„Das kunstseidene Mädchen von Irmgard Keun“ – als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt, sagten mir weder der Titel noch die Autorin etwas. Ich fragte mich, was eine Autorin wohl dazu bewegt haben könnte, einer ihrer Figuren das Prädikat „kunstseiden“ aufzudrücken, das Assoziationen zu ‚minderer Qualität’, ‚schönem Schein’ und Oberflächlichkeit weckt und dieses Attribut ihrer Protagonistin sogar in den Titel aufzunehmen. Ich war nicht sonderlich gespannt auf die Geschichte, die sich dahinter verbergen mochte und musste schließlich feststellen, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte, ehe es ausgelesen war und mich seitdem auch nicht mehr losließ. Irmgard Keun fesselte mich durch ihren unkonventionellen und gewöhnungsbedürftigen Schreibstil, ließ mich die Höhen und Tiefen der Protagonistin unmittelbar mitfühlen, obwohl – oder vielleicht gerade weil – mir ihre Handlungen oft nicht nachvollziehbar, teilweise absurd erschienen. Um die Figur der Doris, ihren Lebensentwurf, ihre Möglichkeiten und ihren Werdegang verstehen zu können, musste ich mich zwangsläufig mit der Zeit auseinandersetzen, in der der Roman entstanden war und ebenso mit der Strömung, in die er einzuordnen war. Doch durch seine Unkonventionalität in allen nur denkbaren Bereichen öffnete Irmgard Keun mir quasi die Hintertür zu einer Zeit, wie sie von jungen, nach Unabhängigkeit strebenden Frauen erlebt und gelebt wurde: Sie gibt dem Leser die Chance eines im besten Sinne naiven, jugendlichen, lebenshungrigen Blicks auf eine Zukunft, die vermeintlich voller Möglichkeiten steckt, wenn man sich nur für niemandes Zwecke einspannen lässt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Charakterisierung des Romans
- 2.1. Allgemeine Kennzeichen
- 2.2. Einordnung des Romans in die Epoche der Neuen Sachlichkeit
- 3. Das kunstseidene Mädchen als Frauentyp der Weimarer Republik
- 3.1. Charakterisierung und Typbeschreibung der Protagonistin
- 3.2. Figurenkonstellation des Romans
- 3.3. Entwicklung oder Desillusionierung der Protagonistin?
- 4. Abschließende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht Irmgard Keuns Roman „Das kunstseidene Mädchen“ im Kontext der Weimarer Republik. Ziel ist es, die Protagonistin Doris zu charakterisieren und ihren Werdegang im Hinblick auf Entwicklung oder Desillusionierung zu analysieren. Die Einordnung des Romans in die Neue Sachlichkeit spielt dabei eine entscheidende Rolle.
- Charakterisierung der Protagonistin Doris und ihrer Entwicklung
- Analyse der Figurenkonstellation im Roman
- Einordnung des Romans in die literarische Strömung der Neuen Sachlichkeit
- Doris' Lebensentwurf und ihre Möglichkeiten im Kontext der Weimarer Republik
- Die Frage nach Entwicklung oder Desillusionierung der Protagonistin
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die anfängliche Faszination der Autorin mit dem Roman und seiner Protagonistin. Sie erläutert die Motivation der Arbeit, die darin besteht, Doris' Lebensweg und die Frage nach ihrer Entwicklung oder Desillusionierung zu untersuchen. Die Bedeutung des Romans im Kontext der Weimarer Republik und der Neuen Sachlichkeit wird angedeutet.
2. Charakterisierung des Romans: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die allgemeinen Kennzeichen des Romans, einschließlich seines Erscheinungsjahres, seiner Struktur und des Erzählstils. Es wird auf die Ich-Perspektive der Protagonistin und die nicht-lineare Erzählweise hingewiesen, welche die Geschichte eher als ein wechselvolles Auf und Ab darstellt, als eine Geschichte mit einem klassischen Spannungsbogen. Die Ähnlichkeit des Erzählstils mit einem Film wird betont.
