Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Schulporträt
3 Entwurf einer Unterrichtsstunde zum Thema „Das Kirchenjahr“
3.1. Didaktisches Bedingungsfeld
3.2. Curriculare Einordnung
3.3. Sachanalyse
3.4. Didaktisch-methodische Analyse
3.5. Verlaufsplanung
4 Analyse des Verlaufs der Unterrichtsstunde
5 Reflexion der Unterrichtsstunde
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Im Rahmen meines zweiten universitären Schulpraktikums hatte ich die Gelegenheit, vier erfahrungsreiche und gewinnbringende Wochen an der staatlichen Grundschule XXXXXX zu verbringen. In diesem Zeitraum habe ich in den Fächern Mathematik, Deutsch und Religion in allen vier Schuljahrgängen und bei verschiedenen Lehrkräften hospitiert und mich insbesondere auch im eigenen Unterrichten versucht. Für die Dokumentation und Reflexion meiner Unterrichtstätigkeit in dem vorliegenden Praktikumsbeleg habe ich eine Unterrichtsstunde zum Thema „Das Kirchenjahr“ ausgewählt, die ich am 03.09.2010 im Religionsunterricht erteilt habe. Meine Wahl begründet sich vor allem darin, dass ich selbst in der Praxis meines Drittfach noch die meisten Unsicherheiten und Schwächen meinerseits sehe. Ehe ich im Folgenden meinen Entwurf der Unterrichtsstunde darstellen werde, möchte ich zunächst in einem kurzen Porträt einen Eindruck von meiner Praktikumsschule vermitteln. In einem dritten Teil werde ich mich dann der Analyse einer konkreten Szene des unterrichtlichen Verlaufs widmen und schließlich eine Reflexion auf Grundlage wissenschaftlicher Literatur vornehmen.
2 Schulporträt
Bei meiner Praktikumsschule handelt es sich um eine staatliche Grundschule, die im idyllischen Stadtzentrum der mit knapp 10.000 Einwohnern recht kleinen Stadt XXXXXX gelegen ist. Im aktuellen Schuljahr 2010/11 lernen an der Grundschule XXXXX 103 Schüler gemeinsam mit sechs Lehrkräften, einer Förderschullehrerin, einer Lehramtsanwärterin und einer pädagogischen Mitarbeiterin. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, dass die Schule mir während meiner Praktikumszeit nicht nur als ein Ort des Lernens, sondern vor allem auch der gemeinsamen Begegnung und des Wohlfühlens erschienen ist. Dies ist insbesondere auf das hohe Engagement des Schulleiters, Herrn XXXXXX, zurückzuführen, der in den letzten Jahren neben einigen materiellen Neuanschaffungen auch die Überarbeitung des Schulkonzeptes in Richtung aktueller pädagogischer Leitideen initiiert hat. Diesbezüglich sind etwa die enge Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule, die individuelle Förderung aller Kinder sowie der höfliche und respektvolle Umgang aller im schulischen Alltag Beteiligten miteinander zu nennen. Eine Unterstützung in ihren pädagogischen Zielstellungen und damit verbundenen Vorhaben erfährt die Schule besonders durch den Schulförderverein, der überwiegend aus engagierten Eltern besteht. Daneben findet eine Kooperation mit ortsansässigen Partnern wie den städtischen Kindertageseinrichtungen, der Kirchengemeinde und dem Sport- und Turnverein statt. Eine enge Zusammenarbeit besteht zudem mit der angrenzenden Sekundarschule, die neben gemeinsamen Projekten und Veranstaltungen auch die Beratung und Übereinkunft im Hinblick auf den Schulübertritt am Ende der Grundschulzeit umfasst. Ferner werden einige Räumlichkeiten kooperativ genutzt. Die Grundschule selbst verfügt über eine Lernwerkstatt, ein PC-Kabinett, einen Speiseraum, einen Schulgarten sowie seit Neustem über einen Niedrigseilgarten. Zudem steht für den angeschlossenen Hort ein eigener Bereich zur Verfügung.
3 Entwurf einer Unterrichtsstunde zum Thema „Das Kirchenjahr“
3.1. Didaktisches Bedingungsfeld
Bevor ich meinen Entwurf einer Religionsstunde zum Thema „Das Kirchenjahr“ darstellen werde, erscheint es mir notwendig, eine kurze Beschreibung wichtiger Voraussetzungen wie der Lerngruppenzusammensetzung und räumlichen Bedingungen voranzustellen.
