Über sechzig Jahre sind inzwischen seit den Ereignissen vergangen, die heute als das „Nanjing Massaker“ bezeichnet werden. Bis zur Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erfahren jedoch andere Episoden aus den Kriegsschauplätzen in Ostasien während des Zweiten Weltkrieges, wie beispielsweise der Mukden – Zwischenfall vom 18. September 1931, mit dem der zweite Sino – Japanische Krieg de facto beginnt , oder aber der Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki, deutlich mehr Aufmerksamkeit seitens der breiten Öffentlichkeit, vor allem außerhalb von China und Japan, als die Vorkommnisse in Nanjing zwischen dem 13. November 1937 und den ersten Monaten von 1938, welche überwiegend für die wissenschaftlichen Gemeinschaft von Interesse sind. Die Debatte über die historische Wahrheit findet hauptsächlich unter den beiden betroffenen Ländern statt und spielt sich auf einer politisch – emotionalen Ebene ab. In China ist sie in der Nachkriegszeit durch eine ideologisch – populistische Herangehensweise gekennzeichnet, welche um die Konzentration der öffentlichen Aufmerksamkeit auf die Entwicklung und Einheit der neu gegründeten Volksrepublik oszilliert. Während des Korea – Krieges nutzt die chinesische Regierung das Massaker aus, um stärkere patriotische Gefühle gegen die USA in der eigenen Bevölkerung hervorzurufen. Ein Artikel in der Xinhua yuebao (The New China Monthly) von 1952 z. B. verurteilt die amerikanischen Missionare, die während der japanischen Okkupation in Nanjing bleiben und sich an der Gründung und Leitung des Internationalen Komitees zur Errichtung einer Sicherheitszone für Zivilisten in der Stadt beteiligen. Die Mehrheit der in Nanjing eingeschlossenen Einwohner hält sich in dieser etwa 4 km2 großen Zone auf und findet dort ein unter den gegebenen Umständen hohes Maß an Sicherheit und Schutz vor den japanischen Truppen. Der Artikel berichtet, dass die amerikanischen Vertreter, alle von ihnen Missionare, Ärzte oder Lektoren in Nanjing, das Eigentum und die Interessen ihres Landes auf Kosten der chinesischen Flüchtlinge geschützt, der japanischen Armee bei ihrem Angriff auf Nanjing geholfen und Chinesen an sie ausgeliefert haben sollen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Der Einzug der Nanjing – Debatte in den Westen
- III. John Rabe - eine kurze Biographie
- 1 Auswahl zum Vorsitzenden
- 2 Tätigkeit als Vorsitzender des Komitees
- IV. Zusammenfassung: John Rabes Rolle in der Debatte um das Nanjing – Massaker
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Rolle von John Rabe, einem deutschen Geschäftsmann, in der gegenwärtigen Debatte um das Nanjing-Massaker. Die Arbeit beleuchtet die Hintergründe der Debatte und analysiert Rabes Tagebücher als wichtige Quelle für die Rekonstruktion der Ereignisse.
- Die Entstehung der Debatte um das Nanjing-Massaker im Westen
- Die Bedeutung von Augenzeugenberichten in der historischen Aufarbeitung
- Die Rolle von John Rabe als Vermittler zwischen den Kriegsparteien
- Die politische Instrumentalisierung des Nanjing-Massakers in China
- Die Bedeutung von Rabes Tagebücher für die historische Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen kurzen Überblick über die historische Einordnung des Nanjing-Massakers und die Bedeutung der Debatte in der Gegenwart. Kapitel II beleuchtet den Einzug der Nanjing-Debatte in den Westen und die Bedeutung von Augenzeugenberichten für die historische Aufarbeitung. Kapitel III stellt John Rabe und seine Rolle als Vorsitzender des Internationalen Komitees zur Errichtung einer Sicherheitszone für Zivilisten in Nanjing vor. Kapitel IV fasst Rabes Rolle in der Debatte um das Nanjing-Massaker zusammen und untersucht die Bedeutung seiner Tagebücher als historische Quelle.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind: Nanjing-Massaker, John Rabe, Tagebücher, Augenzeugenberichte, Internationale Komitee, Sicherheitszone, Sino-Japanischer Krieg, Zweiter Weltkrieg, historische Aufarbeitung.
- Arbeit zitieren
- Slavomir Zidarov (Autor:in), 2008, John Rabe und seine Tagebücher in der gegenwärtigen Debatte um das Nanjing-Massaker, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162357