2.1. Allgemeine Kennzeichen: Dieser Abschnitt vertieft die Charakterisierung des Romans durch eine detaillierte Analyse des Erzählstils und der Struktur. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Protagonistin Doris und ihrer Selbstwahrnehmung. Ihre Suche nach "Glanz" und dem idealen Partner wird als zentrales Motiv hervorgehoben. Die Aufteilung des Romans in drei annähernd gleichwertige Kapitel wird ebenfalls erwähnt.
2.2. Einordnung des Romans in die Epoche der Neuen Sachlichkeit: Dieser Abschnitt setzt sich mit der Einordnung des Romans in die literarische Strömung der Neuen Sachlichkeit auseinander. Er beschreibt den Begriff der Neuen Sachlichkeit und analysiert, inwieweit die Merkmale dieser Strömung auf „Das kunstseidene Mädchen“ zutreffen. Die Autorin diskutiert die Ambivalenz des Begriffs "Sachlichkeit" im Kontext von Emotion und die unterschiedlichen Interpretationen der Neuen Sachlichkeit, die zwischen einem pessimistischen und optimistischen Pol schwanken.
Schlüsselwörter
Das kunstseidene Mädchen, Irmgard Keun, Weimarer Republik, Neue Sachlichkeit, Frauentyp, Protagonistin, Doris, Entwicklung, Desillusionierung, Identität, Zeitroman, Ich-Erzählerin, Großstadtleben, Moderne.
Häufig gestellte Fragen zu Irmgard Keuns "Das kunstseidene Mädchen"
Was ist der Inhalt dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit analysiert Irmgard Keuns Roman "Das kunstseidene Mädchen" im Kontext der Weimarer Republik. Der Fokus liegt auf der Charakterisierung der Protagonistin Doris und der Analyse ihres Werdegangs im Hinblick auf Entwicklung oder Desillusionierung. Die Einordnung des Romans in die literarische Strömung der Neuen Sachlichkeit spielt eine zentrale Rolle.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Charakterisierung der Protagonistin Doris und ihrer Entwicklung, Analyse der Figurenkonstellation, Einordnung des Romans in die Neue Sachlichkeit, Doris' Lebensentwurf und Möglichkeiten in der Weimarer Republik, und die Frage nach Entwicklung oder Desillusionierung der Protagonistin.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Charakterisierung des Romans (inkl. allgemeiner Kennzeichen und Einordnung in die Neue Sachlichkeit), ein Kapitel über Doris als Frauentyp der Weimarer Republik (inkl. Charakterisierung, Figurenkonstellation und Entwicklung/Desillusionierung) und eine abschließende Betrachtung.
Wie wird der Roman in die Neue Sachlichkeit eingeordnet?
Die Arbeit untersucht, inwieweit die Merkmale der Neuen Sachlichkeit auf "Das kunstseidene Mädchen" zutreffen. Dabei wird die Ambivalenz des Begriffs "Sachlichkeit" im Kontext von Emotion und die unterschiedlichen Interpretationen der Neuen Sachlichkeit diskutiert.
Wie wird die Protagonistin Doris charakterisiert?
Die Arbeit charakterisiert Doris detailliert und analysiert ihre Entwicklung oder Desillusionierung im Laufe des Romans. Ihre Suche nach "Glanz" und dem idealen Partner wird als zentrales Motiv hervorgehoben.
Welche Erzähltechnik verwendet der Roman?
Der Roman verwendet eine Ich-Perspektive und eine nicht-lineare Erzählweise, die die Geschichte als ein wechselvolles Auf und Ab darstellt. Der Erzählstil wird mit dem eines Films verglichen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Das kunstseidene Mädchen, Irmgard Keun, Weimarer Republik, Neue Sachlichkeit, Frauentyp, Protagonistin, Doris, Entwicklung, Desillusionierung, Identität, Zeitroman, Ich-Erzählerin, Großstadtleben, Moderne.
Was ist das Ziel der Seminararbeit?
Das Ziel ist die Charakterisierung von Doris und die Analyse ihres Werdegangs im Hinblick auf Entwicklung oder Desillusionierung im Kontext der Weimarer Republik und der Neuen Sachlichkeit.
- Arbeit zitieren
- Manuela Wolf (Autor:in), 2003, Entwicklung oder Desillusionierung? "Das kunstseidene Mädchen" von Irmgard Keun als Frauentyp der Weimarer Republik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16281