„Jeder ist sich selbst der Nächste“ und „sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen.“ Typischer Sprachgebrauch in unserem gerne als „Ellenbogengesellschaft“ bezeichneten Miteinander. „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Als clever gilt, wer sich nicht erwischen lässt. Was Sokrates in Platons Schrift „Gorgias“ seinen Gesprächspartnern Polos und Kallikles plausibel machen möchte, ist scheinbar ein Bild, das heute vielen Menschen mehr durch biblische Märtyrer oder Helden aus längst vergangenen Zeiten bekannt ist. Ein Ideal, das sich bestenfalls in der ein oder anderen (Seifen-) Oper wiederfindet. Ist das Handeln nach moralischen Grundsätzen nur noch eine Tradition für sentimentale Idealisten, das regelmäßig in der Weihnachtszeit eine kurze Renaissance erlebt?
Zugegeben ein recht schwarzes Bild der Wirklichkeit, denn in der Tat stellt sich die Frage nach der Begründbarkeit der Moral. Ob gläubig oder nicht, fragen sich doch viele Menschen, wieso man moralisch handeln sollte, wenn man den Verweis auf „Gottes Willen“ einmal außen vor lässt. Was sind die Vorteile, die uns auch mal augenscheinliche Repressionen in Kauf nehmen lassen? In Platons Schrift „Gorgias“ versucht Sokrates seinem Dialogpartner Polos eben dies zu erläutern. Danach muss er sich auch gegen die heftige Kritik des Kallikles wehren. Abgesehen von der Frage nach dem Nutzen des „guten Lebens“, stellt sich nämlich auch die Frage, worin dieses gute Leben überhaupt besteht. Im Zuge dessen gelangen die Begriffe von „Gerechtigkeit“ und „Wissen“ bzw. „Meinung“ in den Mittelpunkt. Allerdings legt Sokrates nicht nur im „Gorgias“, sondern auch in vielen anderen Schriften im Laufe der Jahre ethische Überlegungen dar. Darum soll hier neben genanntem Werk auch ein kurzer Blick in die „Politeia“ und „Timaios“ geworfen werden und Sokrates’ Moralbegründungen, Ansichten von der richtigen Verfasstheit der Seele und Charakteristiken der Führungsschicht im Staat analysiert werden. Zum Verständnis der Thematik waren insbesondere die Artikel von P. Stemmer , G. Römpp und W. Patt sowie die Bücher von U. Wolf, W. Pfannkuche, P. Gardeya und vor allem Pirkko Pitkänen eine große Hilfe.
Inhaltsverzeichnis
- I. Methoden, Grundsätze, Begriffe und Denkart
- II. Die Idee des Guten.
- II.1 Streben zum Guten? - Wissen und wahre Macht der Rhetorik
- II.2 Unrechttun- und leiden - Polos',, Einschüchterung"
- II.3 Callikles the immoralist? - Schönheit und Harmonie
- II.4 Erziehung zum Guten und Inhaltlicher Wandel? – Ein kurzer Ausblick
- III. Schlussfolgerungen und Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit Platons Suche nach der „Idee des Guten“ und untersucht, wie er die moralischen Grundprinzipien eines gerechten und guten Lebens definiert. Sie beleuchtet Platons Gedanken zur Rolle der Rhetorik, der Gerechtigkeit und des Wissens in der Gestaltung eines harmonischen Staates und einer gerechten Gesellschaft.
- Platons Philosophie des Guten
- Die Rolle von Wissen und Rhetorik
- Gerechtigkeit, Harmonie und Staatsethik
- Die Bedeutung der Seele und ihrer Ordnung
- Das Streben nach einem guten Leben
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel analysiert Platons Methoden, Grundsätze, Begriffe und Denkart, insbesondere im Kontext der Weltordnung und der Rolle der Seele. Es beleuchtet die Idee des Demiurgen und die harmonische Ordnung des Kosmos als Vorbild für das menschliche Streben.
Das zweite Kapitel widmet sich der Idee des Guten. Es untersucht, wie Sokrates in Platons Dialogen die Frage nach dem Streben zum Guten, der Rolle von Wissen und der Macht der Rhetorik diskutiert. Zudem werden die Gedanken zum Unrecht tun, zur Harmonie und zur Erziehung zum Guten beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf zentrale Begriffe und Themen wie die „Idee des Guten“, die Rolle von „Wissen“ und „Meinung“, die Ethik des „guten Lebens“ und die Frage nach der „Gerechtigkeit“ in Platons Schriften. Darüber hinaus werden wichtige Konzepte wie die „Seele“, die „harmonische Ordnung“, die „Rhetorik“ und die „Erziehung“ behandelt.
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- Martin Gerasch (Author), 2009, Moral und Eigennutz? Gerechtigkeit, Harmonie, Wissen und die Rolle von Redner und Staatsmann bei Platons Suche nach der „Idee des Guten“ , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161658