Als grundlegend für den Staat Israel auf dem Gebiet Palästinas muss die zionistische Bewegung ge-nannt werden, deren Denker, unter anderem Theodor Herzl (Der Judenstaat), einen eigenen „Staat der Juden“ anstrebten. Das bezogen die meisten jedoch nicht auf den religiösen Begriff des Judentums, sondern auf den Begriff eines Volkes.1 Bereits in der Unabhängigkeitserklärung finden sich jedoch In-dizien dafür, dass der Begriff „jüdisch“ in diesem Kontext auch religiöse Aspekte umfasst.2 Bei der Staatsgründung selbst wurden aufgrund des hohen Konfliktpotentials klare und endgültige Festlegun-gen im Verhältnis zwischen Staat und Religion zugunsten einer schnellen Bildung des politischen Sys-tems weitestgehend ausgespart, in einigen Aspekten jedoch den religiösen Stimmen empfindliche Zu-geständnisse gemacht- mit weitreichenden Konsequenzen.3 Nach wie vor findet in der Innenpolitik ein hart geführtes Ringen um religiöse Standpunkte, ihre säkularen Gegenpole und intensive Streitigkeiten innerhalb der jüdischen Religion statt. Anhand der brisanten Frage „Wer ist Jude?“ werde ich versu-chen, einige Konfliktlinien im Verhältnis zwischen Staat und Religion darzustellen. Die Frage tangiert dabei sowohl die Kontroverse unter den verschiedenen religiösen Strömungen um die Vormachstel-lung im Vertretungsanspruch des Judentums überhaupt, als letztlich auch das demokratische Grund-konzept Israels. Beispielhaft soll hier die Relevanz dieses Streitpunktes am Beispiel seiner Auswir-kungen auf Einwanderung, auf die Definition des Verhältnisses von Staat und Religion, und auf das Personenstandsrecht untersucht werden.
Unter den Gesichtspunkten des Säkularisierungstheorems von Willems und Minkenberg wird heraus-zufinden sein, inwiefern Israel als säkularer Staat bezeichnet werden kann bzw. säkulare Tendenzen aufweist. Dabei werde ich mich um ein realisierbares Untersuchungsraster anlegen zu können gemäß der Eingangsfrage auf die innerjüdischen Aspekte beschränken.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Säkularisierungstheorem nach Willems / Minkenberg
- Institutionelle und politische Kontextbedingungen
- Wer ist Jude?
- Auswirkungen auf die Einwanderung und die Stellung als Staatsbürger
- Auswirkungen auf die Frage des Verhältnisses von Staat und Religion
- Auswirkungen auf die Personenstandsangelegenheiten & den Status religiöser Gemeinschaften
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Frage „Wer ist Jude?“ im Kontext des Verhältnisses von Staat und Religion in Israel. Sie zielt darauf ab, die Auswirkungen dieser Kontroverse auf die Einwanderung, die Definition des Verhältnisses von Staat und Religion sowie auf das Personenstandsrecht zu untersuchen. Dabei wird das Säkularisierungstheorem von Willems und Minkenberg kritisch beleuchtet, um zu beurteilen, inwieweit Israel als säkularer Staat bezeichnet werden kann.
- Die Entwicklung und der Einfluss der zionistischen Bewegung auf die Staatsgründung Israels
- Die Bedeutung des Verhältnisses zwischen Staat und Religion in Israel
- Die unterschiedlichen Auslegungen des Begriffs "jüdisch" im Kontext von Einwanderung und Staatsbürgerschaft
- Die Kontroversen um die Machtverteilung und den Einfluss der religiösen Strömungen in Israel
- Die Auswirkungen der Kontroverse "Wer ist Jude?" auf das Personenstandsrecht und die Stellung religiöser Gemeinschaften in Israel
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit führt in die Problematik des Verhältnisses zwischen Staat und Religion in Israel ein und beleuchtet die Bedeutung der Frage „Wer ist Jude?“ im Kontext der Staatsgründung und der zionistischen Bewegung.
- Das Säkularisierungstheorem nach Willems / Minkenberg: Dieses Kapitel analysiert das Säkularisierungstheorem, seine Kernpunkte und seine kritischen Ansätze, um den theoretischen Hintergrund der Untersuchung zu schaffen.
- Institutionelle und politische Kontextbedingungen: Dieses Kapitel untersucht die politischen und institutionellen Rahmenbedingungen in Israel, insbesondere das Fehlen einer Verfassung und die daraus resultierenden Herausforderungen im Umgang mit religiösen Fragen.
- Wer ist Jude?: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen der Kontroverse "Wer ist Jude?" auf die Einwanderung, das Verhältnis zwischen Staat und Religion sowie auf das Personenstandsrecht. Es beleuchtet dabei die unterschiedlichen Positionen der religiösen Strömungen in Israel und deren Einfluss auf die staatliche Politik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Staat und Religion, Säkularisierung, zionistische Bewegung, "Wer ist Jude?", Kontroverse, Einwanderung, Personenstandsrecht, Halacha, religiöse Strömungen, Orthodoxie, Ultra-Orthodoxie, Status-Quo-Vereinbarung, Israel. Die zentralen Themen sind die Herausforderungen der Säkularisierung in Israel und die Interdependenz zwischen Staat und Religion, besonders im Kontext der Kontroverse um die Definition von "jüdisch".
- Arbeit zitieren
- Sebastian Haupt (Autor:in), 2010, Wer ist Jude? , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162481