Health Communication in the course of time

Die Bedeutung des Internets für das deutsche Gesundheitssystem am Beispiel der Arzt-Patienten-Beziehung


Hausarbeit, 2007

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was istE-Health?

3. Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient vor dem Hintergrund sich wandelnder Gesundheits- und Krankheitskonzepte in der Gesellschaft

4. Health Communication und das Internet
4.1. Sozioökonomische Störfaktoren bei der Intemetnutzung
4.2. Stellenwert der Gesundheitskommunikation in der Gesellschaft
4.3. Vor- versus Nachteile der Gesundheitskommunikation im Internet
4.4. Wie können hochwertige Qualitätsstandards gewährleistet werden?

5. Aussichten aufgrund der Delphi-Methode

6. Zusammenfassung und Konsequenzen

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Dem Faktor Patient[1], oder auch Nutzer des Gesundheitssystems, wird in der gesundheitlichen Versorgung eine immer wichtigere Rolle zugeschrieben. In Bezug auf eine immer älter werdende Bevölkerung (vgl. Eisenmenger et al. 2006), einer erhöhten Prävalenz von chronisch degenerativen Erkrankungen (vgl. Tautz 2002) und der Verbreitung von Gesundheitsinformationen über das Internet (vgl. Schmidt-Kaehler 2005) verändert sich infolgedessen auch immer mehr die Kommunikation innerhalb der Arzt-Patienten-Beziehung. Folglich ist dieses Thema aus Public-Health-Perspektive, besonders im Zusammenhang mit möglichen primärpräventiven Ansätzen, von enormer Bedeutung.

Inwieweit sich der Prozess der zunehmenden Informationsflut von Gesundheitsinformationen auf die Gesellschaft und insbesondere auf die Arzt- Patienten-Beziehung in Deutschland auswirkt, soll in dieser Arbeit evaluiert werden.

Hierzu wird im zweiten Kapitel eine kurze Einführung über die definitorische Grundlage von E-Health gegeben um ein fundamentales Verständnis der hier beschriebenen Thematik darzulegen. Im Anschluss (Kapitel 3) wird die Korrelation zwischen dem sich wandelndem Gesundheits- und Krankheiskonzept und der Kommunikation in der Arzt-Patienten-Beziehung erläutert und an einem Schaubild (Abbildung 2) dargestellt. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Gesundheitskommunikation im Internet. Zu diesem Punkt werden die sozioökonomische Störfaktoren, die Vorteile versus Nachteile und die Qualitätsstandards ,der internetgestützten Gesundheitskommunikation, sowie der Stellenwert des Internets in der Gesellschaft diskutiert, um im Anschluss einen Experten-Ausblick auf das hier evaluierte Themenfeld zu geben (Kapitel 5). Abschließend (Kapitel 6) wird aus Public-Health-Perspektive ein Fazit abgegeben und ein möglicher Forschungsansatz, der die gegenwärtigen Dynamiken in Bezug auf die Arzt-Patienten-Beziehung, aufgezeigt.

