Folgt man den Annahmen der neoklassischen Theorie und auch der Aussage zahlreicher „westlicher“ Politiker, so fließt Kapital ausschließlich von Industrienationen in Schwellen- und Entwicklungsländer und nicht umgekehrt. Dies entspricht aber nicht den empirisch beobachtbaren Kapitalflüssen. Eine zentrale Veröffentlichung hierzu ist der Artikel „Why Doesn’t Capital Flow from Rich to Poor Countries?“ von Robert Lucas aus dem Jahr 1990, der dieses Phänomen aufgreift und ausgehend von der neoklassischen Theorie erklärt.
Basierend auf dieser Veröffentlichung untersucht diese Seminararbeit die Gründe für den Kapitalfluss von Entwicklungs- und Schwellenländern in Industrienationen – sowohl in Form von Eigen- als auch Fremdkapital, sowohl in Form von Portfolio- als auch Direktinvestitionen. Denn die Kapitalflussrichtung entspricht nicht – wie bereits eingangs genannt – der Aussage der neoklassischen Wachstumstheorie, was im Detail im zweiten Kapitel dieser Arbeit erläutert wird. Zusätzlich werden im zweiten Kapitel wesentliche Grundannahmen der genannten neoklassischen Wachstumstheorie dargestellt, um sie anschließend im dritten Kapital anhand des Lucas Paradoxons teilweise aufzulösen, um die Aussage der neoklassischen Theorie entgegen der empirischen Evidenz zu erklären. Hierzu wird das Lucas Para-doxon beispielhaft anhand des Länderpaars Indien-USA erklärt, in welchem Indien stellvertretend für Schwellen- und Entwicklungsländer und die USA für Industrienationen stehen. Im vierten Kapitel wird untersucht, inwieweit empirische Evidenz für das Lucas Paradoxon in anderen Ländern vorliegt und die von Lucas identifizierten Determinanten bzw. die aufgelösten Annahmen der neoklassischen Theorie auch weltweit – also über das Beispiel Indien-USA hinaus – Erklärungswert haben
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die neoklassische Wachstumstheorie
- 2.1. Die Cobb-Douglas-Produktionsfunktion
- 2.2. Beispiel: Länderpaar USA-Indien
- 3. Das Lucas Paradoxon
- 3.1. Unterschiede des Humankapitals
- 3.2. Positive externe Effekte
- 3.3. Kapitalmarktunvollkommenheit
- 4. Weitere empirische Untersuchungen
- 4.1. Beispiele anderer Länder
- 4.2. Erklärungswert von Lucas' Determinanten für andere Länder
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert das Lucas Paradoxon und die Gründe für die geringen Kapitalflüsse von entwickelten in weniger entwickelte Länder. Sie untersucht die neoklassische Wachstumstheorie und ihre Anwendung auf das Problem, wobei insbesondere die Bedeutung von Humankapital und Kapitalmarktunvollkommenheit beleuchtet werden.
- Neoklassische Wachstumstheorie und Cobb-Douglas-Produktionsfunktion
- Das Lucas Paradoxon und seine Erklärungen
- Unterschiede im Humankapital und Kapitalmarktunvollkommenheiten
- Empirische Untersuchungen zu Kapitalflüssen zwischen verschiedenen Ländern
- Bewertung der Erklärungskraft des Lucas Paradoxons für verschiedene Länder
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik des Lucas Paradoxons ein und stellt den Zusammenhang zwischen Kapitalflüssen und dem Wirtschaftswachstum dar. Kapitel 2 beleuchtet die neoklassische Wachstumstheorie und ihre Kernelemente, insbesondere die Cobb-Douglas-Produktionsfunktion und das Zusammenspiel von Kapital und Arbeit. Am Beispiel des Länderpaars USA-Indien wird die Theorie anhand von empirischen Daten illustriert. Kapitel 3 analysiert das Lucas Paradoxon, indem es die Unterschiede im Humankapital, positive externe Effekte und Kapitalmarktunvollkommenheiten als mögliche Erklärungen diskutiert. Kapitel 4 beleuchtet weitere empirische Untersuchungen zu Kapitalflüssen in anderen Ländern und analysiert den Erklärungswert der Lucas-Determinanten für unterschiedliche Länder. Kapitel 5 fasst die zentralen Ergebnisse der Seminararbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung des Lucas Paradoxons für die Wirtschaftspolitik.
Schlüsselwörter
Lucas Paradoxon, neoklassische Wachstumstheorie, Cobb-Douglas-Produktionsfunktion, Humankapital, Kapitalmarktunvollkommenheiten, Kapitalflüsse, Wirtschaftswachstum, Entwicklungsländer, empirische Untersuchungen.
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- Markus Meyer (Author), 2010, Transnationale Finanzströme. Cross-border Capital Flows und das Lucas Paradox, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162088