Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II.1) Das Motiv Maschinenmensch
II.2) Das Motiv des Puppenspielers
III. Fazit
Quellen
Literatur
Internet
Sonstige Medien
I. Einleitung
„Mr. Sandman, bring me a dream, make him the cutest that I've ever seen.“
Der Song „Mr. Sandman“ wurde 1954 von Pat Ballard geschrieben und noch im gleichen Jahr von „The Chordettes“ aufgenommen und auf Vinyl gepresst.[1] Er handelt vom Wunsch einer jungen Frau, der Sandmann solle ihr einen süßen Traum schenken.
Der Sandmann ist eine der bekanntesten Figuren der mündlichen Überlieferungen unserer abendländischen Zivilisation[2]. Er soll Kindern, während sie schlafen, magischen Sand auf die Augen streuen, damit diese etwas Schönes träumen und nicht von Alb-träumen geplagt werden. Er fand sogar Einzug in die Populärkultur sämtlicher Medien.
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann invertiert 1817 in seiner Schauernovelle „Der Sandmann“ dieses volkstümliche positive Bild. Als der Protagonist Nathanael sich darüber bei dem Kindermädchen seiner Schwester erkundigt, antwortet diese:
„Das ist ein böser Mann, der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bette gehen wollen und wirft ihnen Händevoll Sand in die Augen, dass sie blutig zum Kopf herausspringen[.] Die wirft er dann in den Sack und trägt sie in den Halbmond zur Atzung [Fütterung der Raubvögel] für seine Kinderchen; die sitzen dort im Nest und haben krumme Schnäbel, wie die Eulen, damit picken sie [den] unartigen Menschenkindlein Augen auf“.[3]
Für Nathanael wird diese Beschreibung zu einem Trauma seiner Kindheit, das ihn ein Leben lang verfolgt.
Hier sind mehrere literarische Symbole erkennbar, zum Beispiel das Thema Wahnsinn oder das Motiv Augen. Auf den folgenden Seiten möchte ich herausstellen, welche zwei Symbole selbst 200 Jahre nach Erscheinen von „Der Sandmann“ immer noch aktuell sind, auch in der Populärkultur.
II.1) Das Motiv Maschinenmensch
Bereits in der Antike, 700 vor Christus, in Homers „Ilias“ (XVIII, 417f) dienen „goldene Jungfrauen“ als Stütze für den hinkenden Schmiedegott Hephaistos.[4] In „Argonautika“ IV (300 v. Chr.) von Apollonios Rhodios übernimmt ein „eiserner Riese“ die komplexe Überwachung der Insel Kreta. Hier wird bereits die Grundlage gelegt für den heute bekannten Roboter.
Der Begriff „Roboter“ wurde erst 1921 von dem tschechischen Schriftsteller Karel Čapek erfunden. In seinem Drama „R.U.R.- Rossum's Universal Robots“[5] stellt eine Firma humanoide Roboter her, um den Menschen die Arbeit zu erleichtern. Später jedoch verschwören die sich gegen die Menschheit und wollen diese vernichten.
Die Technologie des 20. Jahrhunderts verändert den Begriff erneut, aus Robotern werden „Cyborgs“ (cybernetic organisms). Der Begriff „Cyborg“ stammt aus der Raumfahrt und wurde das erste Mal in den 1960er Jahren von den australischen Medizinern Manfred E. Clynes und Nathan S. Kline verwendet.[6] Ein Cyborg sollte den menschenfeindlichen Bedingungen des Weltraums trotzen. Er stellt eine biochemische, physiologische und elektronische Modifikation des Menschen dar, die bei der Kolonisierung fremder Planeten helfen soll.
Das Metzler Lexikon literarische Symbole listet hier die Tötungsmaschine aus „Terminator“, einen Hollywood-Film aus dem Jahr 1984, als Prototypen eines solchen Cyborgs. Doch philosophisch tiefgründig setzte man sich bereits zwei Jahre früher mit dieser Thematik auseinander.
Die ursprüngliche Bedeutung des Cyborgs wird in Hollywood wohl am besten durch den Regisseur Ridley Scott in „Blade Runner“ (1982) umgesetzt. Das Drehbuch des Films basiert lose auf einer Erzählung des US-amerikanischen Autors Philip Kindred Dick mit dem Titel „Do Androids Dream of Electric Sheep?“,[7] die 1968 veröffentlicht wurde.
In „Blade Runner“ werden die Bioroboter Replikanten genannt und sie sind vom Menschen kaum zu unterscheiden (Androiden). Sie wurden genau zu dem Zwecke eingesetzt, die Clynes und Kline 1960 vorgesehen hatten: der Urbarmachung des menschenfeindlichen Kosmos. Wie in „R.U.R.“ lehnen sich die Replikanten gegen ihre Schöpfer auf, stellen sich jedoch philosophische Fragen über ihre Herkunft und entwickeln einen freien Willen.
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[1] StateMaster: Encyclopedia, Mr. Sandman. http://www.statemaster.com/encyclopedia/Mr.-Sandman (5. Mai 2010)
[2] Bausinger, Hermann: Enzyklopädie des Märchens, Band 4. Berlin: Walter de Gruyter & Co 1984, S. 1397-1403
[3] Hoffmann, E.T.A.: Der Sandmann. Stuttgart: Philipp Reclam Jun. 2004, S.5
[4] Metzler Lexikon literarischer Symbole. Stuttgart: J.B. Metzler 2008, S. 223
[5] Universität Michigan, RUR Title Page. http://www.umich.edu/~engb415/literature/pontee/RUR/RURsmry.html (4. Mai 2010)
[6] Cyborgs and Space (Clynes & Kline). http://www.scribd.com/doc/2962194/Cyborgs-and-Space-Clynes-Kline (4. Mai 2010)
[7] Dick, Philip K.: Do Androids Dream Of Electric Sheep?. New York: Ballantine Books, 1996.