„Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig“
(Artikel 1631, Absatz 2, Bürgerliches Gesetzbuches)
1. Einleitung
Dieses Gesetz scheint zunächst selbstverständlich. So wie die Würde des Menschen ohne Frage als unantastbar gilt, geht man davon aus, dass dieses Recht auch einem kleinen Menschen, einem Kind zusteht (vgl. Grundgesetz, §1, Abs. 1). Tatsächlich aber haben speziell Kinder, wie es im Artikel 1631, Absatz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches zu finden ist, erst seit dem Jahr 2000 das gesonderte Recht auf eine gewaltfreie Erziehung (vgl. Conen 2000, S.7). Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Eltern vorher für ihre durch physische oder psychische Gewalt gekennzeichnete Erziehung zumindest nicht direkt dafür verantwortlich gemacht werden konnten. Nun bedeutet dies wohl nicht, dass ein Mangel erkannt wurde, welcher umgehend per Gesetz bekämpft werden musste, denn Gewalt in der Erziehung, gerade in Form der körperlichen Bestrafung, ist schon lange geächtet. Trotzdem kennzeichnet die Gesetzgebung hier einen Paradigmenwechsel, der Eltern stärker in die Verantwortung nimmt ihren Erziehungsstil zu reflektieren. Geht man nach dem, durch die Öffentlichkeit propagierten Bild, dann prägen antiautoritäre oder autoritative Erziehung und Empathie die moderne und anerkannte Kinderbetreuung.
Fragt man aber einmal genauer nach, so hört man immer wieder: „Ein Klaps auf den Hintern hat noch keinem geschadet.“ Diese Aussage wird häufig von Kopfnicken und verklärtem Lächeln begleitet und dokumentiert die Aktualität der Diskussion um körperliche Strafe in der Erziehung. Viele haben milde Formen der Gewalt in ihrer Kindheit selbst erlebt und es ist kaum jemand zu finden, der nicht irgendwelche Erfahrungen zu diesem Thema gemacht hätte. Sei es in der eigenen Familie oder im Umfeld. Gewalt in der Erziehung ist nach wie vor aktuell, ob nun in der eigenen Familie, in der Gesellschaft als soziales Phänomen oder als Problem von „anderen Familien“, denn die eigene scheint, von dem „harmlosen Klaps auf den Hintern“ einmal abgesehen, nie betroffen.
Es soll nun in dieser Ausarbeitung gerade um die milderen Formen der Gewalt gehen. Weniger soll es um schwere Formen von körperlicher, seelischer und sexueller Misshandlung, sondern vielmehr um die Praxis eines Klapses auf den Hintern oder beispielsweise der klassischen Ohrfeige, der „ausgerutschten Hand“, gehen [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Was ist Gewalt in der Erziehung?
- 3. Erklärungsmodelle für Gewalt in der Eltern-Kind Beziehung
- 4. Bestrafung im Rahmen von Konditionierung
- 4.1 Körperliche Gewalt als Bestrafung 1. Art
- 4.2 Psychische Gewalt als Bestrafung 1. oder 2. Art
- 5. Auswirkungen von Gewalt
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung untersucht milde Formen von Gewalt in der Erziehung, insbesondere körperliche Bestrafungen wie einen Klaps auf den Hintern oder eine Ohrfeige. Ziel ist es, den Begriff Gewalt in der Erziehung zu definieren, die Rolle körperlicher Bestrafung im Kontext der Konditionierung zu beleuchten und die kurz- und langfristigen Auswirkungen solcher Erziehungspraktiken zu analysieren. Schließlich wird die Reproduktion von Gewalt, also der Einfluss elterlicher Gewalt auf die eigene Erziehungspraktik, untersucht.
- Definition von Gewalt und Gewalt in der Erziehung
- Körperliche Bestrafung und Konditionierung
- Auswirkungen von Gewalt auf Kinder
- Reproduktion von Gewalt über Generationen
- Differenzierung zwischen Erziehung und Sozialisation
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt den gesetzlichen Rahmen der gewaltfreien Erziehung in Deutschland vor und hebt den scheinbaren Widerspruch zwischen dem gesetzlichen Verbot und der gesellschaftlichen Akzeptanz milder Formen körperlicher Bestrafung hervor. Sie führt in die Thematik ein und skizziert die Forschungsfragen der Arbeit, die sich auf die Analyse milder Formen von Gewalt konzentrieren, im Gegensatz zu schweren Misshandlungen. Die Einleitung betont die Relevanz des Themas, da viele Menschen solche Erfahrungen gemacht haben und die Auswirkungen oft unterschätzt werden.
