Die Türkische Republik, die in den mordernen Politikwissenschaften oft als Bindeglied zwischen der westlichen und der östlichen Einflusssphäre bezeichnet wird, hat in den Diskursen der Internationalen Beziehungen vor allem seit den Anschlägen vom 11. September 2001 hinsichtlich der Vereinbarkeit von Islam und Demokratie und im europäischen Kontext in Anbetracht des EU-Integrationsprozesses an Bedeutung gewonnen. Sie ist in der muslimischen Welt verankert – dies tritt mit Erstarken der gemäßigt islamischen Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (Abk. türk. AKP) in den letzten Jahren deutlich zutage – und strebt seit ihrer Gründung gesellschaftspolitisch gen Westen. Der EU-Integrationsprozess spielt in der jüngeren Geschichte der Türkei und vor allem in ihrem demokratischen Transformationsprozess eine entscheidende Rolle. Der Annäherungsvorgang
liefert den Ausgangspunkt dieser Arbeit. Der spezifische Fokus der Analyse liegt hierbei auf den weitreichenden, teils revolutionären Wandlungsprozessen bezüglich des Einflusspotentials maßgeblich richtungsweisender Akteure im politischen System der Türkei. Wie veränderte sich deren Einflussbereich im innenpolitischen Präferenzbildungsprozess? Welche Rolle spielte dabei die EU? These dieser Arbeit ist, dass die AKP seit dem EU-Prozess eine Zunahme ihres Einflusspotentials und das Militär eine Abnahme seines Einflusspotentials verzeichneten. Der gewählte Zeitrahmen für die Analyse setzt 1999 mit dem Status als Beitrittskandidaten an und verläuft bis in die Gegenwart.1 Um zu dieser detaillierten Auflösung zu gelangen, ist es notwendig, zuvorderst die Gesamt-Komplexität des Wandlungsprozesses der türkischen Republik zu betrachten und dann an den entscheidenden Ereignissen herunterzubrechen. Die Schilderung historischer Schlüsselereignisse und der Staatsdoktrin liefern wichtige Erkenntnisse für elementare politische Prämissen in der Türkei. Die daraus resultierenden innergesellschaftlichen Konfliktlinien werden im Anschluss beleuchtet. An diesen Spannungspunkten lassen sich die entscheidenden Akteure erfassen. Die Handlungsintentionen und Einflussmöglichkeiten dieser werden auf den erarbeiteten Feldern mithilfe der Theorie des Neuen Liberalismus von Andrew Moravcsik analysiert. Als konkretes Instrument wird aus seinem Konzept der Republikanische Liberalismus herangezogen. Der Fokus dieser Ausarbeitung liegt auf dem Verteilungskampf zwischen Kemalisten und Islamisten, als einflussreichste Akteure dem Militär und der AKP.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Theorie des Neuen Liberalismus von Andrew Moravcsik
- Ideeller Liberalismus
- Kommerzieller Liberalismus
- Republikanischer Liberalismus
- Der historische Wandlungsprozess in der Türkei
- Die gesellschaftlichen Konfliktlinien und die beteiligten Akteure
- Das türkische Militär als einflussreicher Vetospieler
- Die Bedeutung im politischen System
- Bedeutende Reformen bezüglich des Einflusspotentials
- Analyse und Bewertung
- Die AKP als reformierende Kraft
- Die Bedeutung im politischen System
- Bedeutende Reformen bezüglich des Einflusspotentials
- Analyse und Bewertung
- Exkurs: Nichtregierungsorganisationen in der Türkei
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Veränderungen des Einflusspotentials von Militär und AKP in der Türkei im EU-Prozess seit 1999. Sie analysiert den innenpolitischen Präferenzbildungsprozess in der Türkei auf Grundlage des Republikanischen Liberalismus von Andrew Moravcsik.
- Die Rolle des türkischen Militärs im politischen System und dessen Einfluss auf die Politik
- Die Entwicklung der AKP als einflussreiche politische Kraft in der Türkei
- Die Bedeutung des EU-Integrationsprozesses für die Türkei
- Der Einfluss der EU auf die innerpolitischen Veränderungen in der Türkei
- Die gesellschaftlichen Konflikte in der Türkei und ihre Auswirkungen auf den politischen Prozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert den Forschungsstand. Sie führt in die Theorie des Neuen Liberalismus von Andrew Moravcsik ein und erklärt das Konzept des Republikanischen Liberalismus. Das Kapitel über den historischen Wandlungsprozess in der Türkei liefert wichtige Informationen über die Entwicklung der Republik. Es wird die Bedeutung des Militärs im politischen System der Türkei und dessen Einfluss auf die Politik beleuchtet. Es werden auch die Reformen des Militärs bezüglich des Einflusspotentials und die Analyse und Bewertung dieser Reformen vorgestellt. Das Kapitel über die AKP analysiert die Rolle der AKP im politischen System der Türkei und deren Einfluss auf die Politik. Es beleuchtet die Reformen der AKP bezüglich des Einflusspotentials und analysiert deren Auswirkungen. Es wird auch ein kurzer Exkurs zu den Nichtregierungsorganisationen in der Türkei geliefert.
Schlüsselwörter
Türkische Republik, EU-Integration, Militär, AKP, Republikanischer Liberalismus, Präferenzbildungsprozess, Einflussbereich, Reformen, Konflikte, Gesellschaft, Politik, Nichtregierungsorganisationen.
- Arbeit zitieren
- Tom Konzack (Autor:in), 2010, Die Veränderungen der Einflusspotentiale von Militär und AKP in der Türkei im EU-Prozess seit 1999, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161646