Der Ausgangspunkt der Gartenstadtbewegung ist in der Tatsache zu finden, dass im Gefolge der
Industrialisierung die traditionelle Bürgerstadt immer mehr an Bedeutung verlor. Seit dem zweiten
Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts war es an der Tagesordnung, dass Menschen auf der Suche nach
Arbeit in die Städte zogen. Dort in der engen, anonymen und planerisch kaum regulierten Stadt
suchten sie nach Existenzmöglichkeiten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Folgen,
ausgehend von dem enormen Bevölkerungszuwachs, zeigen sollten. Emissionen, die zunehmende
Belastung durch Verkehr, fehlende oder unzureichende soziale und sanitären Einrichtungen waren
Probleme mit denen die ehemals stolze Bürgerstadt, die nun in eine Massenstadt ausuferte, zu
kämpfen hatte. Zwischen 1870 und 1900 verdoppelte bzw. verdreifachte sich in den meisten
deutschen Städten die Bevölkerungszahl. Allein in Berlin nahm die Einwohnerzahl zwischen 1898
und 1908 um ca. 90.000 Menschen zu. Doch wer dachte, dass Planer und Architekten zuerst auf die
alarmierenden Zustände aufmerksam machten, irrte sich. Es waren Statistiker, Sozialreformer,
Mediziner und Hygieniker, die unter anderem mehr öffentliche Plätze mit Bäumen forderten.
Ausgehend von der Unzufriedenheit gegenüber der Entwicklung in den Großstädten, entstand schon
Mitte des 19. Jahrhunderts eine Suburbanisierungsbewegung. So waren es einige wenige
leistungsfähige Villenbesitzer, durch die, die Vorstadtentwicklung ihren Lauf nahm. Sie setzten der
„Steinwüste“ das „Grüne“ gegenüber. Ein Reformpaket wurde zuerst von verschiedenen
Sozialkritikern, wie dem Berliner Victor Aimé Huber oder dem Engländer Edward Bellamy
geschnürt. Allen gemein war die „Versöhnung der sozialen Gegensätze“, denn sie erkannten, dass
nicht nur die Leistungsfähigkeit der Arbeiter in Gefahr war, sondern auch die Wehrtüchtigkeit.
Einen Ausweg bot schließlich der Engländer Ebenezer Howard (1850-1928) mit seinem 1898
erschienenen Buch „Tomorrow. A Peaceful Path to Real Reform“. Er stellte der „grauen Stadt“ den
„blühenden Garten“ gegenüber.
Inhaltsverzeichnis
- Die Gartenstadtbewegung - Aufbruch zu neuen Ufern
- Die Entstehung der Gartenstadtbewegung
- Ebenezer Howard und das System der drei Magnete
- Die Gartenstadtbewegung in Deutschland
- Die Deutsche Gartenstadtgesellschaft
- Die Gartenstadt Hellerau
- Das Reformpaket Hellerau
- Die Gartenstadtbewegung nach dem Ersten Weltkrieg
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Gartenstadtbewegung als Antwort auf die Herausforderungen der Industrialisierung und Urbanisierung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Sie zeichnet den Entstehungsprozess der Bewegung nach, beleuchtet die zentrale Rolle von Ebenezer Howard und seine Vision der Gartenstadt als Alternative zur Großstadt, und analysiert die Rezeption und Umsetzung des Gartenstadtgedankens in Deutschland.
- Die Folgen der Industrialisierung und Urbanisierung für die städtische Lebenswelt
- Die Kritik an der traditionellen Bürgerstadt und die Suche nach neuen Wohnformen
- Ebenezer Howards Konzept der Gartenstadt und seine Umsetzung in Deutschland
- Die Bedeutung der Gartenstadtbewegung für die Stadtentwicklung und die Lebensreform
- Die Bedeutung der Gartenstadt Hellerau als Mustersiedlung
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet die Entstehung der Gartenstadtbewegung als Reaktion auf die negativen Folgen der Industrialisierung und Urbanisierung. Es werden die zentralen Herausforderungen der Großstädte wie Überbevölkerung, Umweltverschmutzung und soziale Ungleichheit dargestellt.
- Im zweiten Kapitel wird Ebenezer Howard als einer der wichtigsten Vordenker der Gartenstadtbewegung vorgestellt. Es werden seine Ideen zur Gestaltung einer idealen Stadt, die die Vorzüge von Stadt und Land miteinander verbindet, analysiert.
- Das dritte Kapitel untersucht die Rezeption und Umsetzung des Gartenstadtgedankens in Deutschland. Es wird die Gründung der Deutschen Gartenstadtgesellschaft und die Bedeutung von Persönlichkeiten wie Wilhelm Boelsche, Hugo Hoeppener und Karl Schmidt für die Verbreitung der Bewegung hervorgehoben.
- Das vierte Kapitel befasst sich mit der Gartenstadt Hellerau bei Dresden, die als Musterbeispiel für eine Gartenstadt gilt. Es wird die Planung und Architektur der Siedlung, sowie die Bedeutung der Lebensreformbewegung für die Gestaltung des täglichen Lebens der Bewohner, analysiert.
- Das fünfte Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Gartenstadtbewegung nach dem Ersten Weltkrieg. Es wird die Bedeutung der International Garden Cities and Town Planning Association und ihre Rolle bei der Verbreitung des Gartenstadtgedankens auf internationaler Ebene hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Gartenstadtbewegung, einem wichtigen Reformansatz im Kontext der Industrialisierung und Urbanisierung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die zentralen Themen sind die Kritik an der traditionellen Bürgerstadt, die Suche nach neuen Wohnformen, Ebenezer Howards Konzept der Gartenstadt, die Umsetzung des Gartenstadtgedankens in Deutschland, die Bedeutung der Lebensreformbewegung und die Rolle der Gartenstadt Hellerau als Mustersiedlung.
- Arbeit zitieren
- Juliane Felsch (Autor:in), 2009, Die Gartenstadtbewegung - Aufbruch zu neuen Ufern - , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162887