Leseprobe
Inhalt
1 Einleitung
2 Das 4CID-Modell und seine praktische Anwendung
2.1 Kompetenzanalyse und Fertigkeitenhierarchie
2.2 Sequentialisierung der Aufgabenklassen
2.3 Entwurf von Lernaufgaben
2.4 Entwurf von unterstützenden Informationen
2.5 Entwurf von Just-in-time-Informationen
2.6 Entwurf von Parttask Practice
3 Mediendidaktische Überlegungen zum 4CID-Modell
3.1 Lerntheoretische Überlegungen
3.2 Aspekte des situiertes Lernens
3.3 Didaktische Szenarien
3.4 Medien für das vorliegende Blueprint
4 Zusammenfassung und Fazit
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Quellen- und Literaturverzeichnis
1 Einleitung
In seiner Ansprache am zweiten Juli 2010 betont der neu vereidigte Bundespräsi- dent Christian Wulff, dass einer der größten Reichtümer Deutschlands die Vielfalt der Menschen sei. Es gilt diese Stärke zu fördern indem man dieser mit einer Selbstverständlichkeit, in einem multikulturellen Dialog begegnet und dadurch Verbindungen schafft (Wulff, 2010). Seit den 1980er Jahren befasst sich die Interkulturelle Pädagogik mit dieser Thematik. Dabei geht es vor allem um „die Vorbereitung auf ein Leben in einer dauerhaften multikulturellen Gesellschaft“ (Raithel, Dollinger & Hörmann, 2007, S. 259). Um dieses Ziel zu erreichen, sind soziale und pädagogische Einrichtungen notwendig, die derartige Begegnungen der Kulturen ermöglichen und fördern. In solchen Organisationen arbeiten in der Regel sehr kompetente Bildungswissenschaftler, die durch verschiedene Aktivitä- ten eine interkulturelle Kommunikation einleiten. Doch wie kann dieser hohe Kompetenzgrad erreicht werden?
Van Merriënboer hat 1997 ein Vier-Komponenten-Instruktionsdesign-Modell (kurz: 4CID-Modell) entwickelt, womit komplexe kognitive Fähigkeiten trainiert werden können (Bastiaens, Deimann, Schrader & Orth, 2009, S. 89). Im folgen- den Kapitel der Hausarbeit wird dieses Modell an einem Beispiel eines Bildungs- wissenschaftlers im Bereich der Interkulturellen Arbeit / Arbeit mit Migranten dargestellt. Die Ansätze eines Blueprints werden speziell für eine Tätigkeit aus diesem Bereich als Leiter eines Jugendzentrums „Multi-Kulti-Haus“ beispielhaft entworfen. Im dritten Kapitel werden mediendidaktische Überlegungen zum 4CID-Modell angestellt. An dieser Stelle erfolgt eine theoretische Einordnung des Modells und es werden ausgewählte Didaktische Szenarien vorgestellt und geeig- nete Medien erläutert. Anschließend werden die Erkenntnisse dieser Arbeit zu- sammengefasst und kritisch bewertet.
An dieser Stelle ist ein Hinweis angebracht - aus Gründen der Übersichtlichkeit wird in der Arbeit überwiegend die männliche Form verwendet. Dabei wird diese Form als geschlechtsneutral aufgefasst, womit sowohl Frauen als auch Männer gemeint sind.
2 Das 4CID-Modell und seine praktische Anwendung
Das 4CID-Modell liefert Empfehlungen zur systematischen Gestaltung von Lernmaterialien mit dem Ziel komplexe Kompetenzen zu erwerben (Bastiaens et al., 2009, S. 89). Wie die Bezeichnung bereits verrät, basiert das Modell auf vier Komponenten. Diese sind in der Abbildung 1 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Graphische Darstellung der vier Komponenten.
Quelle: van Merriënboer, Clark & de Croock, 2002, S. 44).
Dabei bilden die authentischen und ganzheitlichen Lernaufgaben (learning tasks) den Kern des Modells. Die unterstützenden Informationen (supportive informati- on) bieten eine Hilfe bei der Bewältigung von nicht-wiederkehrenden Aufgaben indem sie erläutern, wie ein Bereich beschaffen ist. Dagegen spezialisieren sich die Just-in-time-Informationen (JIT information) auf wiederkehrende Aufgaben indem sie Regeln und Prozeduren präsentieren, um eine Automatisierung bei der Bearbeitung zu erreichen. Die Komponente Parttask Practice kommt nur dann zum Einsatz, wenn eine sehr hohe Automatisierung notwendig wird (van Merriënboer et al., 2002, S. 63 f.).
Für das Kreieren der vier Komponenten und somit für die Erstellung eines Blueprints hat van Merriënboer zehn Schritte festgelegt (2007). In den folgenden Kapiteln werden diese Schritte kurz dargestellt und anhand ausgewählter Beispie- le veranschaulicht.