2. Was ist Gewalt in der Erziehung?: Dieses Kapitel differenziert zwischen den Begriffen Gewalt und Aggression. Aggression wird als zielgerichtete Kraft zur Schädigung anderer definiert, während Gewalt auch ohne Emotionen, kalkuliert, eingesetzt werden kann. Der Fokus liegt auf der Abgrenzung von Gewalt in der Erziehung von anderen Formen der Interaktion zwischen Eltern und Kind, insbesondere im Verhältnis zu Sozialisationsprozessen. Das Kapitel betont die intentionale Komponente von Erziehung im Gegensatz zu ungerichteten Sozialisationsprozessen und definiert Gewalt in der Erziehung als jede gewalttätige Handlung der Eltern mit dem Ziel, das Kind zu beeinflussen.
Schlüsselwörter
Gewalt in der Erziehung, Körperliche Bestrafung, Psychische Gewalt, Konditionierung, Auswirkungen von Gewalt, Sozialisation, Erziehung, Aggression, Eltern-Kind-Beziehung, Paradigmenwechsel.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Gewalt in der Erziehung
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht milde Formen von Gewalt in der Erziehung, insbesondere körperliche Bestrafungen wie Klapsen oder Ohrfeigen. Sie definiert den Begriff Gewalt in der Erziehung, beleuchtet die Rolle körperlicher Bestrafungen im Kontext der Konditionierung und analysiert deren kurz- und langfristige Auswirkungen. Ein weiterer Fokus liegt auf der Reproduktion von Gewalt über Generationen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition von Gewalt und Gewalt in der Erziehung, körperliche Bestrafung und Konditionierung, Auswirkungen von Gewalt auf Kinder, Reproduktion von Gewalt über Generationen und die Differenzierung zwischen Erziehung und Sozialisation.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Was ist Gewalt in der Erziehung?, Erklärungsmodelle für Gewalt in der Eltern-Kind-Beziehung, Bestrafung im Rahmen von Konditionierung (inkl. Unterkapiteln zu körperlicher und psychischer Gewalt), Auswirkungen von Gewalt und Fazit.
Wie wird Gewalt in der Erziehung definiert?
Gewalt in der Erziehung wird definiert als jede gewalttätige Handlung der Eltern mit dem Ziel, das Kind zu beeinflussen. Die Arbeit differenziert zwischen Gewalt und Aggression, wobei Gewalt auch ohne Emotionen, kalkuliert, eingesetzt werden kann.
Welche Rolle spielt die Konditionierung?
Die Arbeit beleuchtet die Rolle körperlicher Bestrafung im Kontext der Konditionierung. Sie untersucht, wie solche Bestrafungen, als Bestrafung 1. oder 2. Art, das Verhalten des Kindes beeinflussen sollen.
Welche Auswirkungen von Gewalt werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die kurz- und langfristigen Auswirkungen milder Formen von Gewalt in der Erziehung auf Kinder. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Reproduktion von Gewalt über Generationen, also dem Einfluss elterlicher Gewalt auf die eigene Erziehungspraktik.
Wie wird der gesetzliche Rahmen in Deutschland berücksichtigt?
Die Einleitung stellt den gesetzlichen Rahmen der gewaltfreien Erziehung in Deutschland vor und hebt den scheinbaren Widerspruch zwischen dem gesetzlichen Verbot und der gesellschaftlichen Akzeptanz milder Formen körperlicher Bestrafung hervor.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Gewalt in der Erziehung, Körperliche Bestrafung, Psychische Gewalt, Konditionierung, Auswirkungen von Gewalt, Sozialisation, Erziehung, Aggression, Eltern-Kind-Beziehung, Paradigmenwechsel.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel, die die wichtigsten Punkte jedes Kapitels hervorheben.
- Arbeit zitieren
- Maximilian Stangier (Autor:in), 2009, „Ein Klaps auf den Hintern hat noch keinem geschadet“ - Gewalt in der Erziehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161444