Leseprobe
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
Hauptteil
Die Entdeckung Brasiliens
Die Kolonialzeit
BrasilienseitderUnabhängigkeit
Abschaffung der Sklaverei und Republik
Wirtschaftliche Entwicklungen seit Vargas
Schlusswort
Literaturverzeichnis
Bildquellen
Einleitung
Im Rahmen des Seminars „Einführung in die Wirtschaftsethnologie" soll das Thema „Kapitalismus und Kolonialismus" anhand der Geschichte Brasiliens dargestellt werden. Es versteht sich daher von selbst, dass hier wirtschaftliche Aspekte verstärkt im Mittelpunkt stehen. Nach kurzem Einarbeiten in die Materie fiel die Entscheidung auf Brasilien, da es ein Land ist, das seit seiner Entdeckung auf Produktion und Export aufgebaut worden ist. Dass das Land den Untergang Portugals zwar nicht verhindern konnte, ihn aber um einige Jahrzehnte nach hinten verschob, zeigt die enorme Abhängigkeit der Alten Welt von der Neuen. Eine Tatsache die auch heute noch sehr aktuell ist und sich nicht nur auf Brasilien und Portugal bezieht.
Die Arbeit ist chronologisch aufgebaut. Politische Ereignisse werden nur erwähnt, sofern sie für die wirtschaftliche Entwicklung entscheidend sind. Auch kulturelle Aspekte, unter denen z. B. die Jesuiten fallen, sind außen vor geblieben. Um all diesen Themen hier Platz einräumen zu können, hätte ich die wirtschaftlichen Aspekte oberflächlicher behandeln müssen, wogegen ich mich jedoch entschieden habe.
Größtenteils habe ich aus der Perspektive Brasiliens geschrieben. Dies erwies sich jedoch bis zum Kapitel „Brasilien seit der Unabhängigkeit", als nicht immer möglich. Um bestimmte Handlungen verständlich darzustellen, musste ich in einigen Fällen auf politische und wirtschaftliche Verhältnisse Portugals eingehen.
Die vorliegende Arbeit erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
HAUPTTEIL
Die Entdeckung Brasiliens
Als Kolumbus gegen Ende des 15. Jahrhunderts dem portugiesischen König Don Joäo von seiner Entdeckung Amerikas berichtete, erhob dieser sofortigen Anspruch darauf. Doch Spanien ließ sich das nicht gefallen. Nach einigen Streitereien entschied der Papst, dass Portugal das „ewige Besitzrecht“1 an allen entdeckten und noch zu entdeckenden Inseln und Kontinenten inne hatte, die östlich des Meridians - d. h. ca. 560 Kilometer östlich der Kapverdischen Inseln - liegen. Den Spaniern fiel alles Westliche davon zu. Zwar korrigierte man dies zu Gunsten Portugals noch ein wenig nach Westen, doch unterzeichneten 1494 beide Königreiche den Vertrag von Tordesillas.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
So kam es, dass Brasilien Portugal zu fiel, als Pedro Alvares Cabral 1500 mit 13 Schiffen an der Küste des heutigen Porto Seguro landete.
Nach zehntägigem Aufenthalt reiste die Mannschaft nach Indien weiter, aber nicht ohne vorher das neu aufgespürte Land zu erkunden.2 In einem Brief vom Mannschaftsmitglied Pêro Vaz de Caminha, beschreibt er seine ersten Eindrü>Portugal hatte um die Jahrhundertwende seine ganze Aufmerksam auf Indien gerichtet, da das Land ihre politische und wirtschaftliche Machtstellung in der Welt sicherte. Natürlich wollte man das nicht verspielen. Nichtsdestotrotz kam es gegen 1503/04 zu einer weiteren Erkundungsfahrt in Brasilien. Man begrenzte sich lediglich auf die Küsten und nahm von dort Papageien, Affen und Brasilholz - daher der Name Brasilien - mit. Letzteres wurde später hauptsächlich für das Einfärben von Textilien verwend3 et und war dementsprechend sehr gefragt. Anfangs erwarb man es noch mit Hilfe der Indianer, die dafür mit Messern oder Glasperlen entlohnt wurden. Erst als die Portugiesen im Laufe der Zeit immer größere Mengen an Holz benötigten und die Einheimischen dafür auch immer mehr für ihre Leistungen verlangten, ging man dazu über, sie zu versklaven. Unter der Herrschaft von Joäo II. kam es noch zu weiteren Erkundungsfahrten. Doch blieb Brasilien zunächst nichts weiter, als ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Indien.
Dies änderte sich als Joäo III. 1521 auf den Thron kam. Und nicht ohne Grund. Denn sowohl „spanische Erkundungsflottenui,4 als auch französische Kaufleute waren an den brasilianischen Küsten gelandet und zeigten reges Interesse sich dort festzusetzen, um das Land wirtschaftlich für sich zu gewinnen. Auch die „antiportugiesische Propaganda"5 der Franzosen zeigte bereits ihre Wirkung.
