Demokratie gilt als die höchste Form der sozialen Organisation. Sie übt damit eine ideologieübergreifende Anziehungskraft aus: Benito Mussolini erklärte den italienischen Faschismus zur Realisierung der wahren Demokratie, Hitlers Minister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, erklärte den Deutschen Nationalsozialismus zur Veredelung der Demokratie, selbst die UdSSR hielt in ihrer Verfassung von 1977 fest, dass sie eine Gesellschaft der wahren Demokratie sei.
Auch in Afrika wurde das Modell ‚Demokratie‘ erfolgreich eingeführt. Im Constitutive Act der Afrikanischen Union aus dem Jahr 2002 erklären sich alle 53 Mitglieder [..].
Aber was ist diese Demokratie? Demokratische Prinzipien wie Rechtsstaatlichkeit, den Bürgern verantwortliche Herrschende, soziale Gerechtigkeit und gleiche Mitbestimmungsrechte sind aus heutiger Sicht in den oben gegebenen historischen Beispielen von selbsterklärten Demokratien nicht zu finden. Aber auch in einigen politisch aktuellen Fällen von selbsternannten Demokratien ist es angebracht, den Demokratisierungsgrad dieser Systeme zu hinterfragen.Bei den Unruhen zur Wahlzeit in Kenia im Dezember 2007 [..] Die Präsidentschaftswahlen in Simbabwe 2008 [..].
In dieser Arbeit möchte ich erklären, weshalb der Prozess der Demokratisierung im Allgemeinen und die Wahlen im Spezifischen oftmals an gewaltsame Konflikte gekoppelt sind, obwohl die Demokratie als friedlichste Form der Machtausübung gilt.
Hierzu werde ich einen kurzen Überblick über die Demokratisierungsfortschritte in Afrika geben, gefolgt von einer Darstellung der Konfliktpotenziale im Demokratisierungsprozess unter besonderer Berücksichtigung von Anokratien. Den speziellen Fokus auf Afrika lege ich, weil die Entwicklungen in den letzten 20 Jahren auf diesem Kontinent besonders einschneidend waren und zu höchst unterschiedlichen Demokratieformen geführt haben, so dass die Untersuchung der afrikanischen Demokratieformen ein sehr relevantes Thema für die Demokratieforschung ist und in Zukunft auch bleiben wird. Anschließend werde ich ausführlicher auf spezielle Vorbedingungen und die damit verbundenen erhöhten Gewaltpotenziale im Demokratisierungsprozess eingehen, bevor ich mich dem bisher nur unzureichend untersuchten Forschungsfeld der Electoral Violence widme und deren Entstehung und Verlaufslogiken nachvollziehe.
Inhaltsverzeichnis
- Eine Einleitung: Demokratie als ideologieübergreifendes Konzept
- Ungenutzte Ressourcen in Afrikas Demokratien
- Die Gefahren der Demokratie
- Konfliktursachen in den Demokratisierungsphasen
- Die Umsetzung von Demokratisierungen und ihre Schwächen
- Wahlen, umgeben von Gewalt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Ursachen für gewaltsame Konflikte im Demokratisierungsprozess in Afrika. Sie analysiert, warum die Demokratie, trotz ihrer Ideale, in der Praxis oft mit Gewalt verbunden ist und welche Faktoren die Entwicklung von Demokratie in Afrika beeinflussen.
- Demokratie als ideologieübergreifendes Konzept und ihre Anwendung in Afrika
- Die Rolle von Anokratien im Demokratisierungsprozess
- Konfliktpotenziale in der Demokratisierung und die Entstehung von Electoral Violence
- Die Bedeutung von Wahlgesetzen und der Regulierung von Machtstrukturen
- Die Herausforderungen der Implementation von demokratischen Prinzipien in Afrika
Zusammenfassung der Kapitel
- Eine Einleitung: Demokratie als ideologieübergreifendes Konzept: Dieses Kapitel führt in das Thema ein und stellt die Ambivalenz des Demokratiekonzepts dar, indem es Beispiele von selbst ernannten Demokratien in der Geschichte beleuchtet. Es zeigt, dass die Anwendung demokratischer Prinzipien in der Praxis oft von der Theorie abweicht.
- Ungenutzte Ressourcen in Afrikas Demokratien: Dieses Kapitel beleuchtet die rasanten Veränderungen in Afrikas politischen Systemen nach dem Ende des Kalten Krieges. Es zeigt die Ambivalenz des Zusammenhangs zwischen Demokratisierung und Gewalt und beschreibt die verschiedenen Gruppen afrikanischer Länder anhand ihres Demokratisierungsgrades. Es betont die Bedeutung der Zusammenarbeit verschiedener Akteure für die erfolgreiche Entwicklung von Demokratie in Afrika.
- Die Gefahren der Demokratie: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Demokratie" und beleuchtet die Herausforderungen, die mit der Implementation demokratischer Prinzipien in der Praxis verbunden sind. Es stellt den Kontrast zwischen den Idealen der Demokratie und der Realität in vielen afrikanischen Staaten dar, die oft von patrimonialen Strukturen und Korruption geprägt sind.
- Konfliktursachen in den Demokratisierungsphasen: Dieses Kapitel widmet sich den Ursachen für Konflikte im Demokratisierungsprozess. Es analysiert die Rolle von Anokratien und deren Anfälligkeit für Eskalation und Staatszerfall. Die Auswirkungen von Wahlfälschungen und mangelnder Regulierung von Machtstrukturen auf die Stabilität des Staates werden ebenfalls beleuchtet.
- Die Umsetzung von Demokratisierungen und ihre Schwächen: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Herausforderungen der Umsetzung von demokratischen Prinzipien in Afrika. Es untersucht die Schwierigkeiten, die mit der Überwindung von patrimonialen Strukturen und der Etablierung von funktionierenden Institutionen verbunden sind. Beispiele aus verschiedenen afrikanischen Ländern illustrieren die Herausforderungen und die Folgen gescheiterter Demokratisierungsversuche.
- Wahlen, umgeben von Gewalt: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Phänomen der Electoral Violence. Es untersucht die Entstehung und die Verlaufslogiken von Gewalt im Zusammenhang mit Wahlen und beleuchtet die verschiedenen Faktoren, die zu ihrer Eskalation beitragen können. Es zeigt auf, wie Wahlfälschungen und mangelnde Transparenz in Wahlprozessen die Eskalationsgefahr erhöhen können.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Demokratisierung, Gewalt, Electoral Violence, Anokratien, Patrimonialismus, Wahlgesetze, Machtstrukturen, Staatszerfall und die Entwicklung von Demokratie in Afrika. Sie analysiert die Ursachen für Konflikte im Demokratisierungsprozess und die Herausforderungen der Umsetzung demokratischer Prinzipien in afrikanischen Staaten.
- Quote paper
- Hannes Krüger (Author), 2010, Afrika, Demokratisierungsprozesse und die Gefahren von Wahlen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161794