Dionysos, der Gott des Rausches und der Begeisterung, der Raserei und des Wahnsinns, gelangt mit einer Schar seiner Anhängerinnen, den Bakchen, aus Kleinasien in die griechische Stadt Theben, wo er als Sohn der Semele, Tochter des damaligen Herrschers Kadmos und Schwester der Agaue, Autonoe und Ino, und des Göttervaters Zeus geboren wurde. Hier geschah ihm auch großes Unrecht, da die Schwestern der Semele, seine göttliche Herkunft leugneten. Daher hetzt er nun alle Frauen Thebens, darunter auch die Schwestern, in das Kithairongebirge, wo diese nun seinem Kult obliegen. Pentheus, der neue König Thebens und Sohn der Agaue, versucht diesen Zustand des Rausches zu unterbinden, indem er dem Rat des Dionysos, der ihm in Menschengestalt erscheint und deshalb von diesem nicht erkannt wird, folgt und als Bakche verkleidet auf den Gipfel des Kithairon zieht, um dort das Treiben der Frauen zu beobachten und eine Gelegenheit zum Sieg über diese auszukundschaften.
Doch die Bakchen entdecken den Voyeur und zerfleischen ihn in ihrem Wahn, allen voran die Mutter des Pentheus, Agaue. Mit dem aufgespießten Haupt ihres Sohnes kehrt sie nach Theben zurück, wo sie erkennen muss, dass sie in der Raserei ihren eigenen Sohn ermordet hat.
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Das Antikenprojekt der Schaubühne, ein gigantisches Unternehmen des Ensembles, dem eine Vorbereitung von einem Jahr vorausgegangen war, wurde in einer Messehalle in Berlin, im Philips-Pavillion, an zwei Abenden realisiert. Den ersten Abend bildete die „Übung für Schauspieler“ unter der Leitung von Peter Stein, den zweiten Abend die Inszenierung der „Bakchen“ von Klaus Michael Grüber.
Klaus Michael Grübers Interesse gilt jedoch weniger der Gegensätzlichkeit der beiden Antagonisten Dionysos und Pentheus, sondern dem „verschränkten ambivalenten Verhältnis“ der beiden Figuren, so Henning Rischbieter in seinem Vorwort zu den Bakchen, wodurch sich ein Wechselspiel zwischen dem göttlichem Wahnsinn des Dionysos und der menschlicher Besessenheit des Pentheus ergibt, dem Gegenstand dieser Inszenierungsanalyse, die sich auf eine Videoaufnahme der Inszenierung stützt.
Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, wie das Motiv des göttlichen Wahnsinns und das Motiv der menschlichen Besessenheit in der Inszenierung umgesetzt wurden und welches Verhältnis zwischen diesen beiden Motiven besteht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Göttlicher Wahnsinn
- Das Motiv des göttlichen Wahnsinns
- Der Prolog des Dionysos
- Menschliche Besessenheit
- Das Motiv der menschlichen Besessenheit
- Der Eingangsmonolog des Pentheus
- Göttlicher Wahnsinn und menschliche Besessenheit
- Die erste Begegnung zwischen Dionysos und Pentheus
- Die letzte Begegnung zwischen Dionysos und Pentheus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Inszenierungsanalyse befasst sich mit der Inszenierung der „Bakchen“ von Klaus Michael Grüber, die im Jahr 1974 an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin realisiert wurde. Im Zentrum der Analyse steht die Frage, wie das Motiv des göttlichen Wahnsinns und das Motiv der menschlichen Besessenheit in der Inszenierung umgesetzt wurden und welches Verhältnis zwischen diesen beiden Motiven besteht.
- Das Motiv des göttlichen Wahnsinns in Bezug auf die Figur des Dionysos
- Das Motiv der menschlichen Besessenheit in Bezug auf die Figur des Pentheus
- Das Verhältnis zwischen den beiden Motiven, insbesondere im Hinblick auf ihre Ausdrucksweisen und ihre Wechselwirkung
- Die Bedeutung der Inszenierungsmittel, wie z. B. Bühnenbild, Musik, Kostüme und Beleuchtung
- Der Konflikt zwischen rationaler und irrationaler Kraft im Kontext der Inszenierung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem Motiv des göttlichen Wahnsinns und untersucht die Darstellung dieser Thematik in der Inszenierung. Anhand des Prologs des Dionysos wird ein detaillierter Einblick in die Umsetzung dieses Motivs gegeben.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Motiv der menschlichen Besessenheit, das im Zusammenhang mit der Figur des Pentheus beleuchtet wird. Der Eingangsmonolog des Pentheus dient als Beispiel, um die Ausdrucksweise dieses Motivs zu analysieren.
Im dritten Kapitel wird das Verhältnis zwischen den beiden Motiven in zwei ausgewählten Szenen betrachtet. Dabei wird analysiert, wie sich göttlicher Wahnsinn und menschliche Besessenheit in ihrer Ausdrucksweise ergänzen und miteinander interagieren.
Schlüsselwörter
Diese Inszenierungsanalyse befasst sich mit den Schlüsselbegriffen "göttlicher Wahnsinn", "menschliche Besessenheit", "Inszenierungsanalyse", "Klaus Michael Grüber", "Bakchen", "Dionysos", "Pentheus", "Theater", "Inszenierung", "Motiv", "Verhaltensmuster", "Sprachduktus", "Kinesik", "Paralinguistik", "Interkorrelationsverhältnis", "rational", "irrational".
- Arbeit zitieren
- Sarah Schneider (Autor:in), 2007, Göttlicher Wahnsinn und menschliche Besessenheit in Klaus Michael Grübers Inszenierung "Die Bakchen" an der Schaubühne am Halleschen Ufer 1974, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162413