Oswalds von Wolkenstein „Frölich, zärtlich“ ist schwer zu kategorisieren. Es wird in der Forschungsliteratur allgemein als ein Tagelied bezeichnet, allerdings als ein von der Norm abweichendes, da maßgebliche Elemente des Tageliedes fehlen, andere Elemente jedoch, speziell solche des Tanzliedes, Einzug finden. Dass dies nicht auf mangelnde Erfahrung oder Stiltreue zurückzuführen ist, beweist Oswalds Gesamtwerk:
„Nach Ausweis der Überlieferung ist er [Oswald, Anm. d. Verf.] der fleißigste Tageliedproduzent des ganzen (!) Mittelalters gewesen: Während uns etwa von Wolfram von Eschenbach 4 (bzw. 5), von Ulrich von Winterstetten 5, vom ‚Mönch von Salzburg‘ 5 Tagelieder oder tageliedähnliche Gedichte überliefert sind, sind es bei Oswald – je nach den verwendeten definitorischen Kriterien – mindestens 13.“1
Oswald weiß also, was er tut, wenn er von der Norm abweicht und ein Tagelied schreibt, das eigentlich gar keines ist. Warum dies der Fall ist und welche Effekte dadurch erzielt werden, soll ein Gegenstand dieser Arbeit sein.
Aber nicht nur die inhaltlich Ebene, sondern vor allem die stilistischen Mittel, die Oskar hier anwendet, machen es zu einem herausragenden und oft thematisierten Werk. Als prägnanteste Merkmale gelten „das sehr raffinierte Reimschema“2, der „lebhaften Wort- und Klangrausch“3 und „die schalkhafte Freude O.s an den Wortbildungen und ihrer Häufung“4: die teilweise schwer bis gar nicht übersetzbaren Teilsätze machen das Lied zu einem immer wieder neue Fragen aufwerfenden Werk, das bei aller scheinbaren thematischen Oberflächlichkeit und purer Freude an der Form eine genauere Betrachtung und Deutung der Aussage verdient.
Die vorliegende Arbeit will diese eingehendere Betrachtung vornehmen, indem Oswalds Lied zunächst auf lexikalischer und metrischer, dann auf inhaltlicher Ebene analysiert wird. Ich will versuchen, verschiedene interpretatorische Ansätze zu umreißen und eine mögliche Antwort auf die offene Frage der Einordnung des Liedes zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Übersetzung
- Inhaltsverzeichnis
- Übersetzungskommentar
- Metrische Analyse
- Kommentar zur metrischen Analyse
- Interpretation
- Interpretation auf stilistischer Ebene
- Betonung des Körperlichkeit und der Erotik
- Farbsymbolik
- Sinneswahrnehmungen im Text und auf der Metaebene
- Interpretation auf inhaltlicher Ebene
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Tagelied „Frölich, zärtlich“ von Oswald von Wolkenstein, das durch seine Abweichung von der Norm des Tageliedes und seine Besonderheiten, wie das raffinierte Reimschema und die lebhafte Sprache, Aufmerksamkeit erregt. Ziel der Arbeit ist es, das Lied auf lexikalischer und metrischer sowie auf inhaltlicher Ebene zu analysieren und verschiedene interpretatorische Ansätze zu beleuchten. Dabei soll insbesondere die Einordnung des Liedes in das Genre des Tageliedes sowie die stilistischen Mittel und ihre Wirkung untersucht werden.
- Abweichung des Liedes von der Norm des Tageliedes
- Stilspezifische Besonderheiten des Liedes
- Analyse der lexikalischen und metrischen Elemente
- Interpretation des Liedes auf inhaltlicher und stilistischer Ebene
- Einordnung des Liedes in das Genre des Tageliedes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den besonderen Charakter von Oswalds „Frölich, zärtlich“ und seine Abweichungen vom klassischen Tagelied. Sie stellt den Autor Oswald von Wolkenstein und sein Œuvre vor und hebt die Bedeutung des Liedes für die Literaturforschung hervor. Die Übersetzung des Liedes wird im zweiten Kapitel präsentiert, gefolgt von einem detaillierten Übersetzungskommentar im dritten Kapitel, der wichtige Aspekte der Wortwahl und sprachlichen Besonderheiten beleuchtet.
Die metrische Analyse und ihr Kommentar bilden den Schwerpunkt des vierten Kapitels. Die Interpretation auf stilistischer Ebene wird im fünften Kapitel behandelt, mit Fokus auf Körperlichkeit, Erotik, Farbsymbolik und Sinneswahrnehmungen im Text. Das sechste Kapitel widmet sich der Interpretation auf inhaltlicher Ebene.
Schlüsselwörter
Tagelied, Oswald von Wolkenstein, metrische Analyse, Übersetzungskommentar, Stilistik, Körperlichkeit, Erotik, Farbsymbolik, Sinneswahrnehmung, Inhalt, Genre, Interpretation, Forschungsliteratur.
- Quote paper
- Patrick Wolf (Author), 2008, Oswalds von Wolkenstein "Frölich, zärtlich" (Kl. 53) – Übersetzung, metrische Analyse und Interpretation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161405