1. Einleitung
Richard Rorty charakterisiert seine eigene philosophische Position als Neopragmatismus. Im Unterschied zum klassischen Pragmatismus bezieht der Neopragmatismus den ‚linguistic turn‘ mit ein, den der frühe Wittgenstein in den 20er Jahren mit dem Werk Tractatus logico-philosophicus vollzog. Dieser postuliert, dass alle Erkenntnis in der Sprache liege. Rorty versteht insgesamt unter dem Neopragmatismus die sprachphilosophisch orientierte Weiterentwicklung des klassischen Pragmatismus, der besonders in Verbindung mit Charles Sanders Peirce, William James und John Dewey gebracht wird. In seinem Hauptwerk Der Spiegel der Natur verwirft er das traditionelle Bild, welches das Bewusstsein als einen Spiegel der Natur ansieht. Dieser Spiegel kann höchstens reflektieren, jedoch nicht die Wirklichkeit wiedergeben. Damit aber sei auch eine Suche nach Wahrheiten und sogar Gewissheiten unsinnig. Vielmehr kommt es darauf an, unanfechtbare Argumente zu suchen und diese in das zivilisatorische Gespräch der Menschheit einzubringen.
Im ersten Kapitel des Hauptteils geht es allgemein um Rortys Auffassung von Sprache. Diese wird nicht als Darstellung irgendwelcher Sachverhalte gesehen, sondern als ein Verbund von Metaphern, welches auf einer Glücks- und Nützlichkeitsmaximierung gerichtet ist. Im Kapitel ‚Die Grundlage von Sprache‘ wird die Ablehnung der Korrespondenztheorie an einem Beispiel gezeigt. Im dritten Kapitel wird die Sprache in Beziehung zum Wahrheitsbegriff gesetzt. Es wird gezeigt, dass Wahrheit stets im Rahmen von Sprache zu betrachten ist. Inwiefern unsere Wahrheitsauffassung mit unserem Weltbild zusammenhängt, wird im nächsten Kapitel beleuchtet. Im Absatz 2.5. wird die Bedeutung der Hermeneutik erörtert als konstruktive Methode zu einem gemeinsamen Verständnis zu gelangen, um eine bessere Zukunft zu kreieren. Im Kapitel ‚Die Rolle des Negativismus‘ wird der Einwand abgewiesen, Pragmatismus führe zwangsläufig auf einen Relativismus hinaus. Außerdem werden einige wichtige Begriffe unter das Licht des Pragmatismus gestellt. Im letzten Teil wird auf den Begriff der Rechtfertigung verwiesen, welcher gut zum hermeneutischen System passt. Insgesamt wird Rortys Wahrheitsverständnis in allen Kapiteln nach und nach aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, um das ganze Spektrum seiner Wahrheitsauffassung zu erfassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Rortys Sprachauffassung
- Die Grundlage von Sprache
- Die Beziehung von Wahrheit und Sprache
- Die Beziehung von Wahrheit und Weltbild
- Die Hermeneutik als Rahmen der Wahrheit
- Die Rolle des Negativismus
- Der Begriff der Rechtfertigung und die abschließende Frage, was noch als Wahrheit im Neopragmatismus von Rorty gilt
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Rortys Neopragmatismus und untersucht, wie sich der Wahrheitsbegriff in dieser philosophischen Position darstellt. Rorty greift dabei auf die Sprachauffassung von Nietzsche und Davidson zurück und entwickelt daraus ein Verständnis von Sprache als einem evolutionären Prozess, der sich nicht auf eine objektive Wirklichkeit bezieht.
- Rortys Sprachauffassung und die Ablehnung der Korrespondenztheorie
- Die Rolle der Sprache in der Konstruktion von Wahrheit
- Die Beziehung zwischen Wahrheit und Weltbild
- Die Bedeutung der Hermeneutik für das Verständnis von Wahrheit
- Der Einwand des Relativismus und die Rolle des Negativismus im Neopragmatismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel führt in Rortys Neopragmatismus ein und stellt die Grundzüge seiner Position dar. Es wird der Unterschied zwischen dem klassischen und dem neopragmatischen Ansatz hervorgehoben.
- Rortys Sprachauffassung: Hier wird Rortys Verständnis von Sprache erläutert, die er nicht als ein Medium der Informationsübermittlung, sondern als ein vermittelndes Element zwischen dem Ich und der Welt sieht. Sprache wird als ein System von Metaphern betrachtet, das der Evolution unterliegt.
- Die Grundlage von Sprache: In diesem Kapitel wird die Korrespondenztheorie der Wahrheit anhand des Beispiels der Zahl 17 widerlegt. Rorty argumentiert, dass die Bedeutung von Wörtern sich lediglich aus anderen Wörtern ergibt.
- Die Beziehung von Wahrheit und Sprache: Rorty verdeutlicht, dass Wahrheit nicht ohne Sprache existieren kann und dass Zustände in der Welt nicht wahr oder falsch sein können, sondern nur Beschreibungen der Welt. Er geht dabei auch auf die Bedenken von Realisten ein.
- Die Beziehung von Wahrheit und Weltbild: In diesem Abschnitt wird untersucht, wie unsere Wahrheitsauffassung mit unserem Weltbild zusammenhängt und wie die Sprache dazu beiträgt, unser Weltbild zu formen.
- Die Hermeneutik als Rahmen der Wahrheit: Dieses Kapitel erläutert die Bedeutung der Hermeneutik als konstruktive Methode, um zu einem gemeinsamen Verständnis zu gelangen und eine bessere Zukunft zu gestalten.
- Die Rolle des Negativismus: Hier wird der Einwand abgewiesen, dass der Pragmatismus zwangsläufig auf einen Relativismus hinausführt. Rorty zeigt, dass der Pragmatismus nicht dazu führt, alle Wahrheitsansprüche als gleichwertig anzusehen.
- Der Begriff der Rechtfertigung und die abschließende Frage, was noch als Wahrheit im Neopragmatismus von Rorty gilt: In diesem Kapitel wird der Begriff der Rechtfertigung untersucht und in Beziehung zum hermeneutischen System gesetzt. Es wird deutlich, wie sich Rortys Wahrheitsverständnis aus verschiedenen Perspektiven ergibt.
Schlüsselwörter
Neopragmatismus, Richard Rorty, Sprache, Wahrheit, Korrespondenztheorie, Hermeneutik, Relativismus, Negativismus, Rechtfertigung, Weltbild, Metapher, Evolution.
- Arbeit zitieren
- Markus Garth (Autor:in), 2008, Was gilt noch Wahrheit im Neopragmatismus von Rorty?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162635