Die Liebe macht das Leben zu etwas Besonderem. Durch die Liebe fühlen wir das Leben und füllen es durch Gefühle. Doch wer liebt, geht das Risiko des Verlustes ein. Was tun, was fühlen, was denken, wenn man etwas Geliebtes verliert?
Wir Menschen betrauern unsere Verluste oft sehr schmerzlich. Hier setzt die vorliegende Arbeit an. Trauer ist ein Begriff, der aus dem alltäglichen Leben weitmöglich verbannt wird und immer wieder Beklommenheit hervorruft, sobald man darüber spricht. Durch die Unsicherheit der Gesellschaft mit trauernden Menschen umzugehen, wird die Zeit des Trauern oft noch erschwert.
Ich habe das Thema „Wenn die Seele Trauer trägt – Der Umgang mit dem Tod in der modernen Gesellschaft“ aufgrund eigener Erfahrungen gewählt. Nachdem mein Vater vor drei Jahren verstorben ist, war ich überwältigt von meinen Gefühlen und dem Schmerz. Es breitete sich ein Gefühl des Ausgeliefert – Seins aus und der Unfähigkeit mit dem plötzlichen Verlust umzugehen. In dieser Zeit habe ich bemerkt, wie schwer sich das soziale Umfeld tut, mit einem trauernden Menschen umzugehen und wie sehr es diesen Menschen zusätzlich belastet.
Die Unfähigkeit der Gesellschaft mit Trauernden umzugehen, führt zu einer Isolation – in einer Zeit, in der man auf helfende Hände und tröstende Worte angewiesen ist, erfährt man lediglich scheue Blicke und Unsicherheit.
Aus diesen Gründen möchte ich untersuchen, was Trauernden bei der Verarbeitung ihres Verlustes helfen kann, wie sich die Gesellschaft ihnen gegenüber momentan verhält und wie dieses Verhalten verändert werden muss.
In den letzten 15 bis 20 Jahren ist Trauer zu einem Thema geworden, welches in Vorträgen, Fernsehbeiträgen sowie in Selbsthilfegruppen diskutiert wird. Doch was ist eigentlich Trauer? Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen – vor allem die Psychologie, Soziologie, Theologie und Medizin – haben versucht, das Phänomen Trauer zu definieren. In Kapitel 2.1. werden diese verschiedenen Ansätze erläutert und eine Definition vorgestellt, auf welche sich diese Arbeit stützt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hintergründe
- 2.1. Was ist Trauer?
- 2.2. Todesbilder im Wandel der Zeit
- 2.2.1. Der ins Gegenteil verkehrte Tod - der Tod verbirgt sich
- 2.2.2. Vom gezähmten“ Tod zum „,wilden“ Tod
- 2.3. Sterben, Tod und Trauer in der modernen Gesellschaft
- 3. Formen der Trauer
- 3.1. Trauer als Syndrom
- 3.2. Phasen und Prozessmodelle der Trauer
- 3.2.1. Phasen der Trauer nach BOWLBY
- 3.2.1.1. Die Phase der Betäubung
- 3.2.1.2. Die Phase der Sehnsucht und der Suche nach der verlorenen Person
- 3.2.1.3. Die Phase der Desorganisation und Verzweiflung
- 3.2.1.4. Die Phase eines größeren oder geringeren Grades von Reorganisation
- 3.2.1.5. Kritische Würdigung des Phasenmodells von Bowlby
- 3.2.2. Phasen der Trauer nach KAST
- 3.2.2.1. Die Phase des Nicht - Wahrhaben - Wollens
- 3.2.2.2 Die Phase der aufbrechenden Emotionen
- 3.2.2.3. Die Phase des Suchens und Sich - Trennens
- 3.2.2.4. Die Phase des neuen Selbst- und Weltbezugs
- 3.2.2.5. Kritische Würdigung des Phasenmodells von KAST
- 3.2.3. Der Verlauf der Trauer nach SPIEGEL
- 3.2.3.1. Die Phase des Schocks
- 3.2.3.2. Die kontrollierte Phase
- 3.2.3.3. Die Phase der Regression
- 3.2.3.4. Die Phase der Adaption
- 3.2.3.5. Kritische Würdigung des Phasenmodells nach Spiegel
- 3.2.4. Prozesse der Trauer nach RANDO
- 3.2.4.1. Die Phase der Vermeidung
- 3.2.4.2. Die Phase der Konfrontation
- 3.2.4.3. Die Phase der Anpassung
- 3.2.4.4. Die sechs R-Prozesse der Trauer
- 3.2.4.5. Kritische Würdigung des Prozessmodells von RANDO
- 3.2.5. Phasenmodelle – was sie nützen, was sie schaden
- 3.2.1. Phasen der Trauer nach BOWLBY
- 3.3. Das normale Chaos der Trauer
- 3.4. Trauer und Krankheit
- 3.4.1. Risikofaktoren
- 3.4.2. Trauer als psychische Krankheit
- 3.4.3. Pathologische Trauer
- 3.4.4. Trauer kann krank machen
- 4. Erklärungen der Trauer
- 4.1. Psychoanalyse: Trauer um die verlorene Liebe
- 4.1.1. Fehlleitungen der Trauerprozesse nach FREUD
- 4.1.2. Kritische Würdigung
- 4.1.2.1. Ursache des Trauerns: Bedeutung statt Libido
- 4.1.2.2. Ziel des Trauerns: Neuverortung statt Ablösung
- 4.2. Ethologie: Trauer um die verlorene Bindung
- 4.2.1. Begriffserläuterung Bindung
- 4.2.2. Trauer nach BOWLBY
- 4.2.3. Aggressions- und Suchverhalten
- 4.2.4. Kritische Würdigung
- 4.1. Psychoanalyse: Trauer um die verlorene Liebe
- 5. Bräuche und Rituale bei Tod und Trauer
- 5.1. Tod und Trauer in den Weltreligionen
- 5.1.1. Glaube und Sterben im Christentum
- 5.1.1.1. Tod als Folge der Sünde
- 5.1.1.2. Was kommt nach dem Tod?
