[...] Diese Entwicklung stellt die
traditionelle Trennung von Trends und Zyklen durch die makroökonomische Theorie in Frage
und schlägt eine Rückkehr zur Schumpeter´schen Sicht vor, in der Wachstum und Zyklen als
zusammenhängende Phänomene betrachtet werden.
Das im folgenden untersuchte Modell von P. AGHION und G. SAINT- PAUL (1998)
untersucht die Auswirkungen von Konjunkturzyklen auf das langfristige Wachstum unter zwei
Annahmebündeln bzw. in zwei unterschiedlichen Welten. In Welt 1 (Annahmebündel 1) wirkt
eine Steigerung der Produktivität durch produktivitätssteigernde Aktivitäten restriktiv auf die
laufende Produktion, während in Welt 2 (Annahmebündel 2) die Steigerung der Produktivität
zwar Kosten verursacht, die aktuelle Produktion an sich aber nicht tangiert.
Die Hauptergebnisse des Modells sind folgende: In Welt 1 sind produktivitätssteigernde
Aktivitäten antizyklisch. Der Grund hierfür ist, dass die Opportunitätskosten
produktivitätssteigernder Aktivitäten während einer Rezession schneller als deren Erträge
sinken. Daraus resultiert, dass eine Rezession langfristig einen positiven Effekt auf die totale
Faktorproduktivität ausübt. Im Gegensatz dazu sind produktivitätssteigernde Aktivitäten in
Welt 2 prozyklisch. In diesem Fall sinken die Kosten produktivitätssteigernder Aktivitäten in
Rezessionen im Gegensatz zu deren Erträgen jedoch nicht. In Welt 2 sind Rezessionen daher
schädlich für die langfristige Produktivität.
Die zentrale Frage lautet also: Welche kausale Beziehung besteht zwischen Konjunkturzyklen
und langfristigem Wachstum? Ausgehend von dieser Frage soll in dieser Seminararbeit auch
der Effekt der Struktur von Konjunkturzyklen (Frequenz, Schwingungsweite) auf die
durchschnittliche Wachstumsrate, basierend auf der Analyse von AGHION und SAINTPAUL,
dargestellt und diskutiert werden.
Im weiteren Verlauf der Analyse wird folgendermaßen vorgegangen: In Abschnitt 2 wird das
Modell aufgestellt. Abschnitt 3 beschreibt den Steady State. In Abschnitt 4 werden
Konjunkturzyklen eingeführt. Abschnitt 5 untersucht das zyklische Verhalten von
Produktivitätswachstum. In Abschnitt 6 wird der Effekt der Frequenz und Schwingungsweite von Schwankungen auf das langfristige Wachstum untersucht. Abschnitt 7 schließt mit einer
kritischen Zusammenfassung
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Modell
- 2.1. Der Gütermarkt
- 2.2. Bestimmung des Produktivitätswachstums auf Unternehmensebene
- 2.3. Markteintritt, Marktaustritt und das Gütermarktgleichgewicht
- 3. Der Steady State
- 4. Die Einführung ökonomischer Schwankungen
- 4.1. Welt 1
- 4.2. Welt 2
- 5. Zyklisches Verhalten produktivitätssteigernder Aktivitäten
- 5.1. Welt 1
- 5.2. Welt 2
- 6. Der Effekt ökonomischer Schwankungen auf das langfristige Wachstum
- 6.1. Welt 1
- 6.2. Welt 2
- 7. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Frage, wie Konjunkturzyklen das langfristige Wirtschaftswachstum beeinflussen. Die Arbeit untersucht dabei ein Modell von P. Aghion und G. Saint-Paul (1998), das die Auswirkungen von Konjunkturzyklen auf die Produktivitätsentwicklung unter zwei unterschiedlichen Annahmen untersucht. Ziel ist es, die kausale Beziehung zwischen Konjunkturzyklen und langfristigem Wachstum zu analysieren und den Effekt der Struktur von Konjunkturzyklen (Frequenz, Schwingungsweite) auf die durchschnittliche Wachstumsrate zu diskutieren.
- Die Wechselwirkungen zwischen Konjunkturzyklen und Produktivitätswachstum
- Die Auswirkungen von Konjunkturzyklen auf das langfristige Wachstum
- Der Einfluss der Struktur von Konjunkturzyklen auf die Wachstumsrate
- Das Modell von P. Aghion und G. Saint-Paul (1998) und seine Annahmen
- Die Rolle von produktivitätssteigernden Aktivitäten in unterschiedlichen Konjunkturphasen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Zusammenhang zwischen Produktivitätswachstum und Konjunkturzyklen beleuchtet und die Relevanz des Modells von Aghion und Saint-Paul (1998) für die aktuelle Forschung hervorhebt. Anschließend wird in Kapitel 2 das Modell vorgestellt, das eine offene Ökonomie mit mehreren Gütern und Monopolisten betrachtet. Die Autoren analysieren die Produktivitätsentwicklung der Unternehmen in Abhängigkeit von den Kosten produktivitätssteigernder Aktivitäten. Kapitel 3 beschreibt den Steady State des Modells, während Kapitel 4 die Einführung ökonomischer Schwankungen in das Modell untersucht. In Kapitel 5 wird das zyklische Verhalten von produktivitätssteigernden Aktivitäten in den beiden Welten des Modells analysiert. Das Kapitel zeigt, dass produktivitätssteigernde Aktivitäten in Welt 1 antizyklisch sind, während sie in Welt 2 prozyklisch verlaufen. In Kapitel 6 werden die Auswirkungen der Frequenz und Schwingungsweite von Konjunkturzyklen auf das langfristige Wachstum untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Konjunkturzyklen, Produktivitätswachstum, langfristiges Wachstum, Modell von Aghion und Saint-Paul, produktivitätssteigernde Aktivitäten, antizyklisches Verhalten, prozyklisches Verhalten, Frequenz, Schwingungsweite, Welt 1, Welt 2.
- Quote paper
- Tobias Krauss (Author), 2003, Wachstumseffekte von Rezessionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16216