Die Abkehr vom Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität führt dazu, dass inzwischen rund ein Drittel der E-Autos über zweieinhalb Tonnen wiegt – teuer und wenig umweltfreundlich. Zugleich decken Kohle und Gas noch immer etwa die Hälfte des Strombedarfs in Deutschland, während der Verbrenner vom Markt verschwinden soll. Viele Wissenschaftler und Ingenieure arbeiten daher an Konzepten, die Alternativen zu schweren Batterien und Reichweitenlimits aufzeigen. Mazda demonstriert mit dem Wankelmotor als „Range Extender“, dass sich dieser ideal in eine kompakte, zukunftsfähige PKW-Antriebseinheit integrieren lässt – mit Elektromotor, Getriebe, Wankel und Generator. Der Motor eignet sich zudem für den Betrieb mit sogenanntem unreinem Wasserstoff, der für Brennstoffzellen ungeeignet ist.
Einen anderen Weg beschreitet die spanische Firma INNengine, die 2011 gegründet wurde. Mit ihrem e-REX-Motor interpretiert sie den Gegenkolbenmotor neu. Ihr Vierzylinder-Zweitakt-Otto-Motor in rotationssymmetrischer Trommelbauweise arbeitet vibrationsarm, ist leicht, leistungsfähig und ebenfalls wasserstofftauglich. Grundlage ist die Gegenkolbenbauweise, die schon vor fast 150 Jahren entwickelt wurde und durch hohen Wirkungsgrad überzeugte, aber wegen aufwendiger Mechanik und ungünstiger Bauform im PKW- und Motorradbau nur Nischen fand. Auf dem PKW- und Motorradsektor war dem „Gegenläufer" deshalb allenfalls ein Nischendasein beschieden, während er in Flugzeugen, Schiffen und Nutzfahrzeugen über lange Zeit hinweg mit seiner Effizienz und seinem legendär sicheren Startverhalten einen festen Platz innehatte. Die Gegenkolben-Idee beflügelte immer wieder Phantasie und Erfindergeist, was sich in rund 1500 Patenten bis in die Gegenwart widerspiegelt. Die Geschichte des Gegenkolbenmotors ist reich an herausragenden Ingenieurleistungen, und bis in heute finden wir spannende Neuentwicklungen der Gegenkolben-Bauweise, was den Autor inspirierte, sich des Themas anzunehmen. Seine Ausführungen reichen von den Anfängen im Jahr 1877 (Patent Kindermann) über die legendären Junkers Jumo Flugmotoren, Gegenkolben-Versuche auf dem Zweiradsektor bis hin zur grundsätzlichen Funktionsweise und technischen Besonderheiten sowie zu neuesten Konstruktionen. Bisher unveröffentlichte, reich bebilderte Informationen über die Restaurierung eines historischen Gegenkolben Motorrad-Rennmotors runden die Ausführungen ab.
- Arbeit zitieren
- Heinrich Jakob (Herausgeber:in), Bernward Bayer (Autor:in), 2025, Der Gegenkolbenmotor, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1619311