2. Was ist E-Health?

Der Begriff E-Health wurde zuerst 1997[2] in der Wirtschaft verwendet, bevor er 2000 auch in Fachzeitschriften zu lesen war. Die Thematik findet jedoch „(...) seit 1991 wissenschaftliche Berücksichtigung“ (Tautz 2002, S. 24). Eine universelle Definition von E-Health ist bislang noch nicht veröffentlicht, so dass sich dieser Fachausdruck aus mehreren Teilbereichen wie der Telemedizin[3], dem Online Health, der Cybermedizin[4] und der Consumer Health Informatics[5] zusammensetzt (vgl. Tautz 2002; Warda & Noelle 2002). Eysenbach hat jedoch eine gelungene Definition aufgestellt, in der E-Health ,„eine technische Entwicklung, sondern auch eine (...) (besondere) Denkweise, Einstellung und Verpflichtung zu vernetztem und globalem Denken, um die Gesundheitsversorgung (...) durch den Gebrauch von Informations- und Kommunikationstechnologie zu verbessern (Tautz 2002, S. 25, zitiert nach Eysenbach 2001b, S. 2) darstellt. Der so neu entstandene Terminus dokumentiert ein gemeinsames Zusammenwirken von Internet und Medizin bei dem für alle Individualakteure der gesundheitlichen Versorgung neue Chancen[6] und auch Risiken zur Prävention und Gesundheitsförderung entstehen (vgl. Tautz 2002). Die Verbreitung von E-Health wird anhand „Neuer Medien“ und der sich daraus resultierenden Interaktivität vollzogen und stellt folglich eine Schnittstelle der medizinischen Information, der klinischen Medizin, der Evidence- Based Medicine, der Telemedizin und Public Health dar (siehe Abbildung 1) (vgl. Eysenbach 2001a). Diese wechselseitige Interaktivität wird im weiteren Verlauf als Gesundheitskommunikation[7] deklariert.

Abbildung 1

Cybermedizin (E-Health) als Schnittstelle zwischen Public Health und der klinischen Medizin.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eysenbach 2001a, S. 206 - Abbildung 1, aus Eysenbach et al. 1999, S. 1294.

3. Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient vor dem Hintergrund sich wandelnder Gesundheits- und Krankheitskonzepte in der Gesellschaft

Die Medizin hat sich in den letzten hundert Jahren stark verändert. Waren „(•••) 1900 Lungenentzündungen, Tuberkulose und Gastroenteritis die häufigsten Todesursachen (...) [so] sind es heute Herzkrankheiten, Kre bs und zerebrovaskuläre Krankheiten“ (Tautz 2002, S. 37). Infolgedessen sind Abnahmen von akuten und Zunahmen von chronisch degenerativen Krankheiten zu verzeichnen (vgl. Schmidt-Kaehler 2003; Schmidt-Kaehler 2005). Die kurativ orientierte Medizin stößt bei der Behandlung von chronisch degenerativen Krankheiten an ihre Grenzen, so dass die Sichtweise der Salutogenese[8] immer weiter in den Mittelpunkt rückt, um die Prävalenz und Mortalität von Krankheit präventiv zu vermindern. Diese Veränderung hat auch eine starke Auswirkung auf das Kommunikationsverhältnis zwischen Arzt und Patient. Der Patient muss zukünftig „ganzheitlich[9] “ wahrgenommen werden, damit eine zielgerechte Behandlung, Prävention[10] und eine weitere Steigerung der Lebensqualität erfolgen kann (vgl. Tautz 2002).

In Hinblick auf den demographischen Wandel innerhalb der Bevölkerung bis ins Jahr 2050 (vgl. Eisenmenger et al. 2006), der Erkenntnis, dass „(...) Menschen höheren Alters und geringer Bildung den Arzt weitaus häufiger (...)“ (Tautz 2002, S. 44) aufsuchen und dem deutlichen Anstieg von chronisch degenerativen Krankheiten, „(...) wird Krankheit für mehr Menschen als jemals zuvor Realität werden“ (Tautz 2002, S. 45). Der Prozess Gesundheit ist folglich eine lebenslange Aufgabe, die es innerhalb einer neustrukturierten Arzt-Patienten-Beziehung qualitativ hochwertig zu vermitteln und zu erhalten gilt. Die sich daraus resultierende primär salutogenetischen Therapieform hat zur Folge, dass die Bezeichnungen Arzt und Patient veraltet sind und durch „Gesundheitsberater“ für den Arzt und „Klient“ oder „people“ für den Patient en ersetzt werden sollten (vgl. Tautz 2002), damit eine zeitgerechte Bezeichnung Anwendung findet.

