1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit behandelt den vom späten Wittgenstein aufgeworfenen Themenkomplex des Sprachspiels und die damit verbundene Frage, welche Sätze gewiss sind. Dabei wird der Status von Gewissheit an vier unterschiedlichen Ebenen der menschlichen Realität herausgestellt. Es wird ferner darauf eingegangen, ob bzw. inwieweit Wittgenstein den radikalen Skeptizismus innerhalb dieser vier Ebenen gewähren lässt.
Diese Hausarbeit richtet sich nach folgender Skizze:
[Diese Skizze fehlt in dieser Vorschau.]
Diese Zeichnung veranschaulicht einen Teil der menschlichen Realität, welche in Über Gewißheit ausgelesen werden kann. Das Pyramiden-Diagramm ist derart angeordnet, dass die untere Stufe die Grundlage für die nächstobere Stufe symbolisiert. Je weiter man sich von der Spitze entfernt, desto höher ist der Grad der Gewissheit. Außerdem zeigt das Diagramm, welcher Art der Zweifel bezüglich der vier in der Pyramide aufgezeichneten Stufen ist. Die geologischen Begriffe in Klammern verweisen auf Wittgensteins Fluss-Metapher, die insbesondere in Kapitel 2.3.2. beleuchtet werden. Links neben der Pyramide befindet sich ein nach oben hin transparent werdende Balken. Dieser repräsentiert den Grad der Gewissheit von Weltbildsätzen und bezieht sich auf die Sprachspiele als Systeme des Wissens und auf das System des Glaubens.
Im ersten Kapitel Sprachspiel wird eine kleine Einführung zum Begriff ‚Sprachspiel‘ gegeben. Dabei rücken auch pragmatische Aspekte in den Vordergrund, die Wittgenstein in dieser Deutlichkeit als erster formulierte. Um die Tragweite der Sprachspielkonzeption zu veranschaulichen, wird im nächsten Kapitel selbst die Mathematik als bloßes Sprachspiel ausgewiesen. Wittgenstein lehnt ein in der Welt existierendes apriorisches Prinzip ab und legt dar, dass nicht einmal die Logik einen universellen Charakter besitzt, weil sie lediglich nach unseren Bedürfnissen und Wünschen konzipiert wurde. In Kapitel 2.1.3. wird anhand der Erkenntnis, dass Wissensaussagen prinzipiell in Kontexte eingebunden sind, der radikale Skeptizismus widerlegt. Es wird belegt, dass der cartesianische Zweifel nicht durchführbar ist, weil jeder Zweifel unbezweifelbare Voraussetzungen beinhaltet. Das Kapitel Wann kann von Wissen gesprochen werden? bezieht sich auf die Spitze der Pyramide, den Wissenssätzen. Um das Wissen definitorisch einzurahmen, werden Wissenssätze durch Glaubenssätze kontrastiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Sprachspiele als Systeme des Wissens
- Sprachspiel
- Die Mathematik als bloßes Sprachspiel
- Der Zweifel an Sprachspielen als Systeme des Wissens
- Wissensaussagen
- Wann kann von Wissen gesprochen werden?
- Der Zweifel an Wissensaussagen
- System des Glaubens
- Weltbild
- Was hat unser Weltbild mit einer Mythologie und einem Flussbett zu tun?
- Entstehung von Gewissheit
- Entstehung von Gewissheit durch häufige Übereinstimmung bzw. Überprüfung
- Entstehung von Gewissheit durch Überzeugung
- Entstehung von Gewissheit durch Abrichtung
- Der Zweifel am Weltbild
- Können tatsächlich alle Weltbildsätze in Sprachspiele überführt werden?
- Handeln
- Handeln als letzte Instanz unseres Weltbildes und dessen Sprachspielen
- Der Zweifel am Handeln
- Sprachspiele als Systeme des Wissens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit befasst sich mit dem von Ludwig Wittgenstein aufgeworfenen Themenkomplex des Sprachspiels und der Frage nach der Gewissheit von Sätzen. Sie untersucht den Status der Gewissheit auf vier unterschiedlichen Ebenen der menschlichen Realität und analysiert, ob und inwieweit Wittgenstein den radikalen Skeptizismus auf diesen Ebenen zulässt.
- Die Rolle des Sprachspiels in der Konstruktion von Wissen
- Die Grenzen des Zweifels und die Bedeutung von Glaubenssätzen
- Das Weltbild als Fundament von Erkenntnis und die Möglichkeit seiner Veränderung
- Die Verbindung von Handeln und Gewissheit
- Die Frage nach der Gültigkeit von Weltbildsätzen und die Unhintergehbarkeit von grundlegenden menschlichen Handlungsweisen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in den Begriff "Sprachspiel" und zeigt dessen Bedeutung für Wittgensteins Philosophie. Sie beleuchtet die pragmatischen Aspekte des Sprachspiels und demonstriert am Beispiel der Mathematik, dass auch diese Disziplin als ein Sprachspiel betrachtet werden kann. Dabei widerlegt Wittgenstein den radikalen Skeptizismus, indem er zeigt, dass jeder Zweifel bereits auf unbezweifelbaren Voraussetzungen beruht.
Im weiteren Verlauf untersucht die Arbeit die Beziehung zwischen Wissen und Glauben und stellt fest, dass der Zweifel eine notwendige Bedingung für das Wissen darstellt, während Glaubenssätze per Definitionem jedem Irrtum für die eigene Person entziehen.
Das Kapitel über das Weltbild erklärt, wie dieses als Fundament von Erkenntnis und Wahrheitsfindung fungiert. Dabei werden zwei Gleichnisse, die Mythologie und das Flussbett, herangezogen, um die Flexibilität und Unveränderbarkeit von Weltbildsätzen zu verdeutlichen. Es wird zudem untersucht, wie sich Gewissheit durch Erfahrung, Überzeugung und Abrichtung entwickelt.
Die Arbeit geht abschließend auf die Frage ein, ob alle Weltbildsätze in Sprachspiele überführt und somit bezweifelbar werden können. Dabei werden verschiedene Interpretationen und Einwände diskutiert, die sowohl für als auch gegen die Möglichkeit einer vollständigen Relativierung von Weltbildsätzen sprechen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe "Sprachspiel", "Gewissheit", "Weltbild", "Handeln", "Zweifel" und "Glauben" im Kontext der späten Philosophie von Ludwig Wittgenstein. Sie beleuchtet die Bedeutung dieser Begriffe für die Konstruktion von Wissen und die Grenzen von Erkenntnis. Besondere Aufmerksamkeit wird der Frage gewidmet, inwieweit Wittgenstein den radikalen Skeptizismus auf den verschiedenen Ebenen der menschlichen Realität akzeptiert oder widerlegt.
- Quote paper
- Markus Garth (Author), 2010, Der Status der Gewissheit beim späten Wittgenstein, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162631