2.1 Kompetenzanalyse und Fertigkeitenhierarchie
Im ersten Schritt erfolgt eine Kompetenzanalyse, d. h. hierbei muss genau festge- legt werden, welche Fähigkeiten am Ende des Trainings erworben sein müssen (Bastiaens et al., 2009, S. 94). Denn um eine gute Ausbildung für einen Bil- dungswissenschaftler zu entwickeln, muss vorher genau definiert werden, welche einzelne Tätigkeiten zu seiner Gesamtkompetenz gehören. Nur so kann ein Lern konzept praxisnah darauf ausgerichtet werden.
Dabei wird für eine ganzheitliche komplexe Fähigkeit - hier als ein Bildungswis- senschaftler im Bereich der Interkulturellen Arbeit / Arbeit mit Migranten arbeiten eine Fertigkeitenhierarchie entworfen, indem diese Kompetenz in ihre konstituierenden Teile zerlegt wird (Bastiaens et al., 2009, S. 94). Durch diese Zerlegung wird eine Komplexitätsreduzierung erreicht, so dass der Lernende die gewünschte Fähigkeit schrittweise, ohne überfordert zu werden, erlernen kann. Die einzelnen Bausteine werden dann hierarchisch angeordnet.
In dieser Hausarbeit wird die Fertigkeitenhierarchie (skills hierarchy) eines Bil- dungswissenschaftlers auf die Kompetenz -einen Jugendzentrum „Multi-Kulti- Haus“ leiten- begrenzt. Bei dieser Tätigkeit geht es vor allem darum, den Jugend- lichen vor Ort ein passendes Veranstaltungsangebot zur Verfügung zu stellen, um den multikulturellen Dialog auf unterschiedlichste Art und Weise zu gestalten und zu fördern. Die einzelnen Aktionen richten sich sowohl an Jugendliche mit als auch ohne Migrationshintergrund. Als Leiter einer solchen Einrichtung wird ein Bildungswissenschaftler insbesondere mit organisatorischen Aufgaben konfron- tiert. Die Abbildung 2 visualisiert die hierarchische Anordnung von einzelnen Fertigkeiten. In diesem Zusammenhang werden vertikale und horizontale Relatio- nen unterscheiden (Bastiaens et al., 2009, S. 94).
Die horizontale Ebene stellt von links nach rechts eine ganzheitliche Kompetenz dar. Es handelt sich um eine temporäre Beziehung zwischen den Teilfertigkeiten. Die einzelnen Tätigkeiten des Bildungswissenschaftlers bauen auf einander auf, so erfolgt beispielsweise zunächst eine Planung des Veranstaltungsprogramms, welches dann veröffentlicht wird. Danach wird eine genaue Programmumsetzung vorbereitet. Zum Schluss werden die einzelnen Veranstaltungen durchgeführt und abschließend bewertet.
Die konditionale Beziehung ist durch die vertikale Ebene von unten nach oben abgebildet. Hierbei stellt die jeweils niedriger angeordnete Teilfertigkeit stets die Voraussetzung für die entsprechende höhere Fertigkeit dar. Am konkreten Bespiel der Teilfertigkeit „Veranstaltungsprogramm planen“ heißt das, dass man zunächst den Bedarf an Veranstaltungen analysieren muss, bevor man anschließend die hierfür benötigten Ressourcen überprüfen kann.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Fertigkeitenhierarchie. Quelle: Eigene Darstellung.
2.2 Sequentialisierung der Aufgabenklassen
Der zweite Schritt bei der Erstellung eines Blueprints befasst sich mit der Sequentialisierung der Aufgabenklassen (task classes). Lernaufgaben, die dassel- be Niveau an Vorkenntnissen voraussetzten, werden in einer Aufgabenklasse or- ganisiert. Dabei wird in jeder Klasse eine ganzheitliche Fertigkeit abgebildet. Die einzelnen Klassen unterscheiden sich lediglich in ihrer von Klasse zu Klasse zu- nehmenden Komplexität. So stellt die erste Aufgabenklasse dementsprechend die einfachste Ausführung der jeweiligen Kompetenz dar. Um eine Serie von Aufga- benklassen zu entwickeln, gibt es vier Sequenzprinzipien, die verwendet werden können: vereinfachende Annahmen, Nachdruck Manipulation, Mentale Modelle Progression und systematisches Problemverfahren. Am häufigsten werden die Aufgabenklassen mit Hilfe des Sequenzprinzips der vereinfachenden Annahmen (simplifying assumptions) entwickelt. Dabei werden relevante Parameter ermit- telt, die eine Kompetenzausübung vereinfachen oder erschweren können (Bastiaens et al., 2009, S. 95 ff.).
Die Tabelle 1 veranschaulicht exemplarisch zehn vereinfachende Annahmen für einen Bildungswissenschaftler im Bereich der Interkulturellen Arbeit / Arbeit mit Migranten am Beispiel eines Jugendzentrumleiters.
Tabelle 1: Vereinfachende Annahmen. Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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