Frauenlobs Werke zeichnen sich in erster Linie durch ihre Einzigartigkeit aus. Der Dichter „entwirft eine Form des Frauenpreises als allgemeine ethische Lebenslehre“ , welche es ihm ermöglicht, den Frauenpreis aus einer wissenschaftlichen Perspektive anzugehen. Sein hoher Anspruch an die Dichtung spiegelt sich in seiner ästhetischen Sprache wider. Bildhäufungen und Neologismen verrätseln nicht nur die Sprache, sondern fordern ebenso ein umfassendes Vorwissen und Verständnisfähigkeit seitens des Rezipienten.
Im Gegensatz zu früheren Leichs enthält Frauenlobs Minneleich keine persönliche Minneklage. Vielmehr bildet dieser Leich einen allgemeinen Diskurs um das Wesen der Minne. Besonders interessant erscheint in diesem Zusammenhang das Auftreten unterschiedlicher Sprecherrollen, welche eine Neuerung innerhalb der Leichtradition des späten 13. Jahrhunderts darstellt. „Die […] Aufspaltung des lyrischen Ichs in zwei Ich-Rollen, die miteinander in einem Dialog kommunizieren, muß als singulär in der gesamten Leichliteratur erachtet werden.“
In den folgenden Ausführungen soll der im Minneleich dargestellte Dialog Dichter-Ich – Her Sin, der sich von Versikel 2 bis 7 vollzieht, im Mittelpunkt unserer Betrachtungen stehen. In diesem Zusammenhang soll zunächst ein Überblick über auftretende Sprecherrollen gegeben werden, bevor wir uns intensiv mit dem Dialog beschäftigen. Hierbei werden die Persönlichkeiten des Ichs und die seines personifizierten Verstandes näher analysiert. Des Weiteren werden die vom Sin aufgegriffenen kunsttheoretischen Konzepte näher erläutert und ihre Bedeutung für den Minneleich untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Differenzierung der Sprecherrollen
- Der Dialog Dichter-Ich - Her Sin
- Zum Problem der Redeverteilung
- Dichter-Ich
- Her Sin
- Das Bild der biblischen Esther
- Das Bild der Natura
- Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert Frauenlobs Minneleich, ein Minneleich, das sich von anderen Werken seiner Zeit durch die Verwendung unterschiedlicher Sprecherrollen und die Einbindung kunsttheoretischer Konzepte unterscheidet. Ziel ist es, den Dialog zwischen dem Dichter-Ich und Her Sin, dem personifizierten Verstand des Dichters, zu untersuchen und dessen Bedeutung für die Interpretation des Leichs zu beleuchten.
- Differenzierung der Sprecherrollen in Frauenlobs Minneleich
- Analyse des Dialogs zwischen Dichter-Ich und Her Sin
- Interpretation kunsttheoretischer Konzepte im Minneleich
- Die Bedeutung des "sinnic man" für das Verständnis des Leichs
- Die Einzigartigkeit von Frauenlobs Minneleich in der Leichtradition
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Besonderheiten von Frauenlobs Minneleich dar, insbesondere die Verwendung verschiedener Sprecherrollen und die Einbindung kunsttheoretischer Konzepte. Das Kapitel "Zur Differenzierung der Sprecherrollen" untersucht die verschiedenen Perspektiven im Leich, insbesondere den Dialog zwischen Dichter-Ich und Her Sin. Es beleuchtet die unterschiedlichen Sprechweisen und die Rolle des Sin als wissende Instanz. Das Kapitel "Der Dialog Dichter-Ich - Her Sin" analysiert den Dialog zwischen dem Dichter-Ich und Her Sin in Versikel 2 bis 7, wobei die Idealbilder des Weiblichen, die Her Sin verwendet, um den Frauenpreis zu verdeutlichen, im Fokus stehen.
Schlüsselwörter
Frauenlob, Minneleich, Sprecherrollen, Dialog, Dichter-Ich, Her Sin, Kunsttheorie, "sinnic man", Frauenpreis, Idealbild, Esther, Natura
- Quote paper
- Susann Schrödter (Author), 2010, Der Dialog Dichter-Ich – Her Sin in Frauenlobs "Minneleich", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162724