Am 7. Februar 2002 wurde in Bamako kurz vor dem Halbfinale des Afrika-Cups – dem afrikanischen Pendant zur Fußball-Europameisterschaft – der Torwarttrainer Kameruns, Thomas Nkono, von Polizisten wegen versuchter schwarzer Magie verhaftet. Damit steht er innerhalb der Religionsgeschichte in einer mindestens 2500 Jahre alten Tradition. Schon in der Antike versuchten Menschen, in allen Lebensbereichen ihre eigene Position zu stärken, einem Gegner zu schaden und dadurch eine Konkurrenzsituation zum eigenen Vorteil umzuwandeln. Dabei bedienten sie sich nicht selten der Hilfe übernatürlicher Mächte und magischer Instrumente. Zu diesen Hilfsmitteln gehörten die Fluchtafeln, die sog. defixionum tabellae. Die kleinen, vorwiegend aus Blei bestehenden Lamellentäfelchen, die chthonische Götter in den Dienst zwingen und Konkurrenten verfluchen sollten, haben von jeher bei Altertumswissenschaftlern Aufmerksamkeit erregt. Inzwischen liegen rund 1500 Exemplare vor, die in einem Zeitraum von ungefähr 1000 Jahren, nämlich vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis in das 6. Jahrhundert n. Chr., an verschiedenen Orten des griechisch-römischen Siedlungsgebietes gefunden worden sind. Vor allem um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde der Hauptteil der Tafeln studiert und veröffentlicht.
Im Folgenden soll zunächst versucht werden, antike Magie- und Religionsvorstellungen voneinander abzugrenzen, um eine eventuelle Zuordnung der Defixionen zu einem dieser Bereiche zu erleichtern, bevor Aufbau, Struktur und grundlegende inhaltliche Funktionen der Fluchtafeln untersucht werden, und der Versuch unternommen wird, ihre Verflechtung in ein rituelles Kommunikationsmuster zu erklären. Darauf aufbauend sollen einzelne Fluchbeispiele die gewonnenen Erkenntnisse verdeutlichen. In einem letzten Teil wird versucht, die Frage zu beantworten, ob die Fluchtafeln als Phänomene ritueller Wirklichkeit auch tatsächliche Wirkung zeigten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Magie und Religion in der Antike
- Tabellae Defixionum – Fluchtafeln in der antiken Welt
- Aufbau und Struktur
- Funktionen der Fluchtafeln
- Rituelle Handlung und Kommunikationssituation
- Fluchtafelbeispiele
- Wie effektiv waren die Fluchtafeln?
- Ergebnis der Untersuchung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die religionshistorischen und soziokulturellen Dimensionen der Verwendung von Fluchtafeln in der antiken Welt und bettet diese in den Kontext antiker Ritualpraxis ein.
- Abgrenzung von Magie und Religion in der Antike
- Aufbau und Struktur der Fluchtafeln
- Funktionen der Fluchtafeln in verschiedenen Bereichen des Lebens
- Die rituelle Handlung und Kommunikation bei der Verwendung von Fluchtafeln
- Die Effektivität von Fluchtafeln aus psychologischer und gesellschaftlicher Perspektive
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Hausarbeit und die Zielsetzung dar. Kapitel 2 beleuchtet die Frage nach der Abgrenzung von Magie und Religion in der antiken Welt und diskutiert verschiedene Theorien und Perspektiven. Kapitel 3 analysiert die Struktur und Funktionsweise der Fluchtafeln, unterteilt diese in verschiedene Kategorien und gibt Einblicke in die rituellen Handlungen und Kommunikationsprozesse, die mit ihrer Verwendung verbunden sind. Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Frage nach der Effektivität der Fluchtafeln und beleuchtet die zugrundeliegende Glaubensvorstellung der Antike. Im Ergebnis der Untersuchung werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst und die Bedeutung der Fluchtafeln für das Verständnis antiker Ritualpraxis und Konfliktbewältigung betont.
Schlüsselwörter
Fluchtafeln, Defixionum tabellae, Magie, Religion, Antike, Ritualpraxis, Schadenzauber, Unterwelt, Götter, Dämonen, Synkretismus, Kommunikationssituation, Effektivität, Psychologische Wirkung, Gesellschaftliche Bedeutung.
- Quote paper
- Joschka Riedel (Author), 2009, Defixionum tabellae – Fluchtafeln als Bestandteil antiker Ritualpraxis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162689