I. Inhaltliche und methodische Vorüberlegungen
I.1. Fragestellung
Diese Arbeit soll sich in erster Linie mit der Politik Willy Brandts in den Jahren 1966-1969 befassen. Hierbei stellt sich die Frage, ab wann und warum Brandt ein sozialliberales Bündnis einer großen Koalition vorzog und wann er es für möglich hielt. Dazu sollen v. a. Brandts deutschlands- und außenpolitische Schwerpunkte und Konzepte betrachtet werden, um Gemeinsamkeiten mit den Liberalen sowie Differenzen mit dem Koalitionspartner finden zu können. Auf der anderen Seite war die FDP keine unveränderliche Konstante, weshalb ihre innerparteiliche Entwicklung Ende der 1960er Jahre beachtet werden muss.
Auch als Parteivorsitzender und Vizekanzler war Willy Brandt nicht „die“ SPD. Vielmehr war sein Parteigenosse Wehner einflussreicher denn je. Seine „Umfassungsstrategie“ beinhaltete eine Fortsetzung der Koalition mit CDU/CSU, um die SPD an der Macht zu konsolidieren und regierungsfähig zu machen. Wie setzte Brandt also gegen seine innerparteilichen Kontrahenten die sozialliberale Koalition durch und welche Rolle spielt dabei die Bundespräsidentenwahl? Wieso wurde sie trotz der vergleichsweise geringen Machtbefugnisse des Amtsinhabers als so entscheidend bewertet, dass sogar Bestechungsversuche getätigt wurden?
Weiterhin ist zu bemerken, dass die Koalitionsverhandlungen nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses verhältnismäßig schnell abgeschlossen waren. Deutet dies auf umfassende Absprachen und große Einigkeit in politischen Fragen hin oder gab es andere Gründe für die „verdächtige Eile“ ?
Inhaltsverzeichnis
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Einleitung
- Inhaltliche und methodische Vorüberlegungen
- Fragestellung
- Forschungsstand
- Quellen und Literatur
- Methodische Vorgehensweise
- Sackgasse in der Entspannungspolitik - Krise in der großen Koalition
- Der Nichtverbreitungsvertrag als „psychologische Zerreißprobe“
- Eine Zäsur -,,Tschechoslowakei - erneut! - durch fremde Truppen überrollt...“...
- Kurz vorm Hinschmeißen - Die Kambodscha-Krise.
- Der Machtwechsel als „Gebot der Stunde“
- Innerparteiliche Konflikte um den Wandel bei den Liberalen.
- Die Bundespräsidentenwahl 1969 – Einleitung einer Zeitenwende?
- Bundestagswahl und Koalitionsverhandlungen...
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Politik Willy Brandts in den Jahren 1966 bis 1969, insbesondere seinen Wandel von einer großen Koalition zu einem sozialliberalen Bündnis. Die Analyse fokussiert auf Brandts innen- und außenpolitische Schwerpunkte und Konzepte sowie die innerparteiliche Entwicklung der FDP in den späten 1960er Jahren.
- Brandts Entscheidung für ein sozialliberales Bündnis und die dafür relevanten Faktoren
- Brandts deutsche und außenpolitische Ansätze und deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit den Liberalen
- Die Rolle der Bundespräsidentenwahl 1969 im Machtwechselprozess
- Die Dynamik und die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl 1969
- Die innerparteiliche Entwicklung der FDP in den späten 1960er Jahren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung legt den Fokus auf die Forschungsfrage, den Forschungsstand, die verwendeten Quellen und die methodische Vorgehensweise der Arbeit. Kapitel II beleuchtet die Krise der großen Koalition, die durch Ereignisse wie den Nichtverbreitungsvertrag, den Prager Frühling und die Kambodscha-Krise ausgelöst wurde. Kapitel III untersucht die Gründe für den Machtwechsel, die innerparteilichen Konflikte innerhalb der FDP, die Bedeutung der Bundespräsidentenwahl 1969 und die Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl. Das Fazit fasst die wesentlichen Erkenntnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie die deutsche und außenpolitische Ausrichtung Willy Brandts, die Entstehung des sozialliberalen Bündnisses, die innerparteiliche Entwicklung der FDP, die Bundespräsidentenwahl 1969 und die Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl. Zentrale Konzepte sind dabei die „Umfassungsstrategie“ der SPD, die „Hallstein-Doktrin“ und die „Oder-Neiße-Linie“ sowie die Rolle von Kompromissen und Machtkämpfen im politischen Prozess.
- Arbeit zitieren
- Martin Gerasch (Autor:in), 2010, Brandts Machtwechsel 1969: Ursachen, Chancen und Durchführung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161586