Des Weiteren muss die bislang paternalistisch[11] geprägte Arzt-Patienten­Beziehung aufgegeben und in ein partizipierendes[12] Verhältnis, in dem der Patient engagiert mitentscheiden kann, abgeändert werden (vgl. Schmidt-Kaehler 2005). Diese logische Folge ergibt sich aus den Tatsachen, dass immer mehr Selbsthilfegruppen und Onlineplattformen zum Thema Gesundheit in den letzten Jahren auf den Markt erschienen sind, „(...) dass sich eine höhere Partizipation des Patienten (vgl. auch Klemperer 2006) und ein offenes Arzt-Patienten­Verhältnis positiv auf den Behandlungserfolg auswirk[t] (...)“ (Tautz 2002, S. 53), dass sich die Compliance und die Rekonvaleszenz positiv verändert und das aus volkswirtschaftlicher Sichtweise weniger Geld für Gesundheit ausgegeben werden könnte (vgl. Tautz 2002). Nach Hurrelmann treffen ergo zwei ebenbürtige, sich respektierende und vertrauende Experten aufeinander (vgl. Hurrelmann 1998), bei dem der Patient Experte für die Innenwelt, dass subjektive Gesundheitsempfinden, und „(...) der Arzt Experte für die Außenwelt, also die physiologischen Gründe für Krankheit“ (Tautz 2002, S. 53) ist (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Tautz 2002.

Inwieweit sich eine schnelle Adaption der ganzheitlichen Wahrnehmung bei der Arzt-Patienten-Beziehung in die Praxis umsetzen lässt ist weiterhin fraglich, da tief greifende Veränderungen in der Medizin zumeist nur mit technischen Erneuerungen gekoppelt sind (vgl. Tautz 2002). Wenn jedoch ein partizipierendes Verhältnis in Zukunft entstehen soll, dann müssen Ärzte und Patienten vor allem im Bereich der Kommunikation besser harmonieren. Bislang besteht ein asymmetrisches Kommunikationsverhältnis, welches sich zum einen in der Unzufriedenheit des Patienten über die unzureichenden Informationsdienstleistungen[13] des Arztes und zum anderen an dem verbalen[14] Verhalten des Arztes gegenüber den Patienten ausdrückt. Hinzu kommen noch weitere Störfaktoren „(•••) wie soziokulturelle, (...) sozioökonomische Unterschiede (...)“ (Tautz 2002, S. 55) und eine emotionale Diskrepanz[15] zwischen Arzt und Patient, die die Kommunikation darüber hinaus beeinträchtigen (vgl. Tautz 2002). Jedoch können die derzeitig prävalenten Krankheiten in der Bevölkerung nur über ein qualitativ hochwertiges Kommunikationsnetzwerk zwischen Ärzten und Patienten quantitativ reduziert werden. Hierzu bedarf es einer fundamentalen Implementierung der drei entscheidende Faktoren „(...) Information, Instruktion und Zuwendung (...)“ (Tautz 2002, S. 55) in der Arzt-Patienten-Beziehung.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten in den kommenden Jahren immer weiter verändern wird und auch aus epidemiologischer, demographischer und ökonomischer Gesichtspunkten muss, damit die Prävalenz der vorherrschenden Krankheiten minimiert werden kann. Außerdem muss das Verständnis, dass Gesundheit als ein lebenslanger Prozess anzusehen ist, in der Gesamtbevölkerung verdeutlicht werden, damit Empowerment[16] in der Gesellschaft potenziert werden kann (vgl. auch Warda & Noelle 2002). Eine Möglichkeit, Patienten mit Wissen zum Thema Gesundheit zum Empowerment zu bewegen, ist das Medium Internet.

