Ein Interview in einer Zeitschrift: Zwei Akteure aus der Politik diskutieren über ein aktuelles Thema. Führt dies zur Ausdifferenzierung unseres Meinungsbildes? Eine Sendung im Fernsehen: zwei Personen streiten sich, vertragen sich, lieben sich. Beeinflusst dies unsere zwischenmenschliche Kommunikation?
Medien können durchaus sozialisierende Effekte haben und als Orientierung dienen. Dies kann je nach sozialem Kontext und der Persönlichkeitsstruktur variieren. Da unser Alltag zunehmend von Medien dominiert wird, darf ihr Einfluss nicht unterschätzt werden. Wir können uns ihnen nicht entziehen und wollen es auch gar nicht mehr. Es stellt sich dabei aber nicht allein die Frage: was machen die Medien mit dem Menschen? Sondern viel entscheidender ist die Frage: was macht der Mensch mit den Medien? Denn der Mensch entscheidet über die Medieninhalte, die er nutzt und lässt sie bewusst in seiner Lebenswelt zu.
Die heutige Mediensituation lässt zudem die Grenzen zwischen Massen- und Individualkommunikation immer mehr verschwimmen. Man kann stellenweise nicht mehr unterscheiden, wer Produzent und Konsument ist. Insbesondere durch das Internet sind zahlreichen Formate entstanden, die es dem Otto Normalverbraucher ermöglichen sich selbst aktiv an der Generierung von Nachrichten und allgemeinen Beiträgen zu beteiligen. Im Jahr 2008 zählte die größte Blog-Suchmaschine Technorati über 184 Millionen Weblogs weltweit und es kommen täglich mehr hinzu. Auch etablierte Medien haben mittlerweile den Trend hin zu mehr Partizipation erkannt und ermöglichen den Rezipienten als sogenannte Bürgerjournalisten tätig zu sein. Und plötzlich sprach jeder vom Partizipativen Journalismus. Auch jetzt.de, das Jugendformat der Süddeutschen Zeitung, kann dazu gezählt werden.
Was bedeuten diese teilnehmenden Möglichkeiten nun für die Sozialisation? Wie verändern sich die Sozialisationsbedingungen? Und welche Rolle spielt jetzt.de im Prozess der Mediensozialisation? Um diese Fragen zumindest ansatzweise beantworten zu können, soll eine qualitative Befragung mit jetzt.de-Nutzern durchgeführt werden. Doch zunächst wird die theoretische Grundlage gebildet, indem der Prozess der Mediensozialisation genauer erläutert wird. Dabei wird auf die Defizite der bisherigen Forschung sowie mögliche mediale Sozialisationseffekte eingegangen...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung in die Mediensozialisation
- Der Mediensozialisationsprozess und mediale Sozialisationseffekte
- Wichtige Aspekte der Mediensozialisation
- Partizipativer Journalismus – ein Forschungsüberblick
- Formen des Partizipativen Journalismus'
- Nutzungsmotive der Bürgerjournalisten
- Zwischenfazit
- Der Forschungsgegenstand: jetzt.de
- Die Entwicklung von jetzt.de
- Das Format jetzt.de
- Die Nutzer von jetzt.de
- Mediensozialisation in Verbindung mit jetzt.de
- Untersuchungsdesign der qualitativen Befragung
- Forschungsfrage und Methodenwahl
- Erstellung des Interviewleitfadens
- Stichprobe und Kontaktaufnahme
- Durchführung und Auswertung der Interviews
- Erkenntnisse und Ergebnisse der qualitativen Befragung
- Der Zugang zu jetzt.de
- Die Nutzungsgewohnheiten der Befragten
- Partizipation als Eigennutz
- Identitätsbildende Anschlusskommunikation
- Gratifikationen und Nutzungsmotive der jetzt.de User
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Online-Formats "jetzt.de" im Prozess der Mediensozialisation. Sie befasst sich insbesondere mit den Nutzungsmotiven, den Partizipationsmöglichkeiten und den Sozialisationseffekten, die "jetzt.de" auf seine Nutzer hat. Die Untersuchung fokussiert auf die Frage, inwieweit "jetzt.de" als Plattform zur Meinungsbildung, zur Selbstfindung und zur Entwicklung von sozialen Identitäten dient.
- Der Prozess der Mediensozialisation und seine Effekte
- Partizipativer Journalismus und seine Bedeutung für die Sozialisation
- Die Nutzungsmotive und die Partizipationsformen von "jetzt.de" Nutzern
- Die Rolle von "jetzt.de" bei der Entwicklung von Selbst- und Fremdbildern
- Die Bedeutung von Anschlusskommunikation im Kontext von "jetzt.de"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert die Forschungsfrage und führt in das Thema ein. Im zweiten Kapitel wird der Prozess der Mediensozialisation mit seinen Phasen und Einflussfaktoren beleuchtet, wobei auf die Defizite der bisherigen Forschung und mögliche mediale Sozialisationseffekte eingegangen wird. Das dritte Kapitel bietet einen Überblick über den Partizipativen Journalismus, seine Formen, Nutzungsmotive der Bürgerjournalisten und relevanten Forschungsstudien. Kapitel 4 fokussiert auf die Entwicklung, das Format und die Nutzer von "jetzt.de". Kapitel 5 beleuchtet die Bedeutung von "jetzt.de" für die Mediensozialisation und überträgt Erkenntnisse der Sozialisationsforschung auf den speziellen Fall von "jetzt.de". Schließlich werden in Kapitel 6 das Untersuchungsdesign der qualitativen Befragung, die Forschungsfrage, die Methodenwahl, die Stichprobe, die Kontaktaufnahme und die Durchführung und Auswertung der Interviews dargestellt.
Schlüsselwörter
Mediensozialisation, Partizipativer Journalismus, "jetzt.de", Online-Format, Nutzungsmotive, Gratifikationen, Anschlusskommunikation, Identitätsbildung, qualitative Befragung, Sozialisationseffekte, Medienkompetenz.
- Quote paper
- Isabel Hoffmann (Author), 2009, Welche Rolle spielt jetzt.de im Prozess der Mediensozialisation?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162905