Der 1809 publizierte Roman „Die Wahlverwandtschaften“ von Johann Wolfgang von Goethe entstand in einer Zeit der Auseinandersetzung mit den Ereignissen der Französischen Revolution, welche, mitsamt ihren Folgen, die Chemie in der Vorstellung dessen revolutionierte, was bislang als Leben definiert war. Traditionelle Wertgefüge wie Ehe und Familie, Kirche, Ständeordnung und Staatsverfassungen haben ihren inneren Zusammenhalt verloren, sind zerfallen, „organisierten sich anders und bildeten neue Konstellationen unter veränderten Strukturen aus – eben „Wahlverwandtschaften“ nach Naturnotwendigkeit und freier Willensentscheidung“(Selbmann, Rolf. Auf den Menschen reimt sich die Natur. Über das Verhältnis von Chemie und Literatur im 19. Jahrhundert, in: Euphorion, Zeitschrift für Literaturgeschichte, Band 90, Heidelberg 1996). Das Leben, die Zeit des Umbruchs, hat sich also auch auf die Chemie ausgewirkt. In der hier vorliegenden Arbeit „Goethes Wahlverwandtschaften: Das Gleichnisgespräch als Modell des Romans“ soll nun herausgearbeitet werden, dass Goethe die chemische Wahlverwandtschaft als Muster für die menschlichen Beziehungen in seinem Werk vor Augen hatte.
Geklärt werden soll nun im Folgenden, ob das Gleichnisgespräch als Modell der Wahlverwandtschaften herhalten kann oder ob es sich, wie in der Sekundärliteratur immer wieder erwähnt, um einen Ehe- oder Ehebruchsroman handelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Goethes naturwissenschaftlichen Ansichten
- Die chemische Gleichnisrede
- Wahlverwandtschaft: Die chemische Theorie
- Das Gleichnisgespräch: Menschliche Beziehungen
- Exkurs: Der Narziss-Mythos
- Die Gleichnisrede mit Blick auf das Gesamtwerk: Die Zahl vier
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der chemischen Gleichnisrede in Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften“ und beleuchtet, ob sie als Modell für das gesamte Werk verstanden werden kann. Die Analyse befasst sich mit Goethes naturwissenschaftlichen Ansichten und deren Einfluss auf seinen literarischen Stil.
- Die Verbindung zwischen Naturwissenschaft und Literatur in Goethes Werk.
- Die Bedeutung der chemischen Wahlverwandtschaft als Metapher für menschliche Beziehungen.
- Die Rolle des Gleichnisgesprächs als Entwurf oder Absicht für den gesamten Roman.
- Die Analyse der Zahl vier im Roman und ihre mögliche Verbindung zur Gleichnisrede.
- Die Frage, ob das Gleichnisgespräch als Modell für die Wahlverwandtschaften herhalten kann.
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel gibt einen Überblick über Goethes naturwissenschaftliche Überlegungen, insbesondere in Bezug auf die außerchemischen Forschungen, die für die Wahlverwandtschaften relevant sind. Das dritte Kapitel untersucht die chemische Gleichnisrede, beginnend mit der chemischen Theorie der „Wahlverwandtschaft“ und anschließend der Analyse der menschlichen Beziehungen im Roman. Der Narziss-Mythos wird in einem Exkurs betrachtet. Das vierte Kapitel analysiert die Bedeutung der immer wieder auftauchenden Zahl vier im Roman und ihre mögliche Verbindung zur Gleichnisrede.
Schlüsselwörter
Goethes naturwissenschaftliche Ansichten, chemische Gleichnisrede, Wahlverwandtschaften, Gleichnisgespräch, Narziss-Mythos, Zahl vier, Modell des Romans, Einheit von Wissenschaft und Literatur, menschliche Beziehungen, Literaturanalyse.
- Arbeit zitieren
- Katrin Bänsch (Autor:in), 2008, Das Gleichnisgespräch als Modell des Romans "Wahlverwandtschaften" von Goethe unter Berücksichtigung der Zahl vier, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162465