Fachkundige Stimmen aus Bildung und Politik verkünden einen regelrechten „Boom“ von Privatschulen in den letzten Jahren. Die Zahl der Neugründungen privater Schulen ist so hoch wie nie zuvor. Bestehende Schulen in privater Trägerschaft vermelden einen rasanten Anstieg der Schülerzahlen. Und dabei hinkt das derzeitige Angebot der Nachfrage noch weit hinterher. Diese aktuellen Tendenzen spiegeln zum Einen das wachsende Bildungsinteresse vieler Eltern und ihren Wunsch nach mehr Alternativität und Pluralität im Schulsystem. Andererseits wird darin auch deutlich, dass offenbar viele Eltern trotz (oder gerade wegen?) der angespannten wirtschaftlichen Lage in Deutschland für eine gute Beschulung ihrer Kinder tief in die Tasche greifen. So ist ein von Angebot und Nachfrage bestimmter Bildungsmarkt entstanden, bei dem die Eltern gewissermaßen die Rolle von aktiven „Schulkonsumenten“ (Ullrich / Strunck 2009, S. 240) einnehmen. Vor diesem Hintergrund ergibt sich für mich die Frage, inwieweit die privaten Schulen das Bildungsinteresse der Eltern durch umfassende Möglichkeiten elterlicher Partizipation aufnehmen. Diesbezüglich ist die Annahme naheliegend, dass an den Privatschulen mit der finanziellen Aufwendung der Eltern für den Schulbesuch gleichzeitig eine bewusstere Berücksichtigung ihrer Ansprüche und Wünsche einhergeht, als dies vergleichsweise an staatlichen Schulen der Fall ist. Diese These soll im Folgenden diskutiert werden unter Bezugnahme des Aufsatzes „Eltern und Lehrer in Privatschulen – Mehr pädagogische Kooperation durch größere Freiheit?“ von F. J. Krämer, der darin die Frage nach der Eltern-Partizipation an Privatschulen um den Aspekt der grundsätzlichen schulorganisatorischen Freiheiten privater Schulen erweitert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eltern-Partizipation an Privatschulen: Voraussetzungen und Praxis
- Grundlegende Voraussetzungen
- Die Rolle der Eltern
- Die Rolle der Schulen
- Die Relevanz des Aufsatzes von Krämer
- Elternpartizipation in der Praxis: Traditionen und aktuelle Entwicklungen
- Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht, ob elterliche Partizipation an Privatschulen umfassender ist als an staatlichen Schulen. Die Arbeit analysiert die Voraussetzungen für eine gelungene Eltern-Lehrer-Kooperation an Privatschulen, beleuchtet die Rolle der Eltern und der Schulen und diskutiert, wie sich die rechtliche Situation auf die Partizipationsmöglichkeiten auswirkt.
- Eltern-Partizipation an Privatschulen im Vergleich zu staatlichen Schulen
- Rolle der bewussten Schulwahl der Eltern und der damit verbundenen Einstellungen
- Einfluss der rechtlichen Rahmenbedingungen auf die Partizipationsmöglichkeiten
- Zusammenarbeit von Eltern und Lehrkräften in der Praxis
- Verantwortungsbereiche von Eltern und Schulen in Bezug auf Bildungs- und Erziehungsfragen
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Einleitung, die den aktuellen „Boom“ an Privatschulen und die wachsende Nachfrage nach alternativen Bildungsangeboten beleuchtet. Anschließend werden die grundlegenden Voraussetzungen für eine gelungene Zusammenarbeit von Eltern und Lehrkräften an Privatschulen betrachtet, wobei die Rolle der bewussten Schulwahl der Eltern und die damit verbundenen Einstellungen sowie die Freiheiten privater Schulen in ihren Erziehungszielen und schulorganisatorischen Angelegenheiten hervorgehoben werden.
Im nächsten Kapitel wird die Frage der tatsächlichen Mitwirkung der Eltern und ihre Zusammenarbeit mit den Lehrenden in der Praxis behandelt. Dabei wird deutlich, dass die weitreichende Autonomie der privaten Schulen in der Zusammenarbeit mit Eltern zu einer eher eingeschränkten Mitbestimmung führt. Der Essay beleuchtet außerdem die Rolle von Elterninitiativen bei der Gründung von Privatschulen, die einen Einfluss auf die konzeptionellen Grundlegungen der Einzelschule haben können.
Schlüsselwörter
Privatschulen, staatliche Schulen, Elternpartizipation, Schulentwicklung, Schulgestaltung, Bildungsmarkt, Schulwahl, Erziehungsziele, Schulorganisationsformen, Traditionen, Elterninitiativen, Mitbestimmung, Zusammenarbeit, Kooperation.
- Quote paper
- Denise Krüger (Author), 2010, Gestalten sich die Möglichkeiten elterlicher Partizipation an Privatschulen umfassender als an staatlichen Schulen? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162035