1 Der Konvergenzbegriff im Medien- und Telekommunikationssektor
Ein Schlagwort beherrscht seit den 1980er Jahren gleichermaßen den Medien- und den Telekommunikationssektor: Die „Konvergenz“ (vgl. Latzer 2006: 5). Dabei handelt es sich zunächst um einen Ausdruck, der eine Annäherung oder zunehmende Vereinheitli-chung der beiden Bereiche beschreibt (vgl. Wahrig/ Krämer/ Zimmermann 1984: 259, zitiert nach: Nöding 2004: 4). Diese Definition scheint aber für den damit gemeinten Prozess nicht ausreichend und hat sich im Laufe der Zeit in seiner Bedeutung verändert. Meinte der Ausdruck zunächst die Angleichung der Programme öffentlich-rechtlicher und privater Fernsehsender, so beschrieb Latzer damit einen Prozess, der Medien, Tele-kommunikation und Computertechnik miteinander vereint. Häufig wird der Begriff auch mit der Digitalisierung gleichgesetzt (vgl. Meier 1999: 31 f.), die eigentlich als Ursache der Konvergenz gilt (vgl. Nöding 2004: 9).
Die „Konvergenz im Telekommunikations- und Medienbereich ist vielmehr als Sam-melbegriff für die Konvergenz der Übertragungswege, der Endgeräte, der Inhalte und des Nutzerverhaltens, sowie die Konvergenz der Märkte […] zu verstehen“ (Nöding 2004: 4f.). Die Folge der Konvergenz wird mit den in der Kommunikationswissenschaft mittlerweile geläufigen Begrifflichkeiten „Multimedia, Crossmedia oder Medienver-bund“ beschrieben (Latzer 2006: 6). Heute wird die Konvergenz auch als „Triple Play“, beziehungsweise als „Quadruple Play“ bezeichnet, wenn es sich um eine Kombination von „Telefonie, Breitband- und Unterhaltungsangeboten [sowie] Elemente[n] aus dem Mobilfunkbereich“ handelt (Roßnagel/ Kleist/ Scheuer 2007: 28 f.).
Die Relevanz der Konvergenzthematik wird deutlich, wenn man die derzeitigen techni-schen Neuerungen betrachtet, die seit kurzem auf dem Markt sind: Mit der Entwicklung der neuen Mobilendgeräte der dritten beziehungsweise vierten Generation (zum Beispiel das iPhone und andere Smartphones), die Kamera, PC und Telefon in einem Gerät vereinen, hat der Konvergenzprozess seinen bisherigen Höhepunkt erreicht (vgl. Roß-nagel/ Kleist/ Scheuer 2007: 26 f.). Zeichen der Konvergenz des Medien- und Tele-kommunikationssektors sind heute besonders journalistische Angebote für mobile End-geräte, Internet- und Videodienste, die von Telefonnetzbetreibern angeboten werden oder die boomenden Internettelefonie. Auch Mobilfunkanbieter gehen zunehmend dazu über, eigene Inhalte anzubieten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Der Konvergenzbegriff im Medien- und Telekommunikationssektor
- 2 Medien- und Telekommunikationspolitik: Getrennte Ordnung unter Einfluss der Konvergenz
- 2.1 Das Telemediengesetz (TMG)
- 2.2 Der Rundfunkstaatsvertrag (RStV)
- 2.3 Das Telekommunikationsgesetz (TKG)
- 3 Medien und Telekommunikation: Konvergenz auf verschiedenen Ebenen und die Bedeutung des Mobiltelefons
- 3.1 Technische Konvergenz
- 3.2 Konvergenz der Inhalte
- 3.3 Konvergenz der Märkte
- 3.4 Konvergenz des Nutzerverhaltens
- 3.5 Regulatorische Konvergenz
- 4 Konvergenz auf allen Ebenen?
- 5 Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert den Einfluss der Konvergenz auf die Medien- und Telekommunikationspolitik. Der Fokus liegt auf der Frage, ob die zunehmende Verschmelzung der beiden Bereiche eine branchenübergreifende, konvergente Regulierung notwendig macht.
- Die Entwicklung des Konvergenzbegriffs im Medien- und Telekommunikationssektor
- Die getrennte Ordnung von Medien- und Telekommunikationspolitik und deren Einfluss auf die Konvergenz
- Die verschiedenen Ebenen der Konvergenz: Technische, inhaltliche, marktliche und verhaltensbezogene Konvergenz
- Die Rolle des Mobiltelefons als Beispiel für die technologische Konvergenz
- Die Frage nach der Notwendigkeit einer branchenübergreifenden Regulierung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den Wandel des Konvergenzbegriffs und dessen Bedeutung für den Medien- und Telekommunikationssektor. Es wird die historische Entwicklung des Begriffs sowie seine Bedeutung im Kontext der Digitalisierung und der Integration von Medien, Telekommunikation und Computertechnik dargestellt.
Das zweite Kapitel analysiert die getrennte Ordnung von Medien- und Telekommunikationspolitik und deren Einfluss auf die Konvergenz. Es werden die verschiedenen Regelwerke (TMG, RStV, TKG) und ihre jeweiligen Regulierungsziele vorgestellt und die Herausforderungen der Konvergenz für die bestehende Ordnung diskutiert.
Das dritte Kapitel widmet sich der Konvergenz auf verschiedenen Ebenen: Technische, inhaltliche, marktliche und verhaltensbezogene Konvergenz. Es wird die Bedeutung des Mobiltelefons als Beispiel für die technologische Konvergenz hervorgehoben und die Auswirkungen der Konvergenz auf die verschiedenen Bereiche beleuchtet.
Schlüsselwörter
Konvergenz, Medienpolitik, Telekommunikationspolitik, Telemediengesetz (TMG), Rundfunkstaatsvertrag (RStV), Telekommunikationsgesetz (TKG), Mobilfunk, Digitalisierung, Regulierung, Medienlandschaft, Marktintegration, Nutzerverhalten.
- Arbeit zitieren
- Melanie Strauß (Autor:in), 2009, Konvergenz auf allen Ebenen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161583