Die jüngste gesetzliche Definition der sexuellen Belästigung findet sich in § 3 Abs.4 AGG und lautet:
„Eine sexuelle Belästigung ist (…) ein unerwünschtes, sexuell bestimmtes Verhalten, wozu auch unerwünschte sexuelle Handlungen und Aufforderungen, sexuell bestimmte körperliche Berührungen, Bemerkungen sexuellen Inhalts sowie unerwünschtes Zeigen und sichtbares Anbringen von pornographischen Darstellungen gehören, (wenn diese) bezweckt oder bewirkt, dass die Würde der betreffenden Person verletzt wird, insbesondere wenn ein von Einschüchterungen, Anfeindungen, Erniedrigungen, Entwürdigungen oder Beleidigungen gekennzeichnetes Umfeld geschaffen wird.“
Die sexuelle Belästigung stellt in den meisten Fällen ihres Erscheinens eine deutliche Degradierung des Persönlichkeitsrechts dar. In den häufigsten, bekannten Fällen sind Frauen von sexueller Belästigung betroffen, die sich in ihrem Beruf noch nicht etabliert haben und sich in einem Abhängigkeitsverhältnis befinden, wie zum Beispiel in der Probezeit, in der Ausbildung oder in einer hierarchisch niedrigeren Position. Kontroverse Diskussionen gibt es bezüglich der Definition und der Grenzfälle der „sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz“.
Die sexuelle Belästigung wird des Öfteren als Mittel zum Zweck überempfindlicher Frauen deklariert, die sich an Vorgesetzen, Kollegen, Kunden und Männern allgemein rächen wollen. Ansichten und Empfindungen der Frauen werden in diesem Fall als prüde, überbewertet und humorlos abgetan. In der Realität wird jedoch deutlich, dass die Belästigung alles andere als eine verzerrte Wahrnehmung der Frauen ist. Besonders dort, wo das Berufsleben von Frauen und Männern zusammentrifft, ist die sexuelle Belästigung allgegenwärtig.
Eine 1990 erstmals durchgeführte Meinungsstudie des Bundesministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit erschreckt mit dem Resultat, dass ca. 72% aller berufstätigen Frauen mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz konfrontiert sind oder wurden. In diesem Zusammenhang wird ein höchst sensibler Bereich thematisiert, der von Verlegenheit, Unterlegenheit, Angst, Bedrängnis und Scham begleitet wird. Folglich begeben sich die betroffenen Frauen in einen Zustand der Verdrängung und meinen, sich dem Problem entweder selbst oder gar nicht stellen zu müssen oder zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Begriffserklärung / Allgemeiner Überblick über das Themengebiet
- Belästigung allgemein
- Sexuelle Belästigung/ Phänomenologie
- Personenkonstellation (Täter/Opfer)
- Prävalenz
- Ursachen für sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
- Folgen sexueller Belästigung
- Präventive Maßnahmen – Möglichkeiten, Grenzen
- Möglichkeiten und Grenzen des Fallmanagements
- Rechtslage zum Thema „Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“ – Bezug auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
- Fallbeispiel
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Thema der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz. Sie soll einen umfassenden Überblick über die Definition, Phänomenologie, Ursachen, Folgen und Präventionsmaßnahmen dieses Vergehens bieten. Darüber hinaus wird der rechtliche Aspekt im Kontext des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes beleuchtet und die Möglichkeiten der Gegenwehr ausgewertet.
- Definition und Phänomenologie der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz
- Ursachen und Folgen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz
- Präventive Maßnahmen und Möglichkeiten des Fallmanagements
- Rechtlicher Rahmen und Rechte der Betroffenen im Kontext des AGG
- Fallbeispiele zur Veranschaulichung der Thematik
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel definiert den Begriff der Belästigung allgemein und geht dann auf die Phänomenologie der sexuellen Belästigung ein, wobei verschiedene Formen und Ausprägungen beleuchtet werden. Das Kapitel schließt mit einer Analyse der Personenkonstellation, indem sowohl das Täter- als auch das Opferprofil betrachtet werden.
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Prävalenz sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Es werden statistische Daten präsentiert und Ursachen sowie Folgen dieses Vergehens analysiert. Des Weiteren werden verschiedene präventive Maßnahmen und die Möglichkeiten und Grenzen des Fallmanagements im Detail diskutiert.
- Das dritte Kapitel analysiert die Rechtslage zum Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und beleuchtet insbesondere die Relevanz des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) für die Rechte der Betroffenen.
- Das vierte Kapitel bietet Fallbeispiele, um die Thematik der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz zu veranschaulichen und dem Leser ein besseres Verständnis für die verschiedenen Formen und Ausprägungen dieses Vergehens zu ermöglichen.
Schlüsselwörter
Sexuelle Belästigung, Arbeitsplatz, Phänomenologie, Prävalenz, Ursachen, Folgen, Präventionsmaßnahmen, Fallmanagement, Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), Rechtliche Rahmenbedingungen, Rechte der Betroffenen, Fallbeispiele, gesellschaftliche Einstellungen, Aufklärung.
- Quote paper
- Ludmilla Heinrich (Author), 2010, Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162097