Die Mehrzahl aller Gesundheitsstörungen wird im primären Hilfesystem im Rahmen
privaten Hilfehandelns (zum Beispiel Familie und Nachbarschaft) und ohne
Inanspruchnahme professioneller Hilfe (sekundäres Hilfesystem) gelöst.3
Die Familie und das enge soziale Netzwerk sind idealiter ein soziales Gefüge, in dem
in ho-hem Maße emotionale Unterstützung erlebt und Gefühle des
Eingebundenseins und Geliebt-werdens vermittelt werden. Emotionale Unterstützung
wirkt nicht nur als Puffer bei Belastun-gen und in Krisensituationen, sondern übt
zugleich einen direkten Einfluss auf das Wohlbe-finden aus.4
Sowohl die demographische Entwicklung als auch die stetigen Zunahme von Single-
Haus-halten zeigt, dass ein erheblicher Anteil der Bevölkerung auf das primäre
System der Familie nicht unmittelbar oder gar nicht mehr zurückgreifen kann.
Diese Aufgaben, die bislang überwiegend im primären Hilfesystem erbracht werden,
fallen immer öfter der Selbsthilfe zu, die durch unmittelbare, persönliche Hilfe
gekennzeichnet ist. Sie ist für die Krankheitsbewältigung (erfolgreiches Coping), der
Einhaltung von Therapien (Com-pliance), aber auch zum Schutz gegen Erkrankungen
(salutogenetische Funktion) von großer Be-deutung. Seit Ende der 70er Jahre hat sich
eine Form der Selbsthilfe entwickelt, deren Cha-rakteristikum kleine, informelle
Gruppen von ca. fünf bis zehn Personen sind: Selbsthilfe-gruppen. Sie erweitern das
Selbsthilfe-Spektrum und reagieren auf aktuelle gesellschaftliche Defizite und
Entwicklungen.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Definition der Selbsthilfe
- Selbsthilfe als Ressource im Gesundheitswesen
- Psychosoziale Sichtweise
- Medizinische Sichtweise
- Ökonomische Sichtweise
- Aktuelle Daten der Selbsthilfeorganisation und Selbsthilfebewegung
- Ökonomische Entwicklungen im deutschen Gesundheitswesen
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay analysiert die Rolle der Selbsthilfe im deutschen Gesundheitswesen. Er beleuchtet die Definition und die aktuelle Situation der Selbsthilfebewegung, wobei die psychosoziale, medizinische und ökonomische Bedeutung der Selbsthilfe hervorgehoben werden. Im Fokus stehen die Bedeutung von Selbsthilfegruppen als Ressource in Zeiten zunehmender individueller Verantwortung für die eigene Gesundheit und im Kontext der demografischen Entwicklung.
- Definition und Bedeutung der Selbsthilfe im Gesundheitswesen
- Psychosoziale Aspekte der Selbsthilfe
- Medizinische Perspektiven auf die Selbsthilfe
- Ökonomische Relevanz der Selbsthilfe
- Aktuelle Entwicklungen in der Selbsthilfeorganisation und -bewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel legt die Grundlage für die Analyse, indem es den Begriff der Selbsthilfe definiert und verschiedene Formen und Ziele von Selbsthilfegruppen beleuchtet. Im zweiten Kapitel werden die psychosozialen, medizinischen und ökonomischen Vorteile der Selbsthilfe für das Gesundheitswesen diskutiert. Es werden verschiedene Studien und Forschungsdaten herangezogen, um die positive Wirkung von Selbsthilfegruppen auf das Wohlbefinden und die Krankheitsbewältigung der Menschen zu belegen. Das dritte Kapitel behandelt aktuelle Daten zur Selbsthilfeorganisation und -bewegung in Deutschland. Es analysiert die Entwicklung der Selbsthilfebewegung und die Rolle von Selbsthilfegruppen in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens.
Schlüsselwörter
Selbsthilfe, Gesundheitswesen, Ressourcen, psychosoziale Aspekte, medizinische Sichtweise, ökonomische Bedeutung, Selbsthilfeorganisation, Selbsthilfebewegung, demografische Entwicklung, Gesundheitsförderung.
- Arbeit zitieren
- Reinhold Ballmann (Autor:in), 2001, Selbsthilfe - eine Ressource im Gesundheitswesen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16184