Im aktuellen Schuljahr wird der Religionsunterricht an der Grundschule XXXXXX nur in einer einzigen aus dem dritten und vierten Schuljahr zusammengesetzten Lerngruppe durch eine kirchliche Lehrkraft erteilt. Insgesamt besteht diese aus sechs Schülerinnen und zwei Schülern des dritten Schuljahres sowie einer Schülerin und einem Schüler aus Schuljahrgang vier. Ein Migrationshintergrund liegt bei keinem Kind vor. Im Hinblick auf die Religionszugehörigkeit der Schüler kann festgestellt werden, dass die Lerngruppe mehrheitlich konfessionslos ist. Nur bei zwei Schülerinnen ist eine religiöse Sozialisation anzunehmen. Der Unterricht findet jeweils dienstags in der fünften Stunde (11.25 Uhr bis 12.10 Uhr) und freitags in der ersten Stunde (7.25 bis 8.10 Uhr) statt, wobei als Unterrichtsraum ein gewöhnlicher Klassenraum genutzt wird. Hinsichtlich der für den Religionsunterricht relevanten räumlichen Ausstattung sind neben der Tafel, ein CD-/Kassettengerät, ein Overheadprojektor sowie ein PC zu nennen. Die von den Schülern selbst gewählte Sitzordnung ist dem im Anhang beigefügten Sitzplan zu entnehmen. Etwaige thematische Vorerfahrungen betreffend haben die Schüler der Lehrkraft zufolge kaum Kenntnisse zu den christlichen Festen und sind mit dem Kirchenjahr nicht vertraut. Hinsichtlich der methodischen Unterrichtsgestaltung ist die Lerngruppe meinem Eindruck aus dem vorhergehenden Religionsunterricht nach primär Klassenunterricht in Form des gelenkten Unterrichtsgesprächs sowie Einzel- und Partnerarbeit gewöhnt. Aus anderen Unterrichtsfächern kennen die Schüler jedoch auch offenere Lernformen wie zum Beispiel Gruppen- und Stationsarbeit.
3.2. Curriculare Einordnung
Die geplante Unterrichtsstunde wird insbesondere Anforderungen aus dem Bereich „Sinnangebote und Orientierungshilfen“ des Fachlehrplans für den Ev. Religionsunterricht an Grundschulen gerecht. So wird die zu erwerbende Teilkompetenz „christliche Feste und Zeiten im Jahreskreis zeitlich einordnen“ (Fachlehrplan, 8) im Zusammenhang mit dem Erwerb von Grundwissen zu „ausgewählten Festen des Kirchenjahres in ihrer zeitlichen Abfolge (Weihnachten, Ostern und andere Feste“ (ebd., 9) gefördert. Bei der angedachten Erarbeitung des Kirchenjahreskreises lernen die Schüler neben dem Weihnachtsfest und Ostern weitere zwölf Festtage und -zeiten in ihrer Abfolge kennen. Dabei wird eine unmittelbare Verknüpfung mit dem den Kindern bereits bekannten Jahreskreis angestrebt. Darüber hinaus bietet das Thema „Das Kirchenjahr“ auch Ansatzpunkte für die Förderung von inhaltsbezogenen Kompetenzen aus den Bereichen „Christliche Traditionen“ und „Arbeiten mit der Bibel“. So ist es denkbar, die Kinder auch mit entsprechenden „Traditionen und Bräuche[n]“ (ebd., 10) einzelner Feste vertraut zu machen. Ferner sollen die Schüler am Ende des vierten Schuljahres im Hinblick auf die christlichen Traditionen über ein grundlegendes Wissen zu konfessionellen Besonderheiten verfügen, wobei diesbezüglich im Fachlehrplan mit dem Reformationstag, Fronleichnam und Allerheiligen konkrete Feste des evangelischen bzw. katholischen Kirchenjahres benannt werden (vgl. ebd). Obgleich in der geplanten Unterrichtsstunde schwerpunktmäßig der Aufbau des evangelischen Festjahres erarbeitet werden soll, ließen sich dabei dennoch Besonderheiten katholischer Tradition in den Blick nehmen. Zudem kann ausgehend vom Kirchenjahr der Bogen zu „christlichen Festen im Lebenslauf“ (ebd.) gespannt werden. Im Bereich „Arbeiten mit der Bibel“ soll ferner ein flexibel anwendbares Grundwissen zu „biblischen Geschichten zu Weihnachten, Ostern und weiteren Festen des Kirchenjahres“ (ebd., 11) erworben werden. Ein knapper Verweis auf entsprechende Bibelstellen ist in der geplanten Unterrichtsstunde durchaus denkbar, wenngleich eine genauere Betrachtung ihre Zeit wohl erst bei einer späteren Behandlung einzelner Feste des Kirchenjahres hat.