Die Kolonialzeit
Um sich insbesondere den Interessen Frankreichs entgegenstellen zu können, blieb Joäo III. nichts anderes übrig, als Brasiliens Küsten besiedeln zu lassen. Als ersten Schritt gab er Martim Afonso de Sousa den Auftrag, dorthin zu reisen, um somit Brasilien endgültig zu Kolonisieren.
1531 führte der König das System der capitanías6 ein. „Die gesamte Küste Brasiliens wurde [...] in ungleich große Abschnitte - capitanías - eingeteilt. Die nördliche und südliche Grenze einer jeden capitanía wurden auf den Karten durch zwei parallel gezogene Striche von der Küste nach dem Landesinneren, wo die Grenze offen blieb,festgelegt.[7]
Man sprach jedem Gebiet einen donatario zu. Dieser Lehnsherr, der meist aus dem niederen Adel oder Mittelstand kam, verpflichtete sich dazu, „das Land aus eigenen Mitteln zu besiedeln und zu verteidigen."8 Die capitanias unterlagen zwar der portugiesischen Krone, jedoch konnte ein donatario in seinem Gebiet auch Gerichtsbarkeit ausüben. Die Siedler verpflichteten sich dafür zum Kriegsdienst, falls es einmal dazu kommen sollte.
Das System der capitanias hatte aber nicht lange Bestand. Bereits 1549 entzog Joäo III. den donatarios die königlichen Rechte und führte die relaçâo9, den provedor mor10 und den provedores da capitanía11 ein. Von nun an wurden politische und zum Teil wirtschaftliche Belange zentral, mit einem Generalgouverneur an der Spitze, geregelt.
Die erste, jedoch kleine, Besiedlungswelle setzte mit der Einführung der Lei das Sesmarias12 ein. Mit ihr etablierten sich zwei Typen von Agrarsiedlungen: nämlich die der rocas13 und die der fazendas14. Bei erstem brannte man Wälder nieder und nutze das neue Land für den Anbau von Nahrungsmittel. Beim zweitem wurde zunächst Zuckerrohr kultiviert, später dann auch Baumwolle, Tabak und Kaffee über große Landstücke hinweg. Insbesondere letzterer Typ wird ein besonderes Charakteristikum im Landschaftsbild Brasiliens werden. Denn um die Wirtschaft Brasiliens florieren zu lassen, setzte man auf den Zuckerrohr und baute diesen großflächig an.15 Zucker war zu dieser Zeit eine teure Ware, mit der sich viel Geld machen lies. Das erste Zuckerrohr kam 1532 nach Brasilien und wuchs aufgrund der ausgezeichneten Bodenverhältnisse sehr gut. Als Arbeitskräfte setzte man in der ersten Zeit Indios ein. Diese wurden in so genannten aldeias16 gehalten.
[...]
[1] Loth, Heinrich: Das portugiesische Kolonialreich. Aufstieg und Fall. 1. Auflage. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften 1982, p. 36
[2] laut eines Briefes vom 1. Mai 1500 an den König heißt es, dass Cabral, Brasilien nicht zufällig entdeckte - wie es offiziell heißt - sondern beabsichtigt war, vgl. Jacob, Ernst Gerhard: Grundzüge derGeschichte Brasiliens. 1. Auflage. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1974, p. 158& Sperber, Achim: Brasilien, Land der Extreme. Dortmund 1990, p. 122
[3] Sperber, Achim: Brasilien, Land der Extreme. Dortmund 1990, p. 123
[4] Schmitt, Eberhard (Hrsg.): Europäische Expansion. Aufbau der Kolonialreiche, Band 3. 1. Auflage. München: C. H. Beck 1986, p. 16
[5] Ebd.
[6] hierbei handelt es sich um „lehnsrechtliche Schenkungen“·, aus: Salentiny, Fernand: Aufstieg und Falldes portugiesischen Imperiums. 1. Auflage.Wien: Böhlau 1977, p. 91
[7] Salentiny, Fernand: Aufstieg und Fall des portugiesischen Imperiums. 1. Auflage. Wien: Böhlau 1977, p. 91
[8] siehe Fußnote 7
[9] oberster Gerichtshof; aus: Salentiny, Fernand: Aufstieg und Fall des portugiesischen Imperiums. 1. Auflage.Wien: Böhlau 1977, p92
[10] oberster Aufseher, aus: siehe Fußnote 9
[11] oberste Finanzverwaltung, aus: siehe Fußnote 9
[12] Gesetz für die Agrarsiedlung, aus: Salentiny, Fernand: Aufstieg und Fall des portugiesischen Imperiums. 1. Auflage. Wien: Böhlau 1977, p 93 - es wurden Landstücke verpachtet, mit der Verpflichtung sie zu besiedeln und zu nutzen. Tat man es nicht, so wurde der Person das Land wieder enteignet
[13]: Helbig, Ludwig: Das Ende des Kolonialismus. 1. Auflage. Frankfurt am Main: Diesterweg 1966, p. 66
[14] sieheFußnote13
[15]:Ebd.
[16] Schmitt, Eberhard (Hrsg.): Europäische Expansion. Aufbau der Kolonialreiche, Band 3. 1. Auflage. München: C. H. Beck 1986, p. 460 Diese aldeias sind mit den Reservaten der späteren Indianerin Nordamerika vergleichbar.