Luise Rinsers "Abenteuer der Tugend" von 1957 ist ein Briefroman. Dargestellt werden Briefe, die die Ich-Erzählerin und Protagonistin Nina über einen Zeitraum von sechs Jahren, von Juli 1950 bis Juli 1956 an verschiedene Personen verfasst. Aus den Briefen gehen die Geschicke Ninas in dieser Zeit hervor. Zu Beginn des Romans heiratet sie, nach einigem Zaudern, ihren langjährigen Geliebten Maurice, einen ehemals drogenabhängigen Opernsänger, der bald der Alkoholsucht verfällt. Der Roman schildert Ninas schwierige und aufopferungsvolle Beziehung zu Maurice bis zu dessen Tod bei einem Autounfall. Gleichzeitig wird die geistige Entwicklung Ninas dargestellt, die in dieser Lebensphase von einem vagen Theismus zum Katholizismus, der Religion ihrer Kindheit, zurückfindet.
Die vorliegende Arbeit analysiert "Abenteuer der Tugend" im Hinblick auf die durch die Ich-Erzählerin postulierte 'katholische' Weltordnung. Die Untersuchung gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil werden die Grundzüge der von Nina entworfenen Weltordnung skizziert. Die wesentlichen Faktoren in diesem Zusammenhang sind: das Wirken einer göttlichen Ordnung, das Prinzip der göttlichen Gnade sowie die Opposition zwischen einer natürlichen und einer übernatürlich-katholischen Welt. Im zweiten Teil werden die Konsequenzen behandelt, die sich aus dieser Weltordnung für die Figuren der erzählten Welt – und insbesondere die weiblichen Figuren – ergeben. Im dritten Teil schließlich wird Ninas Weltordnung eine alternative, im Text ebenfalls gegebene, wenn auch vielleicht weniger augenfällige, Ordnung gegenübergestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Göttliche Ordnung, Prinzip der Gnade und übernatürlich-katholische Welt
- Die göttliche Ordnung und das Prinzip der Gnade
- Natürliche vs. übernatürliche Merkmale – Transformation des Menschen durch die göttliche Gnade
- Natürliche Welt vs. übernatürlich-katholische Welt der göttlichen Ordnung
- Nicht-katholische vs. katholische Sprache
- Der liebe Gott ist nicht allzu lieb – das Einwirken der göttlichen Ordnung auf das menschliche Leben
- Willensfreiheit
- Der Sinn des Lebens
- Die Sonderstellung der Frau
- Finale Motivierung vs. kausale Motivierung
- Finale Motivierung
- Zweifel an der durch Nina vorgegebenen Lesart, kausale Motivierung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Luise Rinsers Abenteuer der Tugend (1957) im Hinblick auf die von der Ich-Erzählerin Nina postulierte „katholische“ Weltordnung. Dabei werden die Grundzüge dieser Ordnung, die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Figuren der erzählten Welt und alternative Ordnungsvorstellungen im Text untersucht.
- Die von Nina entworfene „katholische“ Weltordnung und ihre zentralen Elemente (göttliche Ordnung, Prinzip der Gnade, natürliche vs. übernatürlich-katholische Welt)
- Die Auswirkungen dieser Ordnung auf das menschliche Leben und die Rolle der Frau
- Die Darstellung von Willensfreiheit und dem Sinn des Lebens im Rahmen der göttlichen Ordnung
- Die Gegenüberstellung von Ninas Weltordnung mit einer alternativen, im Text vorhandenen Ordnung
- Die Auseinandersetzung mit Ninas vage theistischen und letztlich katholischen Weltbild im Kontext des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Briefroman Abenteuer der Tugend und seine Hauptfiguren vor. Sie erläutert, wie die Geschichte Ninas von ihrer vagen theistischen Einstellung zu ihrem Rückfall in den katholischen Glauben ihrer Kindheit führt.
Das erste Kapitel beleuchtet die Grundzüge von Ninas „katholischen“ Weltordnung. Hierbei werden die zentrale Rolle der göttlichen Ordnung, das Prinzip der göttlichen Gnade sowie die Opposition zwischen einer natürlichen und einer übernatürlich-katholischen Welt diskutiert.
Das zweite Kapitel behandelt die Auswirkungen dieser Weltordnung auf die Figuren im Roman, insbesondere auf die weiblichen Figuren. Es analysiert die Themen Willensfreiheit, der Sinn des Lebens und die Sonderstellung der Frau in Ninas Weltbild.
Im dritten Kapitel wird Ninas Weltordnung einer alternativen Ordnung gegenübergestellt, die ebenfalls im Roman vorhanden ist. Dabei werden die Unterschiede zwischen einer finalen und einer kausalen Motivierung der Figuren beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen „katholische“ Weltordnung, göttliche Ordnung, Prinzip der Gnade, natürliche vs. übernatürlich-katholische Welt, Willensfreiheit, Sinn des Lebens, die Sonderstellung der Frau, finale vs. kausale Motivierung, Briefroman, Ich-Erzählerin, Luise Rinser, Abenteuer der Tugend.
- Arbeit zitieren
- Dominika Sobecki (Autor:in), 2010, Die Darstellung der 'katholischen' Weltordnung in Luise Rinsers "Abenteuer der Tugend", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162792