4. Health Communication und das Internet

In Deutschland besitzen 67 % der Bevölkerung[17] einen PC und davon ca. 86,6 % einen Internetzugang (vgl. auch Kirschning et al. 2004). Vergleicht man die Zunahmen von Internetnutzern von 2002 bis 2005, dann ist eine deutliche Sättigung, ausgehend vom Jahr 2004 mit 57 % zu 2005 mit 58 %, zu erkennen (vgl. Statistisches Bundesamt 2006). Betrachtet man zusätzlich allein die Gruppe der Ärzte, so hatten bereits 44 % der Ärzte im Jahr 2002 das Internet genutzt.

[...]


[1] Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird innerhalb der Arbeit ausschließlich die männliche Form verwendet.

[2] „Es wurden die Datenbanken von Genios, Reuters und Mediine abgefragt“ (Tautz 2002, S. 27).

[3] „ Bei Telemedizin geht es vor allem um den (begrenzten, kontrollierten) Austausch klinischer Daten (...)“ (Eysenbach 2001a, S. 205).

[4] Unter Cybermedizin versteht man die „(...) (globale) Kommunikation mit den Konsumenten (oder von Laien untereinander) (...) meist nicht- klinischer, präventivmedizinisch orientierter Informationen (...)“ (Eysenbach 2001a, S. 205).

[5] Die Consumer Health Informatics ist eine Subdisziplin zwischen Medizininformatik und Public Health und beinhaltet unter anderem die Cybermedizin (vgl. Eysenbach 2001a; Köhler & Eysenbach 2002).

[6] Insbesondere bezogen auf die Arzt-Patienten-Beziehung und das Gesundheitssystem.

[7],„Gesundheitskommunikation bezeichnet (...) den direkten, durch Sprache und Interaktion vermittelten und den indirekten, durch technische Medien vermittelten Austausch von Wissen, Meinungen und Gefühlen“’ (Tautz 2002, S. 26, zitiert nach Lerch et al. 2001, S. 119; ef. Jazbinsek 2000).

[8] Die Aufklärung wie Gesundheit entsteht (das Gegenteil der Pathogenese) (vgl. Antonovsky 1987).

[9] Hierunter verstehen sich die Psyche, die soziale Umwelt, die Biographie und die Lebensumstände des Patienten (vgl. Tautz 2002).

[10] Hier in erster Linie Primär- und Primordialprävention (richtet sich nicht an Risikogruppen, sondern an die Gesamtbevölkerung im gesunden Zustand (vgl. Hurrelmann & Laaser 2006).

[11] „Die Rolle des Patienten beschränkte sich darauf, dem Arzt die erforderlichen Informationen über Krankheitszeichen zu geben, damit der Arzt das diagnostische und therapeutische Vorgehen festlegen konnte“ (Klemperer 2006, S. 3).

[12] Hat eine höhere Autonomie der Patienten zufolge (vgl. Tautz 2002), auch als Shared Dicision Making zu verstehen (vgl. Schmidt-Kaehler 2005).

[13] Informationen über die Diagnose und Prognose verursachen Unsicherheit und Angst (vgl. Tautz 2002).

[14] „(...) [Ajufgrund von Unsicherheit oder affektiver Belastung des Arztes (...)“ (Tautz 2002, S. 55).

[15] Missverhältnis bestehend aus einem beruflichen Alltagsleben des Arztes und der personalen und einmaligen Situation des Patienten (vgl. Tautz 2002).

[16] „.Empowerment is an ongoing procees of liberation“’ (Lampe 2004, S. 16, zitiert nach Fahlberget al. 1991, S. 186).

[17] Bezogen auf das Jahr 2005.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Health Communication in the course of time
Untertitel
Die Bedeutung des Internets für das deutsche Gesundheitssystem am Beispiel der Arzt-Patienten-Beziehung
Hochschule
Universität Bremen
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
24
Katalognummer
V162285
ISBN (eBook)
9783640766673
ISBN (Buch)
9783640766529
Dateigröße
680 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Health Communication, Internet, Arzt-Patienten-Beziehung
Arbeit zitieren
B.A. PH Sebastian Sauer (Autor:in), 2007, Health Communication in the course of time, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162285

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