dilemma: Die Produkte handwerklicher Arbeit waren und sind teurer als die der Maschinenarbeit. So zeigte sich im Laufe der Schaffenszeit Van de Veldes schließlich eine offensichtliche Diskrepanz zwischen der Absicht, ästhetische Produkte für eine breite Masse herzustellen und der Realität. Tatsächlich bestand seine Klientel nämlich ausschließlich aus Angehörigen des gehobenen Bürgertums. Seine Produkte waren so hoch im Preis, dass selbst jene solvente Kundschaft zuweilen mit Unverständnis reagierte. Und obwohl die Preise hoch waren, konnte er seine Kosten nicht gänzlich decken, so dass er ständig verschuldet war und immer wieder neue Kredite in Anspruch nehmen musste. So kam es schließlich zur Insolvenz seiner Firma. Allerdings war Van de Velde trotz der ständigen finanziellen Schwierigkeiten außerordentlich produktiv und verfolgte seine künstlerisch-handwerklichen Bestrebungen konsequent, so dass ein beachtliches Werk entstanden ist. In seinen Möbelentwürfen, meist parallel zu seiner Innenraumgestaltung erschaffen, setzte er auf konstruktiven Aufbau, fein geschwungene Linienführung und ausgewogene Komposition der Elemente. Mit der Frage der für ihn typischen Linien-Ornamentik setzte er sich intensiv und bereits früh auseinander. Im Jahre 1900 zog er nach Berlin, wo er für zwei Jahre tätig war. Große Projekte dieser Zeit waren die komplette Gestaltung der Inneneinrichtung des „Hoffriseursalons Haby” und der „Continental Havana-Compagnie”.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Darstellung
- „Continental Havana-Compagnie” und der „Friseursalon Haby”
- Die Inneneinrichtung der „Continental Havana-Compagnie”
- Die Inneneinrichtung des „Friseursalons Haby”
- Von der Arts-and-Crafts-Bewegung zum Jugendstil
- Werdegang Henry van de Veldes
- Ornamentik
- Im Jugendstil allgemein
- Henry van de Velde
- „Continental Havana-Compagnie” und der „Friseursalon Haby”
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Innenraumgestaltung des „Friseursalons Haby” und der „Continental Havana-Compagnie” in Berlin, die von Henry van de Velde, einem wichtigen Vertreter des belgischen Jugendstils, entworfen wurden. Die Arbeit untersucht die Gestaltungsprinzipien und die Verwendung von Linien und Ornamenten in diesen beiden Projekten und setzt sie in den Kontext der Arts-and-Crafts-Bewegung und des Jugendstils.
- Die Rolle von Henry van de Velde im belgischen Jugendstil
- Die Anwendung von Linien und Ornamenten in den Inneneinrichtungen
- Der Einfluss der Arts-and-Crafts-Bewegung auf den Jugendstil
- Die Beziehung zwischen handwerklicher Tradition und Industrialisierung im Jugendstil
- Die ästhetischen Ziele und die Herausforderungen des Jugendstils
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung präsentiert Henry van de Veldes Auffassung über Linien als Gestaltungselemente und stellt den Kontext seiner Arbeit im Jugendstil dar. Sie beschreibt die Bestrebungen des Jugendstils, ästhetische Produkte für eine breite Masse zu schaffen und beleuchtet die Schwierigkeiten, denen Van de Velde im Hinblick auf die Kosten und die Zielgruppe seiner Produkte begegnete.
- Darstellung: „Continental Havana-Compagnie” und der „Friseursalon Haby”: Dieser Abschnitt beschreibt die Inneneinrichtung der „Continental Havana-Compagnie” anhand eines Fotos und analysiert die Verwendung von Linien und Ornamenten. Die Beschreibung des „Friseursalons Haby” wird aufgrund der fehlenden Fotos auf den zeitlichen Kontext und die Verwendung der typischen Gestaltungselemente van de Veldes fokussieren.
- Von der Arts-and-Crafts-Bewegung zum Jugendstil: Dieser Abschnitt beleuchtet den Einfluss der Arts-and-Crafts-Bewegung auf den Jugendstil und betrachtet die Entwicklung des Jugendstils in Belgien, insbesondere in Brüssel.
- Werdegang Henry van de Veldes: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Entwicklung von Van de Veldes künstlerischem Schaffen, seinem Wechsel von der Malerei zum Kunsthandwerk und seinen Gestaltungsprinzipien.
- Ornamentik: Dieser Abschnitt betrachtet die Bedeutung der Ornamentik im Jugendstil allgemein und im Werk von Henry van de Velde.
Schlüsselwörter
Jugendstil, Henry van de Velde, Arts-and-Crafts-Bewegung, Ornamentik, Linie, Innenraumgestaltung, „Continental Havana-Compagnie”, „Friseursalon Haby”, Berlin, Brüssel.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Miriam Sowa (Autor:in), 2009, Henry van de Velde - der „Friseursalon Haby” und die „Continental Havana-Compagnie”, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161213