Am 10. Januar 2008 veröffentlichte das International Accounting Standards Board (IASB) die Neufassung von IFRS 3 „Business Combinations“. Der überarbeitete Standard ist Teil des mit dem Financial Accounting Standards Board durchgeführten Projekts „Business Combinations Phase II“, welches zueiner Weiterentwicklung der Rechnungslegungsvorschriften bei Unternehmenszusammenschlüssen
und gleichzeitig zum Erreichen einer Konvergenz zwischen den International Financial Reporting Standards (IFRS) und den
United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP) in diesem Regelungsbereich führen soll. Anzuwenden sind die neuen Regelungen prospektiv auf Unternehmenszusammenschlüsse, bei denen der Akquisitionszeitpunkt in einem Geschäftsjahr liegt, das nach dem 1. Juli 2009 beginnt.
Dem IFRS 3 liegt ein Ansatzprinzip (Recognition Principle) zugrunde, bei dem zunächst sämtliche Vermögenswerte und Schulden sowie die Anteile nicht-kontrollierender Gesellschafter des akquirierten Unternehmens zu erfassen sind. Grundsätzlich sind alle im Rahmen des Unternehmenszusammenschlusses erworbenen Vermögenswerte und Schulden mit ihrem beizulegenden Zeitwert (Fair Value) zu bewerten. Schwierigkeiten bereitet in diesem Zusammenhang regelmäßig die Bestimmung des beizulegenden Zeitwerts von immateriellen Vermögenswerten, für die aufgrund ihrer Einzigartigkeit
meist keine Marktpreise beobachtet bzw. Marktpreise über Vergleichsverfahren approximiert werden können. In diesem Fall kommen vorwiegend kapitalwertorientierte Bewertungsmodelle zum Einsatz, denen die Annahme zugrunde liegt, dass sich der Wert eines immateriellen Vermögenswerts aus dessen Eigenschaft ergibt, zukünftig in der Form von Cash Flows Ertragskraft zu generieren.
Zudem gewährt IFRS 3 ein Wahlrecht, die Anteile nicht kontrollierender Gesellschafter mit ihrem beizulegenden Zeitwert zu bewerten. Wird von dem Wahlrecht Gebrauch gemacht, wird der auf die Minderheiten entfallende Goodwill aufgedeckt und es kommt zu einer Goodwillbilanzierung in der Ausprägung des Full-Goodwill-Konzepts. Werden die Eigenkapitalinstrumente eines Unternehmens nicht öffentlich gehandelt, kann die Bewertung der Anteile nicht-kontrollierender Gesellschafter zum Fair Value prinzipiell
über mehrere Bewertungsmethoden erfolgen, die in der vorliegenden
Arbeit beschrieben werden.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung und Gang der Untersuchung
- Zweck und Funktion der Rechnungslegung
- Notwendigkeit der Rechnungslegung aus Gründen der Effizienz
- Das Rechnungslegungskonzept nach IFRS
- Die Vermittlung entscheidungsnützlicher Informationen als Subzweck der IFRS
- Rechnungslegungsgrundsätze der IFRS
- Informative Bilanz(-positionen)
- Der beizulegende Zeitwert als zentraler Wertmaßstab im Rahmen eines Unternehmenszusammenschlusses nach IFRS 3
- Theoretisch mögliche Ausprägung des beizulegenden Zeitwerts
- Das IASB Diskussionspapier „Fair Value Measurements\" des IASB als konzeptionelle Grundlage zur Ermittlung des beizulegenden Zeitwerts
- Definition des Fair Value
- Bewertungsgrundsätze
- Fair Value Hierarchie
- Ermittlung des Fair Value
- Der Market Approach
- Der Cost Approach
- Der Income Approach
- Verfahren der Barwertermittlung
- Traditioneller Ansatz
- Expected-Cash Flow-Ansatz
- Der Anwendungsbereich des beizulegenden Zeitwerts im Rahmen eines Unternehmenszusammenschlusses nach IFRS 3
- Ausgewählte Bewertungsprobleme im Rahmen eines Unternehmenszusammenschlusses nach IFRS 3