3.3. Sachanalyse
Das Kirchenjahr ist nach Jörns und Bieritz definiert als „ein komplexes Gefüge von Begehungen, die miteinander einen Zeitraum konstituieren und strukturieren, in dem sich unterschiedliche Zeitkreise schneiden und überlagern [...]“ (Jörns/Bieritz 1989, 576). In seiner heutigen Gestalt geht das evangelische Kirchenjahr auf preußische Agenden und Periko-penordnungen des 19. Jahrhunderts zurück (vgl. ebd. 588). Dagegen findet sich die Bezeichnung „Kirchenjahr“ für die Gliederung, die das christliche Jahr durch die Abfolge der Sonntage, Wochen, Feste und Festzeiten erfährt, bereits im 16. Jahrhundert bei dem lutherischen Pastor Johannes Pomarius (vgl. Bieger 2006, 27).
Auf die von Jörns und Bieritz genannten, dem Kirchenjahr zugrundeliegenden Zeitkreise soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Für die geplante Unterrichtsstunde ist diesbezüglich nur relevant, dass hierdurch einige Festtage und -zeiten an einen konkreten Termin gebunden sind, während andere (wie das Osterfest und die daran orientierten Feste und Festzeiten) in jedem Jahr auf ein anderes Datum fallen können. Betrachtet man nun die auf den ersten Blick komplex wirkende Ordnung der christlichen Feste und Festzeiten im Kirchenjahr genauer, zeigt sich eine eigentlich recht klare und einfache Struktur (vgl. zum Folgenden Grethlein/Lück 2006, 186-189). So ist das Kirchenjahr mit dem Weihnachts- und Osterkreis wesentlich durch zwei große Festkreise gegliedert. Den Kern des Weihnachtsfestkreises bildet die vom Weihnachtsfest bis zu Epiphanias reichende Weihnachtszeit, welcher als Vorbereitungszeit die vierwöchige Adventszeit vorangestellt ist. Der erste Adventssonntag ist zugleich der Beginn des Kirchenjahres. Der Weihnachtsfestkreis endet dann mit der auf Epiphanias folgenden Epiphaniaszeit. Der sich anschließende Osterfestkreis gliedert sich in gleicher Weise in drei Teile. Zunächst wird mit dem Aschermittwoch die bis zum Karsamstag andauernde vierzigtägige Vorbereitungszeit auf das Osterfest, die Passionszeit, eingeleitet. Die vorhergehenden drei Sonntage bilden eine kurze Vorfastenzeit. Mit dem Osterfest beginnt anschließend die fünfzigtägige österliche Freudenzeit, welche über die sechs Sonntage nach Ostern und Christi Himmelfahrt bis zum Pfingstfest reicht. Mit dem ersten Sonntag nach Pfingsten, dem sogenannten Trinitatissonntag, bricht dann die zweite Hälfte des Kirchenjahres an, die vor allem durch die bis zu vierundzwanzig Sonntage nach Trinitatis gekennzeichnet ist. Daneben fallen in diese Zeit etwa das Erntedankfest, der Reformationstag und der Buß- und Bettag. Es folgen schließlich die drei letzten Sonntage des Kirchenjahres.
An dieser Stelle sei noch angemerkt, dass sich die Festkalender von evangelischer und katholischer Kirche nicht grundlegend unterscheiden (vgl. zum Folgenden Bieritz 1991, 48-50). Das „liturgische Jahr“ der Katholiken umfasst neben den christlichen Hauptfesten einige weitere aus der ausgeprägten Heiligenverehrung resultierende Märtyrer- und Heiligenfeste, während eigens evangelische Feste wie der Reformationstag nicht begangen werden. Ein Unterschied liegt zudem in der Zählung der Sonntage, die die Wochen außerhalb der beiden großen Festzeiten bestimmen.
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