Als am 22. Juli 1941 die Wehrmacht im Westen der Sowjetrepublik Belorussland
einfiel, ahnte die Bevölkerung noch nicht, welches Chaos und welche Zerstörung sie in
den kommenden drei Jahren erwarten würde. Zu Beginn empfing man die Deutschen
noch als Befreier, litt man doch die letzten Jahre unter dem Terror und der Zwangskollektivierung
Stalins. Doch mit der neuen Besatzungsmacht war lediglich eine neue Terrorherrschaft
gekommen. Hitler wollte „Lebensraum“ für das germanische Volk gewinnen
und das Land systematisch ausbeuten. Weißrussland litt unter dem Krieg wie kaum
eine andere Region. Fast ein Drittel der Bewohner sollte diesen Krieg nicht überleben.1
Die Rote Armee wurde von der Wehrmacht überrannt und in großen Kesselschlachten
aufgerieben. Zahlreiche Soldaten sowie kommunistische Funktionäre versteckten sich
vor den deutschen Besatzern in den Wäldern Weißrusslands. Den KP-Funktionären
drohte die sofortige Erschießung durch die Deutschen. Die Soldaten der Roten Armee
mussten ebenfalls mit dem Schlimmsten rechnen, sollten sie in die deutsche Gefangenschaft
geraten. Den Rotarmisten drohten auch Repressalien durch die Sowjetmacht, da
ihnen weder die Flucht noch die Kapitulation gestattet war.
Der Sowjetstaat war nicht in der Lage den Widerstand im Westen Weißrusslands
von Beginn an zu organisieren. Die ersten Partisaneneinheiten entstanden unkontrolliert.
Ihr vorrangiges Ziel war das Überleben. Erst im weiteren Verlauf des Krieges wurde
mit der Errichtung eines Zentralstabs der Partisanenbewegung versucht, den Widerstand
unter staatliche Kontrolle zu bringen und ihn organisatorisch zu straffen. Die flächendeckende
Kontrolle über alle Partisanen blieb für Stalin eine Illusion. Die deutsche Besatzungsverwaltung
war nicht in der Lage, das entstandene Machtvakuum im Land dauerhaft
wieder aufzufüllen: Weite Teile befanden sich in einem Zustand der Anarchie, in
denen Banden zur Plage für die Bevölkerung wurden. Der langwierige Partisanenkrieg
in Weißrussland forderte besonders unter der Zivilbevölkerung immense Opfer. Die Okkupanten
waren dabei nicht in der Lage die Partisanenbewegung dauerhaft zu zerschlagen.
Die Bevölkerung geriet zwischen die Fronten der verschiedenen Kriegsteilnehmer
und wurde zum eigentlichen Opfer dieses Kriegs. Die Gewalteskalation nahm ein gigantisches
Ausmaß an.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- GEWALTESKALATION IN KRIEGEN
- Entstaatlichte Kriege der Vergangenheit und Gegenwart
- Kriege in staatsfernen Räumen
- DIE DEUTSCHE BESATZUNGSMACHT IM RAUM BARANOVIČI
- Der Raum Baranoviči vor der deutschen Invasion
- Geopolitische Gegebenheiten des Raumes Baranoviči
- Der Raum Baranoviči unter Sowjetherrschaft 1939-1941
- Die Deutsche Besatzungspolitik in der Oblast' Baranoviči
- Die Verwaltungsstruktur der deutschen Besatzungsmacht
- Die Wirtschaftspolitik der deutschen Besatzungsmacht
- Die deutsche Partisanenbekämpfung in der Oblast' Baranoviči
- Völkerrechtliche Überlegungen zum Partisanenkrieg
- Deutsche Sicherungstruppen im Partisanenkampf
- Lokale Truppen und Kollaborateure
- Partisanenbekämpfung und Völkermord
- Der Raum Baranoviči vor der deutschen Invasion
- DIE PARTISANENBEWEGUNG IM RAUM BARANOVIČI
- Die Sowjetische Partisanenbewegung im Raum Baranoviči
- Die Entstehung erster Partisanengruppen
- Die Zentralisierung der sowjetischen Partisanenbewegung
- Weitere Widerstandsgruppen in der Oblast' Baranoviči
- Jüdische Partisanen
- Die polnische Heimatarmee
- Die Bevölkerung als Opfer von Gewalt der Partisanen
- Die Sowjetische Partisanenbewegung im Raum Baranoviči
- DIE ART DES PARTISANENKRIEGS IM RAUM BARANOVIČI
- Eskalation durch Ideologisierung im Partisanenkrieg
- Der Partisanenkrieg im staatsfernen Raum der Oblasť Baranoviči
- ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Partisanenkrieg im westlichen Teil Weißrusslands, der Oblast' Baranoviči, während der deutschen Herrschaft von 1941 bis 1944. Sie untersucht, wie die deutsche Besatzungspolitik, die sowjetische Partisanenbewegung und andere Widerstandsgruppen, wie jüdische Partisanen und die polnische Heimatarmee, zur Eskalation von Gewalt und Anarchie in der Region beitrugen.
- Die deutsche Besatzungspolitik im Raum Baranoviči
- Die sowjetische Partisanenbewegung und ihr Einfluss auf die Region
- Die Rolle anderer Widerstandsgruppen, wie jüdischer Partisanen und der polnischen Heimatarmee
- Die Auswirkungen des Partisanenkriegs auf die Zivilbevölkerung
- Die Bedeutung des Kontexts eines "Kriegs in staatsfernen Räumen" im Hinblick auf die Eskalation von Gewalt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den Kontext des Partisanenkriegs in Weißrussland während des Zweiten Weltkriegs dar, beleuchtet die Situation der Bevölkerung unter deutscher Besatzung und die Entstehung der Partisanenbewegung.
- Gewalteskalation in Kriegen: Dieses Kapitel analysiert die Phänomene von "entstaatlichten Kriegen" und Kriegen in "staatsfernen Räumen" im Kontext des Partisanenkriegs in Weißrussland.
- Die deutsche Besatzungsmacht im Raum Baranoviči: Die Kapitel erforschen die Besatzungspolitik der Deutschen in der Oblast' Baranoviči, einschließlich der Verwaltungsstruktur, der Wirtschaftspolitik und der deutschen Partisanenbekämpfung.
- Die Partisanenbewegung im Raum Baranoviči: Die Entstehung und Entwicklung der sowjetischen Partisanenbewegung, sowie die Aktivitäten anderer Widerstandsgruppen, wie jüdische Partisanen und die polnische Heimatarmee, werden hier beleuchtet.
- Die Art des Partisanenkriegs im Raum Baranoviči: Dieses Kapitel analysiert den Krieg in der Oblast' Baranoviči als "Krieg in einem staatsfernen Raum", der zu einer Eskalation von Gewalt führte.
Schlüsselwörter
Partisanenkrieg, Weißrussland, Oblast' Baranoviči, deutsche Besatzung, sowjetische Partisanenbewegung, jüdische Partisanen, polnische Heimatarmee, Anarchie, Zerstörung, Gewalt, Krieg in staatsfernen Räumen, Ideologisierung, Zivilbevölkerung, Opfer, Völkermord.
- Arbeit zitieren
- Lukasz Konieczny (Autor:in), 2008, Partisanenkrieg in Weißrussland - Anarchie und Zerstörung im Raum Baranoviči 1941-1944, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161774