Dass Verbrecher von edler Gesinnung seien, gehört wohl zu den Eigenschaften, die man Gesetzesbrechern am wenigsten zuschreiben würde; schließlich haben sie gegen die Regeln der Gemeinschaft verstoßen, wurden verfolgt, verurteilt und bestraft. Lediglich dem Heldentypus des Robin Hood, der von den Reichen nimmt und den Armen gibt, will man etwas Edles zugestehen. Auch in unseren heutigen Tagen sind Stereotype gegenüber Verurteilten weit verbreitet, sodass die Themen der zu verhandelnden Texte an Aktualität nichts verloren haben.
Im Rahmen dieser Arbeit soll der Versuch unternommen werden, zwei Kriminalerzählungen der Aufklärung zu vergleichen; zum einen Verbrecher aus Infamie von Friedrich Schiller und zum anderen Geschichte einer Verbrecherin, die es wahrscheinlicherweise vor Gottes Augen weit weniger war als nach den bürgerlichen Gesetzen von August Gottlieb Meißner. Dabei erscheint es sinnvoll, zunächst die Darstellung des Verbrechens zu betrachten, um sich anschließend den Tätern, deren Motiven und Schuld zuzuwenden. Weiterhin ist zu analysieren, wie das Verbrechen literarisch inszeniert wird, um als letzten Aspekt die wirkungsästhetische Absicht der Texte zu untersuchen. Beide Texte gehören zu den frühen Kriminalerzählungen der deutschen Literatur, deren Vorläufer die Schriften des französischen Juristen François Gayot de Pitaval waren. Pitaval fertigte eine Kollektion realer Rechtsfälle an und so wurde sein Name zu einem Gattungsbegriff für Sammlungen solcher Fallbeschreibungen. Die Ausführungen in Fachprosa beginnen „im Prozeß der Verschriftlichung (vor)literarische Züge anzunehmen“ . In eben diesem Umfeld sind auch die zu vergleichenden Texte zu verorten, wobei Meißner Schiller voranzustellen ist; er gilt als Begründer der deutschen Kriminalgeschichten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Darstellung des Verbrechens
- Die Täter - Motive und Schuld
- Literarische Inszenierung
- Wirkungsästhetische Absicht
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit vergleicht zwei Kriminalerzählungen der Aufklärung: „Verbrecher aus Infamie“ von Friedrich Schiller und „Geschichte einer Verbrecherin, die es wahrscheinlicherweise vor Gottes Augen weit weniger war als nach den bürgerlichen Gesetzen“ von August Gottlieb Meißner. Ziel ist es, die Darstellung des Verbrechens, die Motive und Schuld der Täter, die literarische Inszenierung sowie die wirkungsästhetische Absicht beider Texte zu analysieren.
- Darstellung des Verbrechens und die Bedeutung der Täter- und Motivbeschreibung
- Literarische Inszenierung und der Vergleich zu anderen Kriminalgeschichten der Zeit
- Wirkungsästhetische Absicht und die Rolle des Lesers
- Vergleich der beiden Texte im Kontext der Aufklärung
- Die Bedeutung der Frühformen der Kriminalerzählung in der deutschen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die beiden zu vergleichenden Kriminalerzählungen von Schiller und Meißner vor und erläutert die Relevanz des Themas in der damaligen und heutigen Zeit.
- Darstellung des Verbrechens: Dieser Abschnitt beschreibt die konkreten Verbrechen, die in den beiden Erzählungen dargestellt werden. Dabei wird der Fokus auf die Bedeutung der Täter- und Motivbeschreibung gelegt und die Rolle der Ermittlung im Vergleich zu anderen Kriminalgeschichten der Zeit betrachtet.
- Die Täter - Motive und Schuld: In diesem Kapitel werden die Motive und die Schuld der Täter analysiert. Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung des Verbrechens und der Frage, ob es sich um bewusste Entscheidungen oder um eine Folge von Umständen handelt.
- Literarische Inszenierung: Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der literarischen Gestaltung der Verbrechen in den beiden Erzählungen. Der Vergleich mit anderen Kriminalgeschichten der Zeit und die Frage nach der Absicht des Autors stehen im Vordergrund.
- Wirkungsästhetische Absicht: Dieser Teil der Arbeit untersucht die wirkungsästhetische Absicht der beiden Texte. Die Analyse fokussiert auf die Rolle des Lesers und die Frage, wie die Erzählungen auf ihn wirken sollen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Kriminalerzählung, Aufklärung, Verbrechensdarstellung, Tätermotive, Schuld, literarische Inszenierung, Wirkungsästhetik, Friedrich Schiller, August Gottlieb Meißner, "Verbrecher aus Infamie", "Geschichte einer Verbrecherin", Gattungsgeschichte, Vergleichende Literaturwissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Thomas von Pluto-Prondzinski (Autor:in), 2009, Verbrecher mit edler Seele, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162650