In der Mitte des 12. Jahrhunderts entsteht in der europäischen Architektur der gotische Stil. Dieser Stil, der seine Wurzeln in Frankreich hat, breitet sich in ganz Europa aus. Die Bezeichnung Gotik führt zu der irrigen Auffassung, dass der Stil ein typischer deutscher Stil sei. Mit dem Beginn der Renaissance hoffen die italienischen Baumeister, dass durch die klassischen Formen diese „primitive“ Baukunst überwunden wird. Der Kunsthistoriker Giorgio Vasari nennt die Gotik in seinen „Vite“ von 1550 verachtend „maniera tedesca“ und
beschreibt sie als unzivilisiert und barbarisch. Das Missverständnis um die Wurzeln der Gotik lässt sich erst im 19. Jahrhundert aufklären. Doch scheint der germanisch-gotische bzw. deutsche Einfluss auf die Kunst und seine Darstellung innerhalb der Baugeschichtsschreibung einen heiklen Status zu behalten. So kritisiert Heinrich Klotz in seinem Vorwort zu seinem Werk Geschichte der deutschen Kunst. Mittelalter 600-1400, das im Jahre 1998 als erster einer drei Bände umfassenden Reihe zur europäischen Kunstgeschichte der Zeit von 800 bis 2000 im Verlag C. H. Beck in München erscheint, dass die deutsche Kunst in der Vergangenheit keine nennenswerte Beachtung in der Bau- bzw. Kunstgeschichtsschreibung nicht-deutscher Autoren fand. Oder aber, dass diese der Tendenz nach negativ dargestellt wird, wenn sie behandelt wird. Er geht in seinem Vorwort ausführlich darauf ein, welche historischen Fakten dem zugrunde liegen und fordert letzten Endes implizit eine angemessene
Betrachtung der deutschen Einflüsse innerhalb der Kunst- bzw. Baugeschichtsschreibung. Doch ist die Frage, ob das von Klotz gezeichnete negative Bild durch zeitgenössische europäische und nicht-deutsche Autoren tatsächlich bestätigt wird. Dem Vorwort und einem Ausschnitt aus dem Werk von Klotz bzw. seiner Kritik wird deshalb im Folgenden das Vorwort und ein Ausschnitt aus dem 1994 erschienenen Werk des italienischen Autors Liana
Castelfranchi Vegas Die Kunst im Mittelalter vergleichend gegenübergestellt. In beiden Beispielen geht es um die Ursprünge der Gotik und es wird vergleichend gegenübergestellt, wie die Autoren mit den historischen Fakten umgehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vergleichende Darstellung
- Heinrich Klotz: Geschichte der deutschen Kunst. Mittelalter 600-1400, München 1998
- Vorwort und formulierte Zielsetzung
- Das Kapitel VI. Die Gotik
- Liana Castelfranchi Vegas: Die Kunst im Mittelalter, Düsseldorf 1995
- Vorwort und formulierte Zielsetzung
- Das achte Kapitel: Die Entstehung der Gotik auf der Ile-de-France
- Heinrich Klotz: Geschichte der deutschen Kunst. Mittelalter 600-1400, München 1998
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Darstellung des germanisch-gotischen Einflusses auf die Kunstgeschichte und seiner Rezeption in der Baugeschichtsschreibung des späten 20. Jahrhunderts. Sie analysiert und vergleicht zwei Werke: Heinrich Klotzs "Geschichte der deutschen Kunst. Mittelalter 600-1400" (1998) und Liana Castelfranchi Vegas' "Die Kunst im Mittelalter" (1995). Ziel ist es, die Sichtweisen beider Autoren auf die Ursprünge der Gotik und den deutschen Beitrag zu ihrer Entwicklung zu untersuchen.
- Rezeption des germanisch-gotischen Einflusses in der Baugeschichtsschreibung
- Kritik an der Darstellung der deutschen Kunst in kunsthistorischen Werken
- Ideologie und Herrschaftsansprüche in der Baugeschichtsschreibung
- Vergleichende Analyse von Klotzs und Castelfranchi Vegas' Werken
- Die Bedeutung der deutschen Kunst in der europäischen Kunstgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und führt in die Problematik der Rezeption des germanisch-gotischen Einflusses in der Baugeschichtsschreibung ein. Sie erläutert die Zielsetzung der Arbeit und skizziert den methodischen Ansatz des Vergleichs von Klotzs und Castelfranchi Vegas' Werken.
- 2.1. Heinrich Klotz: Geschichte der deutschen Kunst. Mittelalter 600-1400: Dieses Kapitel analysiert das Vorwort und das Kapitel über die Gotik in Klotzs Werk. Es untersucht Klotzs Kritik an der unzureichenden Berücksichtigung der deutschen Kunst in der Baugeschichtsschreibung und seine Argumentation zur Bedeutung des germanisch-gotischen Einflusses.
- 2.2. Liana Castelfranchi Vegas: Die Kunst im Mittelalter: Das Kapitel analysiert das Vorwort und das achte Kapitel von Castelfranchi Vegas' Werk, welches die Anfänge der Gotik auf der Ile-de-France behandelt. Es stellt die Sichtweise des italienischen Autors auf die Entstehung der Gotik dar und untersucht, inwieweit er Klotzs Argumentation zum germanisch-gotischen Einfluss teilt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe germanisch-gotischer Einfluss, Baugeschichtsschreibung, deutsche Kunst, Gotik, Geschichte der deutschen Kunst, Kunst im Mittelalter, Vergleichende Analyse, Klotz, Castelfranchi Vegas, Vorwort, Kapitel, Ursprünge der Gotik, Ile-de-France, deutscher Beitrag.
- Arbeit zitieren
- Miriam Sowa (Autor:in), 2010, Germanisch-gotische Einflüsse auf die Kunstgeschichte und ihre Rezeption in der Baugeschichtsschreibung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161252