Vielfältige Ursachen innen- wie außenpolitischer Art hatten zur Abschaffung der Sklaverei in Hispanoamerika geführt, innerhalb einer Dekade wurden in sämtlichen Staaten des nördlichen Südamerika Gesetze erlassen welche die Sklaverei unter Strafe stellten. Die Sklaverei in den Amerikas unterschied sich von anderen unfreien Arbeitsformen der Weltgeschichte, da die afrikanischen Sklaven durch eine radikale Entwurzelung aus ihrer sozialen und geographischen Umwelt entrissen wurden.
In dieser Arbeit soll der Rassismus bezüglich der afrikanischstämmigen Bevölkerung in Kolumbien untersucht werden, dabei soll der Fokus auf die Zeit der Unabhängigkeitsbewegungen
Anfang des 19. Jahrhunderts gelegt werden, durch die unter der Führung von Simon Bolivar die Republik Großkolumbien geschaffen wurde. Wie später genauer dargelegt werden soll, setzte Bolivar die Abschaffung des Sklavenhandels durch und trieb die Entwicklung der Abolition zumindest voran. Jedoch ist seinen Äußerungen und denen der
politischen Elite dieser Zeit zu entnehmen, das diese Bestrebungen nicht von der Anerkennung einer gleichwertigen Würde der afrokolumbianischen Bevölkerung abhingen sondern andere Gründe hatten. Das Verbot des Sklavenhandels durch den Verfassungskongreß von Cúcuta im Jahre 1821, die Schaffung des "free-womb-law" und die Institution der "Juntas de manumisión" stellten erste Gesetzesänderungen in die Richtung der Abschaffung der Sklaverei dar. Die Umsetzung der Gesetze lief jedoch sehr schleppend und in manchen Regionen gar nicht ab. Bis 30 Jahre nach der Schaffung der Juntas wurden zum endgültigen Verbot der Sklaverei in Kolumbien 1852 nur wenige Sklaven freigelassen, diese Freilassungen jedoch häufig besonders stark durch Zeremonien und Festakte betont. Über die Jahre hinweg nahm jedoch die Anzahl der freien Afrokolumbianer zu, nicht zuletzt durch die öfter erfolgten Freilassungen von Sklaven durch den Militärdienst in der Befreiungsarmee, wenn sie denn überlebt hatten. Man kann schon vor 1852 von einem wesentlichen Anteil afrikanischstämmiger freier Menschen in der Demographie Kolumbiens sprechen. Doch wie wurden diese Menschen in das bestehende System der "Society of Castas" integriert? Wie wandelte sich der bestehende Rassismus gegenüber den ehemaligen Sklaven die durch das Erlangen einer Staatsbürgerschaft normativ auch die gleichen Rechte besaßen wie ihre früheren Herren?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition und Bedeutung von Rassismus
- Rassismus in Kolumbien zur Zeit des Befreiungskampfes
- Der Rassismus in Kolumbien nach 1852
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Rassismus gegenüber der afrikanischstämmigen Bevölkerung in Kolumbien während der Zeit der Unabhängigkeitsbewegungen Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Fokus liegt auf der Etablierung der Republik Großkolumbien und der Rolle von Simon Bolivar in der Abschaffung des Sklavenhandels. Die Arbeit analysiert, wie die politische Elite zu dieser Zeit über die Würde der Afrokolumbianer dachte und welche Gründe die Abschaffung der Sklaverei antrieben.
- Der Wandel des Rassismus im Kontext der Sklavenbefreiung
- Die Integration afrikanischstämmiger Menschen in die kolumbianische Gesellschaft
- Die Bedeutung von Bolivar für die Emanzipation der Sklaven
- Die Rolle des Verfassungskongresses von Cúcuta (1821)
- Die Auswirkungen des "free-womb-law" und der "Juntas de manumisión"
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung erläutert die Abschaffung der Sklaverei in Hispanoamerika und die Besonderheiten der Sklaverei in den Amerikas im Vergleich zu anderen Formen der unfreien Arbeit. Sie stellt die Verbindung zwischen Sklaverei und Rassismus heraus und zeigt die Bedeutung der Untersuchung des Rassismus im Kontext der Unabhängigkeitsbewegungen in Kolumbien auf.
Definition und Bedeutung von Rassismus
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Begriff des Rassismus und seiner Entwicklung im 19. Jahrhundert. Es untersucht die Entstehung des wissenschaftlichen Rassismus und die Verbindung von physischen und kulturellen Merkmalen in den Rassentheorien der Zeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Rassismus, Sklaverei, Unabhängigkeitsbewegungen, Großkolumbien, Simon Bolivar, Afrokolumbianer, "Society of Castas", "free-womb-law", "Juntas de manumisión", und der Entwicklung des Rassismus in Kolumbien vom 19. Jahrhundert bis zur Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1852.
- Quote paper
- Leon Keller (Author), 2010, Rassismus im Wandel? Zum Verbot der Sklaverei in Kolumbien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162747