Seit der Durchführung der umfassenden wirtschaftlichen Reformen Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre ist es der chinesischen Führung gelungen, beachtliche Erfolge mit Hinblick auf das Wirtschaftswachstum und die damit verbundene Erhöhung von Wohlstand und Lebensstandard zu erzielen – eine Tatsache, die sowohl in der populären, als auch in der wissenschaftlichen Literatur zugenüge dokumentiert und diskutiert worden ist. Die wichtigste grundlegende Komponente dieser Reformen ist der Übergang von einer Planwirtschaft hin zu einer kapitalistisch geprägten Marktwirtschaft, in welcher nicht mehr der Staat für die Ressourcenumverteilung innerhalb und an die Gesellschaft verantwortlich ist, sondern i zunehmendem Maße der Markt. Zudem sind Märkte an sich aber auch soziale Systeme, die in der Gesellschaft eingebettet sind und von jeglichen sozialen Institutionen und Normen geformt werden. Diese soziale Einbettung von Märkten in Zusammenspiel mit dem Übergang zu einer Marktwirtschaft erfordert im Falle Chinas die allmähliche Aufgabe alter sozialer Institutionen und die Errichtung neuer, die den veränderten gesellschaftlichen Gegebenheiten und Anforderungen besser gerecht werden können.
Vor der Reform- und Öffnungspolitik dienen vor allem die Danwei, oder die Arbeitseinheiten, als die Kanäle für die Lieferung sozialer Dienstleistungen seitens des Staates an die städtischen Einwohner. Sie bilden gleichzeitig einen überschaubaren und somit aus Sicht von Partei und Staat gut kontrollierbaren Raum in den Städten, in dem alle Lebensbereiche der Einwohner strikt hierarchisch organisiert sind. Wenn ein städtisches Wohnviertel kein Bestandteil einer Danwei ist, so fällt es in den Zuständigkeitsbereich eines Straßenbüros (jiedao bangongshi). Eine grundlegende Funktion der Danwei besteht in der Kontrolle der politischen Linientreue bei der Bevölkerung sowie der Sicherstellung der Implementierung von vorgegebenen Maßnahmen. Darüber hinaus unterhalten sie eigene Wirtschaftsbetriebe und soziale Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Altenpflegestationen und Krankenhäuser. Die Bewohner einer Danwei sind folglich Bestandteil einer „festen Organisationsstruktur mit engen nachbarschaftlichen Beziehungen und begrenzter sozialer Mobilität.“ Unter diesen Bedingungen wird das Herausbilden eines durch Eigeninitiative und –verantwortung geprägtes partizipatives Bewusstsein verhindert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Erosion des Danwei – Systems
- Von Danwei zu Shequ – politische Reformen auf der Graswurzelebene
- Gesetzliche Rahmenbedingungen - Darstellung und Analyse
- Die Verfassung
- Das Gesetz der VR China zur Organisation der Einwohnerkomitees in den Städten
- Die Bestimmungen über die Verwaltung von Wohneigentum
- Administrative Verwaltung
- Autonomie (zizhi)
- Einwohner
- Partizipation
- Verwaltung und „gemeinschaftliche Regierung“ (gongzhi)
- Zusammenfassung und Implikationen für die weitere Entwicklung städtischer Shequ
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die politische Reform auf der Graswurzelebene in der VR China im Kontext des Übergangs von einer Planwirtschaft hin zu einer Marktwirtschaft. Dabei steht die Entwicklung der Shequ, einer neuen Organisationsform der städtischen Einwohner, im Mittelpunkt der Untersuchung.
- Erosion des Danwei-Systems und der damit verbundene Wandel sozialer Strukturen
- Rechtliche Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Shequ
- Autonomie und administrative Verwaltung von Shequ
- Die Bedeutung von Partizipation und „gemeinschaftlicher Regierung“ (gongzhi) für die Shequ
- Implikationen für die zukünftige Entwicklung städtischer Shequ
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik des Übergangs von einer Planwirtschaft zu einer Marktwirtschaft in China und die damit verbundenen Veränderungen sozialer Institutionen dar. Sie führt das Danwei-System und dessen Erosion als Ausgangspunkt der Analyse ein und beschreibt die Entstehung der Shequ als neue Organisationsform der städtischen Einwohner.
- Gesetzliche Rahmenbedingungen: Dieses Kapitel analysiert die rechtlichen Grundlagen für die Entwicklung von Shequ. Es betrachtet die Verfassung der VR China, das Gesetz zur Organisation der Einwohnerkomitees in den Städten und die Bestimmungen über die Verwaltung von Wohneigentum.
- Administrative Verwaltung: Dieses Kapitel untersucht die Autonomie (zizhi) der Shequ und beleuchtet die Aspekte der Einwohnerbeteiligung und Partizipation. Des Weiteren wird die „gemeinschaftliche Regierung“ (gongzhi) und ihre Rolle in der Verwaltung der Shequ betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie der politischen Reform auf der Graswurzelebene in der VR China, der Entwicklung der Shequ, der Erosion des Danwei-Systems, der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Shequ, der Autonomie und Verwaltung der Shequ, der Partizipation der Einwohner und dem Konzept der „gemeinschaftlichen Regierung“ (gongzhi).
- Arbeit zitieren
- Slavomir Zidarov (Autor:in), 2009, Gesetzlich institutionalisierte Verwaltungsautonomie als Voraussetzung für erfolgreiche politische Reformen auf der Graswurzelebene, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162354