- Erstbewertung von immateriellen Vermögenswerten
- Ermittlung der vermögenswertspezifischen Kapitalisierungszinssätze
- Isolierung der Cash Flows
- Methode der Lizenzpreisanalogie
- Mehrgewinnmethode
- Residualwertmethode
- Bewertung von Anteilen nicht-kontrollierender Gesellschafter mit ihrem beizulegenden Zeitwert
- Direct Comparison Approach
- Discounted Cash Flow-Verfahren
- Kritische Würdigung im Rahmen einer Zweckmäßigkeitsanalyse
- Entscheidungsnützlichkeit der Aktivierungs- und Bewertungskonzeption von immateriellen Vermögenswerten nach IFRS 3
- Die Aktivierungskonzeption
- Entscheidungsrelevanz
- Verlässlichkeit
- Die Bewertungskonzeption
- Das Interdependenzproblem und die Frage nach der Bewertungseinheit
- Entscheidungsrelevanz von über Kapitalwertverfahren simulierten Marktpreisen
- Verlässlichkeit von über Kapitalwertverfahren simulierten Marktpreisen
- Ermessensspielräume bei der Bestimmung der vermögenswertspezifischen Kapitalisierungszinssätze
- Ermessensspielräume und Abgrenzungsprobleme bei der Isolierung der Cash Flows
- Entscheidungsnützlichkeit der Full Goodwillbilanzierung nach IFRS 3
- Entscheidungsrelevanz der Full Goodwillbilanzierung
- Verlässlichkeit der Full Goodwillbilanzierung
- Vergleichbarkeit der Full Goodwillbilanzierung
- Bewertung immaterieller Vermögenswerte
- Anwendung des beizulegenden Zeitwerts
- IFRS 3 und Unternehmenszusammenschlüsse
- Kritik und Zweckmäßigkeitsanalyse
- Entscheidungsrelevanz und Verlässlichkeit von Bewertungsansätzen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Analyse von Bewertungsproblemen im Rahmen eines Unternehmenszusammenschlusses nach der Neufassung von IFRS 3. Dabei wird der Fokus auf die Anwendung des beizulegenden Zeitwerts als zentraler Wertmaßstab gelegt. Die Arbeit untersucht die theoretischen Grundlagen des beizulegenden Zeitwerts sowie die praktischen Herausforderungen bei der Bewertung immaterieller Vermögenswerte und der Anteile nicht-kontrollierender Gesellschafter.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Problemstellung der Arbeit und stellt den Gang der Untersuchung dar. Kapitel 2 beschäftigt sich mit Zweck und Funktion der Rechnungslegung, insbesondere mit dem Rechnungslegungskonzept nach IFRS. Kapitel 3 analysiert den beizulegenden Zeitwert als zentralen Wertmaßstab im Rahmen eines Unternehmenszusammenschlusses nach IFRS 3. Die theoretischen Grundlagen des beizulegenden Zeitwerts werden erörtert, und es werden verschiedene Bewertungsansätze vorgestellt.
Kapitel 4 beleuchtet ausgewählte Bewertungsprobleme im Rahmen eines Unternehmenszusammenschlusses nach IFRS 3. Dabei werden die Erstbewertung von immateriellen Vermögenswerten und die Bewertung von Anteilen nicht-kontrollierender Gesellschafter mit ihrem beizulegenden Zeitwert näher betrachtet. Kapitel 5 führt eine kritische Würdigung der Aktivierungs- und Bewertungskonzeption von immateriellen Vermögenswerten nach IFRS 3 durch. Die Entscheidungsnützlichkeit der Full Goodwillbilanzierung nach IFRS 3 wird ebenfalls untersucht.
Schlüsselwörter
IFRS 3, Unternehmenszusammenschluss, beizulegender Zeitwert, immaterielle Vermögenswerte, Bewertungsprobleme, Goodwillbilanzierung, Entscheidungsnützlichkeit, Verlässlichkeit.
- Quote paper
- Frederik Heise (Author), 2008, Ausgewählte Bewertungsprobleme im Rahmen eines Unternehmenszusammenschlusses nach der Neufassung von IFRS 3, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162437