Alexander S. Neill begründete 1921 in Leiston (nahe London) die „Summerhillschool“. Bekanntheit erlebte diese Schule allerdings erst Ende der 60er Jahre, in welchen betont oppositionale Erziehungsgedanken gesucht wurden. Neills Erziehungsidee berühmte durch sein Werk: „Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung“ (deutscher Titel). Mit „antiautoritär“ wurde und wird noch heute eher ein laissez fairer Erziehungsstil assoziert. Laissez faire bedeutet eigentlich: Gewährenlassen, Nichteinmischung bzw. „lasst sie machen, lasst sie gehen“. Konnotiert ist es jedoch meistens negativ: „lasst sie doch machen, ist mir doch egal.“ – und so wird auch mit dem Begriff der „antiautoritäre Erziehung“ eher Negatives verbunden. Verwunderlich ist jedoch, dass weder im Originaltitel1 dieses namhaft gewordenen Werkes, noch in den anderen Werken Neills je der Begriff „antiautoritär“ auftaucht. Neill gebraucht meist Wörter wie „frei“ oder „repressionsarm“ und sagt selbst: „Es ist der Titel des Verlags, nicht der meine. Verschiedene junge Deutsche versuchen, das Buch in ihrem Kampf für Kommunismus oder Sozialdemokratie oder was auch immer zu verwenden. Ich sage Ihnen, daß das Buch nichts mit Politik zu tun hat.“ (NEILL 1982, S. 246). Die deutschen Übersetzer benutzten diesen Begriff, weil sich so Neills populär gewordenes Werk besser verkaufen lies. Dem politischen Kampf und der Rhetorik der sozialistischen Studenten und Schüler war der Begriff „antiautoritär“ ein willkommenes Schlagwort, insbesondere wegen der Vorsilbe „anti“ und so dürfte an der Verbreitung des Wortes „antiautoritär“ das Taschenbuch Neills maßgeblich beteiligt gewesen sein. Doch was steckt tatsächlich im Erziehungskonzept Neills drin? In dieser Arbeit geht es mir nun um ein genaueres Hinsehen. Ziel dieser Arbeit ist es daher die Erziehungsgedanken bzw. die pädagogischen Schlagworte Neills vorzustellen (Kapitel 2-3), ihre biographischen Ursprünge nachzuzeichnen (Kapitel 4) und ihre schulpädagogische Umsetzung aufzuzeigen (Kapitel 5). Auf dieser Basis gehe ich dann im 6. Kapitel auf die – z.T. sehr polemische – Kritik gegenüber Neills Schlagworten ein, überprüfe diese und werte sie aus. Das letzte Kapitel (7.) versucht schließlich mögliche Verbindungen Neills Erziehungskonzeptes zur heutigen pädagogischen Praxis aufzuspüren. So lässt sich eventuell erkennen, inwiefern die so weit verbreiteten Negativkonnotationen der Erziehungsidee Neills eine Widerspiegelung in der Realität findet.
Inhaltsverzeichnis
- Was will diese Arbeit – eine Einleitung
- Was ist ein „Sommerhügel“? – Das Menschenbild A.S. Neills
- Entweder keins oder...
- ... der Mensch ist Gut!
- Schlagworte in der Pädagogik Neills
- Freiheit
- Glück
- Demokratie und die Freiheit der Anderen
- Vom Kinde aus
- Auf Ganzheit ausgerichtet.
- Biographische Einflüsse auf Neills Schlagworte.
- Gesellschaftlicher und religiöser Hintergrund.
- Einfluss auf seine Begriffe von Freiheit und Glück
- Angst und Züchtigung...
- Sexualtabus und katholische Kirche...
- Einfluss auf seine Vorstellungen „Vom Kinde-“ und auf Ganzheit aus
- Zusammenfassung
- Die Organisation der Schule hinsichtlich Neills Vorstellungen......
- Kritik und Missverständnisse und Kritik
- Zu viel Freiheit ist nicht normal.
- Neill ist Hedonist
- Neill ist ein Feind des Intellekts..
- Die Persönlichkeit Neills.
- ,,Theoretische Dürftigkeit“
- Was bleibt – heutige Betrachtung seiner Vorstellungen
- Weg vom Zwang
- Glück als Erinnerung und Prägung
- Emotionalität und Wissen.
- Demokratiefördernde Elemente
- Zusammenfassung..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Erziehungskonzept von Alexander S. Neill, dem Gründer der „Summerhill-Schule“. Sie analysiert Neills pädagogische Schlagworte, beleuchtet ihre biographischen Wurzeln und zeigt ihre schulpädagogische Umsetzung auf. Des Weiteren werden die Kritik an Neills Ideen untersucht und mögliche Verbindungen zu aktuellen pädagogischen Ansätzen aufgezeigt.
- Das Menschenbild von Alexander S. Neill und seine zentrale Rolle in der Entwicklung des Summerhill-Konzepts.
- Die pädagogischen Schlagworte Neills, insbesondere Freiheit, Glück und Demokratie.
- Die Organisation der Summerhill-Schule und ihre Umsetzung der pädagogischen Prinzipien.
- Die Kritik an Neills Konzept und die Herausforderungen seiner Umsetzung.
- Die Bedeutung von Neills Ideen für die heutige pädagogische Praxis.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 präsentiert das Menschenbild von Alexander S. Neill, das auf den Schlagworten Freiheit, Glück, Gemeinschaft, „Vom Kinde aus“ und Ganzheitlichkeit basiert. Kapitel 3 analysiert Neills pädagogische Schlagworte und ihre Bedeutung für seine Erziehungsidee. Kapitel 4 beleuchtet die biographischen Einflüsse auf Neills Erziehungskonzept, insbesondere seinen gesellschaftlichen und religiösen Hintergrund. Kapitel 5 erläutert die Organisation der Summerhill-Schule im Hinblick auf Neills pädagogische Vorstellungen. Kapitel 6 untersucht die Kritik an Neills Ideen und hinterfragt die Vorwürfe, die ihm entgegengebracht werden. Kapitel 7 beschäftigt sich mit der Frage, welche Relevanz Neills Erziehungskonzept für die heutige pädagogische Praxis hat.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Konzepte dieser Arbeit sind: Alexander S. Neill, Summerhill-Schule, antiautoritäre Erziehung, Freiheit, Glück, Demokratie, „Vom Kinde aus“, Ganzheitlichkeit, Kritik, Pädagogische Praxis.
- Quote paper
- Ronny Teschner (Author), 2004, Summerhill-Alexander Neills Schlagworte und deren schulpädagogische Umsetzung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162869