- 5.1.1.3. Die Begleitung der Sterbenden
- 5.1.1.4. Ablauf der christlichen Bestattung
- 5.1.1.5. Ausdruck der Trauer
- 5.1.1.6. Der Tod - Teil des Lebens und des Glaubens
- 5.1.2. Glaube und Sterben im Islam
- 5.1.2.1. Tod was ist das?
- 5.1.2.2. Was kommt nach dem Tod?
- 5.1.2.3. Die Begleitung der Sterbenden
- 5.1.2.4. Ablauf der Bestattung
- 5.1.2.5. Ausdruck der Trauer und der Tod als Teil des Lebens
- 5.1.3. Resümee der beiden Weltreligionen
- 5.1.1. Glaube und Sterben im Christentum
- 5.2. Zeichen der Trauer
- 5.3. Funktion der Trauerrituale
- 5.4. Modernisierungstendenz
- 5.1. Tod und Trauer in den Weltreligionen
- 6. Hilfen für Trauernde
- 6.1. Angebote der Trauerbegleitung
- 6.1.1. Selbsthilfegruppen
- 6.1.2. Trauertherapie
- 6.1.2.1. Darstellung verschiedener Therapieansätze
- 6.1.2.2. Klientenzentrierte Trauertherapie
- 6.2. Eigene Konzeption einer unterstützenden Trauerbegleitung
- 6.2.1. Musikalischer Ansatz
- 6.2.2. Gedenkseiten oder -Bücher
- 6.2.3. Förderung von Ritualen
- 6.2.4. Prinzip Menschlichkeit
- 6.1. Angebote der Trauerbegleitung
- 7. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Umgang mit Trauer in der modernen Gesellschaft. Sie untersucht, wie Trauernde ihren Verlust bewältigen können und wie die Gesellschaft sich ihnen gegenüber verhält. Die Arbeit analysiert verschiedene wissenschaftliche Ansätze zur Definition von Trauer und beleuchtet die Bedeutung von Ritualen und Bräuchen für den Trauerprozess. Außerdem werden verschiedene Hilfsmöglichkeiten für Trauernde vorgestellt und eine eigene Konzeption zur Trauerbegleitung entwickelt.
- Trauer als komplexes Phänomen und seine unterschiedlichen Formen
- Die Bedeutung von Ritualen und Bräuchen im Trauerprozess
- Die Rolle der Gesellschaft im Umgang mit Trauernden
- Hilfsmöglichkeiten für Trauernde und die Entwicklung einer eigenen Konzeption zur Trauerbegleitung
- Der Einfluss von Trauer auf die psychische Gesundheit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den persönlichen Hintergrund und die Motivation der Autorin zur Beschäftigung mit dem Thema Trauer erläutert. Kapitel 2 beleuchtet die Hintergründe des Trauerns, indem es verschiedene Definitionen von Trauer vorstellt und die historischen Veränderungen in der Wahrnehmung von Tod und Trauer beleuchtet. Kapitel 3 widmet sich den Formen der Trauer und analysiert verschiedene Phasenmodelle und Prozessmodelle, die den Verlauf des Trauerprozesses beschreiben. Es werden die jeweiligen Modelle kritisch gewürdigt und ihre Stärken und Schwächen beleuchtet. Außerdem wird das Konzept des „normalen Chaos der Trauer“ vorgestellt und der Zusammenhang zwischen Trauer und Krankheit beleuchtet. Kapitel 4 widmet sich den Erklärungen von Trauer, indem es psychoanalytische und ethologische Ansätze zur Erklärung des Trauerns analysiert. Kapitel 5 beschäftigt sich mit Bräuchen und Ritualen im Zusammenhang mit Tod und Trauer, wobei der Fokus auf den Weltreligionen Christentum und Islam liegt. Es werden die jeweiligen Glaubenssysteme und die zugehörigen Rituale dargestellt, die den Trauerprozess strukturieren und begleiten. Kapitel 6 widmet sich den Hilfsmöglichkeiten für Trauernde und stellt verschiedene Angebote der Trauerbegleitung vor, wie Selbsthilfegruppen und Trauertherapie. Abschließend werden eigene Konzepte zur Trauerbegleitung entwickelt, die auf einem musikalischen Ansatz, Gedenkseiten und der Förderung von Ritualen basieren.
Schlüsselwörter
Trauer, Tod, Gesellschaft, Rituale, Bräuche, Trauerprozess, Phasenmodell, Prozessmodell, Psychoanalyse, Ethologie, Bindung, Hilfsmöglichkeiten, Trauerbegleitung, Selbsthilfegruppen, Trauertherapie, Klientenzentrierte Trauertherapie.
- Arbeit zitieren
- Katja Trümper (Autor:in), 2008, Wenn die Seele Trauer trägt - Der Umgang mit Trauer in der modernen Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161735